Ex-Skirennläuferin und Sportspsychologin Mitterwallner erklärt Phänomen Hirschers.
Die ehemalige Skirennläuferin und Sportpsychologin Christiane Mitterwallner erklärt für ÖSTERREICH die phänomenale mentale Stärke von Marcel Hirscher.
ÖSTERREICH: Wie muss man ticken, um ein Comeback wie Marcel Hirscher zu schaffen?
Christiane Mitterwallner: Damit konnte nach dem Knöchelbruch niemand rechnen. Es gibt eine Fülle von Faktoren, die zu dem Erfolg geführt haben, es ist sicherlich komplex zu sehen.
Ein wesentlicher Punkt ist aber ganz bestimmt: Hirscher ist bereit, den völligen Preis für den Erfolg zu bezahlen. Viele andere Sportler sind sich nicht bewusst wie viel eine Sportlerkarriere „kosten“ wird.
ÖSTERREICH: Hirscher gilt als harter Arbeiter an sich selbst.
Mitterwallner: Ja, er tüftelt jeden Tag an sich. An seinem Körper, seinem Geist, seiner Präsentation nach Außen. Er ist sehr überlegt und sehr besonnen und hat eine für den ÖSV außergewöhnlich langfristige Denkweise.
ÖSTERREICH: Langfristig denken – kann man so Rückschläge besser überwinden?
Mitterwallner: Seine strategische Ausrichtung ist enorm klug und klar. So ein Team wie das von Hirscher gibt es auch selten. Ich kenne einige der Mitglieder, die tüfteln ständig an Verbesserungen. Hirscher kann auch sehr gut sein Team führen, eine Fähigkeit, die in Zukunft im Skisport gefragt sein wird.
ÖSTERREICH: Was kann sich Otto Normalverbraucher von Hirscher abschauen?
Mitterwallner: Das Hirscher-Team ist ein grandioses Beispiel dafür, welche Leistungen möglich sind, wenn man sich die richtigen Rahmenbedingungen schafft.
Das passt auch zu dem Manager, der bestimmte Leistungen erbringen soll – für die Schaffung der Rahmenbedingungen ist er zum Teil auch selbst verantwortlich. Das gilt auch für alltägliche Ziele „normaler“ Menschen.
Interview: F. Godovits