Beaver Creek

Lara Gut fährt allen davon - ÖSV stark

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ÖSV-Läuferin Görgl nach Rang 2 disqualifiziert.

Nur die zum Saisonstart in Überform agierende Lara Gut hat am Samstag im Super-G von Beaver Creek einen Mehrfach-Erfolg der ÖSV-Damen verhindert. Die Schweizerin gewann erneut überlegen, diesmal vor den starken Österreicherinnen, die mit Anna Fenninger und Nicole Hosp die Plätze 2 und 3 belegten. Pech hatte Elisabeth Görgl, die als ursprüngliche 2. wegen eines zu breiten Skis disqualifiziert wurde.

Guts neuerlicher Triumph erfolgte quasi mit Ansage, die Schweizerin ist ganz offensichtlich in der Form ihres Lebens. Auch am Samstag fuhr die Gewinnerin des Auftakt-RTL von Sölden und der Freitag-Abfahrt in Beaver Creek bei neuerlichem Prachtwetter und optimaler Piste in einer eigenen Liga. Nur Fenninger (0,92) hielt den Rückstand unter einer Sekunde.

"Das ist eine Piste, auf der man kämpfen muss. Da ist es nicht so schlimm, wenn man Fehler macht", beschrieb Gut ihre neuerliche Triumphfahrt. Jetzt hat die in ihren drei Saisonrennen ungeschlagen gebliebene Tessinerin schon genau so viele Weltcuprennen gewonnen wie in ihrer ganzen Karriere davor. "Bisher hatte ich nur einen Sieg pro Saison, jetzt sind es schon drei", freute sich Gut. "Aber morgen geht es von Neuem los."

"In dieser Form kenne ich sie noch nicht", nickte auch Fenninger anerkennend. Die Salzburgerin legte nach Platz fünf in der Abfahrt eine neuerliche Steigerung hin. "Es geht immer noch besser, aber natürlich bin ich zufrieden", sagte Fenninger, die trotz enormer Dauer-Belastung in der Höhenlage Colorados ("Anstrengender ist aber die Nervenbelastung vor den Rennen") zuversichtlich für den Riesentorlauf, ihre stärkste Disziplin, ist. "Aber natürlich ist Lara auch da die Favoritin.

Wie Hosp war Fenninger nach dem spektakulären Rennen mit einigen Ausfällen (u.a. Nicole Schmidhofer und Tina Weirather) auf der neuen Damen-WM-Piste 2015 vor allem aus einem Grund zufrieden. "Kein perfekter Lauf und dennoch vorne dabei, das ist gut", sagte die beiden unisono. "Es war bis auf Liz ein guter Tag für unser Team", meinte Fenninger, schränkte aber ein: "Ich mag es aber nicht, vorgereiht zu werden nur weil eine disqualifiziert wurde."

Elisabeth Görgl wurde disqualifiziert
Görgl wäre erstmals seit ihrem WM-Triumph 2011 in Garmisch wieder in einem Spezial-Super-G auf das Podest gefahren. Die Steireirn wurde aber wegen ihres im Schaufelbereich um 0,12 Millimeter zu breiten (Head-) Skis disqualifiziert.

"Im Mittelteil bin ich die Schwünge so gefahren wie ich sie oben auch fahren wollte", hatte die 32-Jährige zunächst noch zufrieden gemeint. "Diese Über-Breite hat mit der Leistung von Elisabeth überhaupt nichts zu tun", relativierte Hans Pum. "Wenn man mit der Feile zweimal runterfährt, ist alles in der Norm. Es war ein neuer Ski, das ist übersehen worden", erklärte der ÖSV-Sportdirektor.

Der Verantwortliche der Firma habe sich entschuldigt, berichtete Pum. "Es ist schade für die Lizz, sie ist entsprechend traurig", führte Pum weiter aus. "Alle Teams kämpfen im Grenzbereich, da geht man mit dem Material eben ans Limit."

Durch Görgls Pech erbte Hosp einen Platz auf dem Podium. "Es tut mir natürlich leid für Elisabeth. Aber es gibt eben diese Regeln", erklärte die Tirolerin. Hosp selbst hatte ihre Startnummer eins gut ausgenutzt. "Für mich wäre auch Platz vier okay gewesen, denn die Fahrt war nicht optimal", sagt sie nach der Streichung von Görgl.

Hosp hat nun ihr 500-Punkte-Ziel praktisch erreicht, verzichtet aber wie Marlies Schild dennoch am Sonntag auf den Riesentorlauf in Beaver Creek. Die Tirolerin hat die Disziplin, in der sie ihr erstes Weltcuprennen gewonnen hat und einst Weltmeisterin geworden ist, derzeit ad acta gelegt.

"Ich habe extrem viel Energie hineingesteckt und bin trotzdem mit der Nummer weit zurückgefallen. Es hat mich einfach zu viel Energie gekostet", erklärte die Bichlbacherin. Zu Gut fiel ihr ein: "Sie ist dabei, sogar Tina Mazes Vorjahres Saison zu toppen, was eigentlich gar nicht geht. Aber sie ist auf einem guten Weg dorthin."

Damen Super G in Beaver Creek

1. Lara Gut (18) SUI 01:18.42
2. Elisabeth Görgl (9)** AUT +00.90
3. Anna Fenninger (21) AUT +00.92
4. Nicole Hosp (1) AUT +01.11
5. Ilka Stuhec (3) SLO +01.25
6. Nadia Fanchini (5) ITA +01.28
7. Dominique Gisin (14) SUI +01.51
8. Sofia Goggia (26) ITA +01.54
9. Maria Höfl-Riesch (19) GER +01.65
10. Fabienne Suter (17) SUI +01.69

**disqualifiziert

Auf Seite 2: ÖSV verzichtet auf Protest

0,12 Millimeter! Also rund ein Zehntel-Millimeter Übermaß im Schaufelbereich ihres Skis hat dazu geführt, dass Elisabeth Görgl am Samstag als Zweite des Super-G von Beaver Creek disqualifiziert worden ist und damit ihren ersten Podestplatz in dieser Disziplin seit ihrem WM-Gold 2011 wieder verloren hat. Auf einen Protest hat die ÖSV-Teamführung aber verzichtet.

"Ich hätte höchstens gegen das Mess-System Einspruch erheben können. Aber was hätte das gebracht?", sagte ÖSV-Damenchef Jürgen Kriechbaum nach der Kontrolle durch die FIS und die von Renndirektor Atle Skaardal ausgesprochene Disqualifikation. Ein einziger Feilenschliff hätte laut Insidern offenbar genügt, um das Problem zu beseitigen.

Maximal 95 Millimeter dürfen die Super-G-Ski der Damen im Vorderbereich breit sein. Die FIS-Verantwortlichen gehen bei der Kontrolle zweistufig vor. Zunächst wird eine 94,88 Millimeter breite Lehre über den Schaufelbereich gelegt. Geht diese nicht darüber, wird mit einem auf Hundertstel genauen Messgerät nachgeprüft.

Die Ski-Serviceleute versuchen bei der Vorbereitung der Rennski die Maße dadurch einzuhalten, dass sie einen Toleranzbereich einbauen. "Man geht natürlich trotzdem ans Limit und wo Menschen werken, passieren auch Fehler", bedauerte Kriechbaum. "Head ist ein sehr verlässlicher Partner, bisher hat es noch nie etwas gegeben", sagte Kriechbaum über die Skifirma, die in Beaver Creek von ÖSV-Exrennläufer Christian Greber hauptverantwortlich vertreten wird.

Kriechbaum und Abfahrtschef Florian Winkler litten vor allem mit Görgl. "Das ist bitter für Liz, weil sie selbst am wenigsten dafür kann", sagte Kriechbaum und Winkler ergänzte. "Liz hat so hart dafür gearbeitet und nun keine Belohnung bekommen. 80 Punkte sind weg, das jetzt ist wie ein Ausfall. So etwas ist vor allem mental schwer wegzustecken."

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