Kuusamo

Kofler siegt vor Morgenstern

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ÖSV-Adler in Überform: Kofler siegt vor Morgenstern, Ammann Dritter.

Kuusamo war endlich ein sehr guter Boden für die ÖSV-Nordischen. Nach dem Teamerfolg der Skispringer und dem Sieg von Kombinierer Felix Gottwald sorgten am Sonntag Andreas Kofler und Thomas Morgenstern mit einem Doppelsieg für einen perfekten Ausklang des Saisonauftakts. Kofler, der Olympia-Zweite von 2006, feierte mit 2,9 Punkten Vorsprung auf den damaligen Olympiasieger seinen insgesamt dritten Weltcupsieg.

Trainingsleistungen umgesetzt
Kofler, der stets etwas im Schatten von Gregor Schlierenzauer und Morgenstern stand, bestätigte in der ersten Einzelkonkurrenz seine starken Leistungen in der Vorbereitung und im Teambewerb. Mit 145,5 und 143,5 Metern war der 26-jährige Tourneesieger diesmal die Nummer eins. Der vierfache Olympiasieger und Pokalverteidiger Simon Ammann (SUI) wurde seinem Ruf als Wettkampftyp gerecht und klassierte sich mit zuvor nur vier Schneesprüngen in den Beinen an der dritten Stelle, aber schon 21,1 Punkte hinter Kofler.

Kofler strahlte nach dem Sieg, der ihm erstmals das Gelbe Trikot einbrachte. "Ich habe schon beim Aufwärmen eine Vorfreude gespürt. Den Auftakt kann man sich nicht besser wünschen, das ist vielversprechend", meinte der Tiroler. "Ich habe jetzt viel Druck weggenommen, kann entspannter in die nächsten Springen gehen."

Nerven hielten
Der zweifache Team-Olympiasieger saß als Letzter oben auf dem Balken, Morgenstern führte nach einem 145,5 m-Flug. "Da habe ich gewusst, dass die Bedingungen gut sind und mich gefreut, das es weit gehen wird", erklärte Kofler, der keinen Gedanken an einen möglichen Sieg verschwendet hatte. Nachher freute er sich umso mehr: "Diese Position taugt mir."

Morgenstern jubelte
Morgenstern, der sein Herangehen an den Sport verändert hat, sich nicht mehr nur an Ergebnissen messen lassen will, freute sich auch über Platz zwei. "Das ist wie ein Sieg. Wenn man sich nach der Landung über einen tollen Sprung freuen kann, ist das ein super Gefühl", betonte der 24-jährige Kärntner. "Es taugt mir, dass ich im Wettkampf alles so umsetzen konnte."

Pointner bleibt gelassen
ÖSV-Trainer Alexander Pointner war keineswegs überrascht ob der Dominanz seiner Athleten. "Auf diesem Niveau muss man alles richtig machen, wenn man vorne sein will", erklärte der Coach. Er hob das Spitzenduo hervor, ohne deren Kollegen zu vergessen. "Das war souverän, da war viel Ruhe und Sicherheit dabei und dann spielt man sich ein  bisschen."

Enttäuschung bei Schlieri
Gregor Schlierenzauer erlebte an diesem Nachmittag beide Seiten. Nach einem 141,5-m-Sprung und Rang vier im ersten Durchgang lächelte der Ex-Weltcupsieger, nach dem Finale verließ er wortlos den Auslauf. Die Enden der Ski des 20-Jährigen hatten sich in der Luft berührt, er landete schon bei 121,5 Metern und fiel auf den 14. Rang zurück. "Gregor ist auf einem Level mit dem Spitzenduo, wenn so was in einer so sensiblen Phase passiert, kann man es nicht mehr kaschieren", sagte Pointner.

Drittbester ÖSV-Springer war Manuel Fettner als Zehnter, Wolfgang Loitzl verbesserte sich nach verpatztem ersten Sprung (21.) an die 16. Stelle. "Vielleicht war ich beim ersten etwas übermotiviert, der zweite Sprung war wieder sehr gut", sagte der Normalschanzen-Weltmeister.

Kreuzbandriss bei Zauner
Der Steirer David Zauner hat bei seinem Trainingssturz am Mittwoch in Lillehammer doch eine schwerwiegende Verletzung erlitten. Bei einer MRI-Untersuchung im Krankenhaus Leoben wurde nach der Rückkehr des ÖSV-Skispringers aus Kuusamo ein Kreuzbandriss im linken Knie festgestellt. Der 25-Jährige wollte sich für eine Entscheidung über eine Operation Zeit nehmen.

"Ich habe jene Diagnose bekommen, vor der jeder Sportler Angst hat", sagte Zauner, der selbst gemeint hatte, im Knie sei nichts gerissen. Der frühere Nordische Kombinierer war vor seiner zweiten Saison als Spezialspringer in sehr guter Form gewesen. Er tendierte zu einer konservativen Behandlung ohne Operation, um möglichst früh auf die Schanze zurückkehren zu können. Eine Operation würde eine rund sechsmonatige Pause erzwingen. "Für so eine Entscheidung muss man sich aber genügend Zeit nehmen", sagte Zauner.

Finne Olli gesperrt
Der finnische Skispringer Harri Olli ist wegen einer obszönen Geste gegen die Jury für einen Weltcup-Bewerb gesperrt worden. Olli hatte nach der missglückten Qualifikation am Sonntag in Kuusamo den Mittelfinger Richtung Schanzenturm erhoben, weil seiner Meinung nach die Ampel bei sehr schlechten Bedingungen auf Grün geschaltet worden war. Die FIS sperrte den Heißsporn für den nächsten Bewerb am Mittwoch in Kuopio.

Olli hatte bereits 2008 für Schlagzeilen gesorgt, als er bei der Skiflug-WM in Oberstdorf der offiziellen Mannschaftsfeier fernblieb und sich stattdessen anderweitig vergnügte. Später tauchte er betrunken doch bei der Party auf und wurde für den Rest der Saison aus dem Team gestellt.

Endstand

1. Andreas Kofler (47) AUT 331.2 Punkte
2. Thomas Morgenstern (48) AUT 328.3
3. Simon Ammann (50) SUI 310.1
4. Johan Remen Evensen (37) NOR 301.4
5. Matti Hautamäki (31) FIN 300.0
6. Ville Larinto (9) FIN 296.2
7. Tom Hilde (32) NOR 286.6
8. Daiki Ito (39) JPN 285.4
9. Adam Malysz (46) POL 282.1
10. Anders Jacobsen (44) NOR 281.3
10. Manuel Fettner (22) AUT 281.3
12. Peter Prevc (26) SLO 279.4
13. Anders Bardal (25) NOR 279.3
14. Gregor Schlierenzauer (49) AUT 277.7
15. Björn Einar Romören (42) NOR 276.1
16. Wolfgang Loitzl (45) AUT 273.7
17. Jakub Janda (35) CZE 269.6
18. Roman Koudelka (11) CZE 269.1
19. Shohei Tochimoto (29) JPN 268.5
20. Emmanuel Chedal (40) FRA 268.4
21. Jan Matura (17) CZE 264.7
22. Denis Kornilov (12) RUS 262.5
23. Noriaki Kasai (38) JPN 256.5
24. Martin Koch (43) AUT 254.6
25. Fumihisa Yumoto (23) JPN 253.6
26. Taku Takeuchi (18) JPN 242.4
27. Juha-Matti Ruuskanen (3) FIN 241.4
28. Primoz Pikl (14) SLO 240.4
29. Severin Freund (21) GER 232.8
30. Michael Neumayer (36) GER 126.1
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