Liberec ist alles andere als bereit für die nordische WM 2009: Chaos und organisatorische Mängel bei der Generalprobe.
Wettkampfstätten als Baustellen, chaotische Organisation und wenig Schnee: Ein Jahr vor den nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Liberec haben sich die Organisatoren bei den Weltcups der Skispringer, Langläufer und Kombinierer blamiert. Der Austausch fast des gesamten Organisationskomitees im Sommer hat ein Chaos verursacht, das den Verantwortlichen im Weltverband FIS Sorgen macht. "Es war gut, dass die Wettbewerbe stattgefunden haben. Für die Organisatoren war es wichtig zu sehen, was alles nicht läuft", sagte Langlauf-Renndirektor Jürg Capol.
Mini-Auslauf
Das Langlaufstadion Vesec und das Sprungstadion am
Fuße des Jested bieten zwar eine optimale Infrastruktur mit kurzen Wegen aus
dem Stadtzentrum der 100.000 Einwohner-Stadt Liberec (Reichenberg) in
Nordböhmen, doch beide sind noch längst nicht fertig. So klagten die
Springer vor allem über einen zu kurzen Schanzenauslauf.
Hangrutschung
Ein Teil der Zuschauertribünen wurde nicht
installiert, weil der Hang abgerutscht ist. Außerdem ist die Anlage
windanfällig. "Mir sind freistehende Schanzen lieber, da weiß man
wenigstens, wo der Wind lang pfeift. Bei dieser eigentlich geschützten
Anlage hier kann sich der Wind aber verfangen und wird somit unberechenbar",
erklärte Kombinations-Renndirektor Ulrich Wehling und forderte,
Möglichkeiten auszuloten, Windfangnetze aufzubauen. Die Normalschanze, auf
der sowohl Springer als auch Kombinierer um WM-Medaillen kämpfen, wurde
bisher noch nicht im Weltcup getestet.
Schnee-Chaos
Die Langläufer schimpften über schmutzigen Schnee,
der ihnen die Ski ruinierte. Dieser war kurzfristig - dem Vernehmen nach
verbotenerweise aus einem Naturschutzgebiet - angefahren worden. An den
kalten Tagen im Dezember hatte man versäumt, Kunstschnee zu produzieren. Die
geplanten Strecken werden zwar als anspruchsvoll beschrieben, doch konnte
sie bisher keiner sehen noch testen. "Wir müssen unbedingt noch mal hierher
vor der WM, vielleicht bei der Tour de Ski. Nur so können sich noch Dinge
einspielen, die dringend notwendig sind", sagte Capol.
Verantwortliche ahnungslos
Das Personal fängt bei Null an. Nach
der Absetzung der Führung des Organisationskomitees (OK) und der
Inthronisierung von Olympiasiegerin Katerina Neumannova als OK-Präsidentin
verließen aus Protest fast alle Mitarbeiter den Stab. Die jetzigen
Verantwortlichen wiesen bei den WM-Tests Unkenntnis selbst in elementaren
Dingen nach.
Auch Besucher und Fans, besonders aus dem Ausland, sollten ihre Erwartungen herunterschrauben. Denn für Unterkünfte wurden schon bei den Weltcups exorbitant hohe und völlig überzogene Preise verlangt. Zudem dürften die überschaubaren gastronomischen Lokalitäten für den Ansturm nicht gewappnet sein.