Nödl drehte mit Flyers 0:3-Rückstand noch in Aufstieg um - das Interview.
Andreas Nödl hat am Freitag mit den Philadelphia Flyers nach 0:3-Rückstand in der "best of seven"-Serie die Boston Bruins mit 4:3-Siegen ausgeschaltet und das Conference-Finale der NHL erreicht. Ab Sonntag geht es gegen die Montreal Canadiens um den Einzug in das Finale um den Stanley Cup, das große Ziel des 23-jährigen Wieners. Vor dem ersten Spiel gegen Montreal gab er im Gespräch Einblick in die Stimmung in Philadelphia, in seine Rolle im Team und dass er und seine Kollegen immer überzeugt waren, Boston zu schlagen.
Frage: Sie haben am Freitag mit den Philadelphia Flyers Geschichte geschrieben
(Anm.: erst der dritte Club, der nach 0:3 noch aufgestiegen ist). Was war
danach los in Philadelphia?
Nödl: "Bei der Ankunft waren um
2:00 Uhr in der Früh rund 500 Fans am Flughafen, in den Flyers-Trikots.
Das wird am Sonntag gegen Montreal eine super Stimmung in der Halle. Wir
Spieler sind mit dem eigenen Flieger angekommen, wir haben im Flieger
gegessen und nach Hause. Um 2:00 Uhr kannst du eh nichts mehr machen, und
wir mussten am nächsten Tag um 11:00 Uhr wieder in der Halle sein. Wir haben trainiert,
über Montreal gesprochen, was wir machen wollen, welche Strategie wir
anlegen."
Frage: War es in der Mannschaft ein Thema, dass ein 0:3 nur ganz selten
aufgeholt wurde?
Nödl: "Wir haben eigentlich nicht darüber
gesprochen. Wir haben auch nach den drei Niederlagen an uns geglaubt. Wir
haben auch da gut gespielt, hatten aber nicht das Glück und haben dumme
Gegentore bekommen."
Frage: Was war entscheidend für die Wende?
Nödl:
"Wir haben vor dem vierten Spiel gesagt, wir spielen ohne Druck und
geben alles, was wir haben. Wir hatten nichts zu verlieren. Nach dem ersten
Sieg in der Overtime haben wir im nächsten Spiel in Boston gemerkt,
dass sie sehr nervös gespielt haben. Sie waren schon müde, ein bisschen
angeschlagen, weil wir viel auf den Körper gespielt haben. Das kostet
viel Energie. Nach unserem dritten Sieg waren wir dann sehr selbstbewusst.
Wir haben gewusst, dass wir am Freitag gewinnen werden. Auch nachdem wir 0:3
zurücklagen. Wir haben gewusst, wir können drei Tore schießen, müssen
halt hinten dicht machen."
Frage: Sie hatten in einem Spiel die meisten Checks. Ist das Ihre Hauptaufgabe,
dem Gegner die Energie zu nehmen?
Nödl: "Ja, wir müssen
jedem Gegner auf die Nerven gehen. Unsere Linie (Anm.: mit Blair Betts und
Darroll Powe) muss einfach spielen, keine Fehler machen, die Scheibe ins
Angriffsdrittel bringen und probieren, auf das Tor zu schießen. Ich bin auch
in Unterzahl drangekommen, meine Arbeit war sehr defensiv."
Frage: Dabei haben Sie früher viele Tore gemacht und Punkte
geliefert. Wird das so bleiben oder glauben Sie, dass Sie auch wieder offensivere
Rollen bekommen?
Nödl: "Ich würde sagen, ich bin noch sehr
jung, erst 23. Mit der Zeit wird es auch offensiver kommen. Aber die Flyers
haben sehr viele gute Spieler, da ist sehr wenig Platz in den ersten zwei,
drei Linien. Man wird sehen, was kommt."
Frage: Sie sind nach dem Grunddurchgang als Ersatz nach Philadelphia gekommen.
Haben Sie mit einem Einsatz gerechnet?
Nödl: "Nein,
überhaupt nicht. Aber es haben sich zwei Stürmer verletzt. Für
mich war es dann gut, dass ich schon die ganze Woche mit den Flyers
trainiert habe. Im ersten Drittel im ersten Spiel war ich dann schon nervös,
aber ich habe schon ein bisschen NHL-Erfahrung. Das Problem war mehr, dass
ich drei Wochen nicht gespielt habe, und das Tempo im Play-off ist gegenüber
dem Grunddurchgang ein Riesenunterschied. Aber ich habe mich im Play-off gut
verkauft."
Frage: Haben Sie sich in der Hierarchie damit schon ein bisschen nach oben
gespielt.
Nödl: "Ich glaube schon. Am Freitag hat der
Trainer (Anm.: Peter Laviolette) gesagt, dass er stolz auf mich ist, dass
ich so weiter machen soll. Manchmal bekomme ich weniger Eiszeit. Es kommt
darauf an, wie es steht. Wenn wir hinten sind, dann spielen die ersten zwei Linien
mehr. Aber ich bin zufrieden."
Frage: Peter Laviolette hat Sie im Dezember ins Farmteam geschickt, als
er John Stevens abgelöst hat.
Nödl: "Stevens war sicher
ein Förderer von mir. Er hat mich geholt, als ich noch sehr jung war.
Laviolette hat mich nicht gekannt und wir haben viele Spiele verloren. Da
hat er mir nicht die Chance gegeben. Aber jetzt habe ich die Chance bekommen
und glaube, ich habe sie auch genützt und ihn überzeugt."
Frage: Was zeichnet Laviolette aus?
Nödl: "Er ist ein
sehr genauer Trainer. Wir schauen sehr viel, was die anderen machen, wie sie
spielen. Und er will, dass wir sehr aggressiv spielen, viel checken, viel
attackieren."
Frage: Was erwarten Sie nun gegen Montreal?
Nödl:
"Wir haben Heimvorteil, spielen immer gut gegen sie. Aber es wird eine
spannende Serie, die wird sicher über sechs oder sieben Spiele gehen.
Wenn du es so weit schaffst, dann muss das Ziel der Stanley Cup sein. Aber
jetzt müssen wir einmal Montreal schlagen."