Erstmals greift ein österreichischer Eishockey-Spieler nach dem Stanley Cup.
Die Philadelphia Flyers, der Club von Andreas Nödl, treffen ab Samstag (Ortszeit) im Finale der nordamerikanischen Profiliga NHL in einer "best of seven"-Serie auf die Chicago Blackhawks. Nödl ist vorerst nur Ersatz. Dennoch ist es "ein unglaubliches Gefühl, beim Stanley-Cup-Finale dabei zu sein", sagte der 23-Jährige.
Traum
Nödl war als Teenager nach Amerika gekommen, Gedanken an
den Stanley Cup waren da noch weit weg. "Wie ich vor sechs Jahren herüber
gekommen bin, habe ich nie gedacht, dass ich in sechs Jahren noch da bin.
Auch nicht in der NHL, und jetzt habe ich in der NHL Play-off gespielt. Es
ist irgendwie ein Traum, das hätte ich mir damals nicht gedacht", erinnerte
sich der Wiener.
Nödl absolvierte im Grunddurchgang zehn Spiele für die Flyers und kam auch im Play-off in zehn Spielen zum Einsatz. Darunter bei der historischen Aufholjagd in der zweiten Play-off-Runde gegen die Boston Bruins, in der die Flyers nach 0:3-Rückstand die Serie noch für sich entschieden haben. Nach drei Partien im Conference-Finale gegen die Montreal Canadiens musste der Stürmer aber den überraschend schnell genesenen Leistungsträgern Ian Laperriere und Jeff Carter Platz machen.
"Es sind zwei Seiten: Es ist bitter, weil ich gerne spielen würde. Aber auch die Freude, dass wir im Finale stehen", erklärte Nödl, der sich für alle Fälle bereit hält. Er weiß aber, dass im Team von Trainer Peter Laviolette wohl nur eine Chance auf Einsätze besteht, wenn entweder die Leistung der Mannschaft nicht passt oder sich ein Kollege verletzt. Und das will er auch wieder nicht, aber "es kann alles passieren."
Selbstvertrauen und Motivation
Unabhängig davon nimmt er viel
Selbstvertrauen und Motivation aus dieser Saison mit. "Der Trainer ist zu
mir gekommen und hat gesagt, dass die anderen statt mir spielen. Aber auch,
dass ich mir keine Sorgen machen muss, dass ich gut gespielt habe. Besser
als er erwartet hat und dass er stolz auf mich ist. Ich mag den Trainer
sehr. Er ist ein super Trainer, sehr kommunikativ", erklärte Nödl.
Sein Tagesablauf dreht sich derzeit nur um Training, Video-Studium, Essen, Schlafen und Fernsehen. Denn in den vergangenen Tagen ist die Hektik in Philadelphia noch ein bisschen mehr geworden. "Das Stanley-Cup-Finale ist schon etwas Anderes als das Conference-Finale", so der Wiener. Nervosität würde aber nicht herrschen. "Wir freuen uns auf das Spiel, wollen Spaß haben. Was kommt, kommt".
Viele Experten stufen die Flyers als Außenseiter ein, Nödl sieht das nicht so. "Chicago hat einen super Goalie, einige sehr gute Verteidiger, ausgeglichene Sturmlinien, die Tore schießen können. Sie sind sehr schnell und körperlich stark. Aber wir haben auch eine super Mannschaft, sind ähnlich tief, haben drei torgefährliche Linien. Wir wollen sie mit einer harten Gangart frustrieren", beschreibt er die Erwartungen.
Offene Fragen
Frühestens am kommenden Freitag (4. Juni) und
spätestens eine Woche später (11. Juni) steht der neue Eishockey-Champion
fest. Ob im Fall eines Triumphs der Flyers auch erstmals der Name eines
österreichischen Spielers auf dem Stanley-Cup eingraviert werden würde, ist
aber offen. Denn nach den Regeln der NHL muss ein Spieler zumindest die
Hälfte der Partien im Grunddurchgang (also 41 Spiele) oder zumindest ein
Spiel im Finale absolviert haben. Doch das Management der siegreichen
Mannschaft kann noch weitere Namen beantragen.
Aber darüber hat sich Nödl noch keine konkreten Gedanken gemacht. Genauso wenig, ob er mit dem Pokal nach Wien kommen würde. Denn jeder Stanley-Cup-Sieger bekommt die Trophäe für einen Tag und kann sie mitnehmen, wohin er will. Bisher hat der Pokal auf seiner Weltreise in den vergangenen Jahrzehnten immer einen Bogen um Österreich gemacht.