Der Tournee-Triumphator blickt in die Zukunft: Wolfgang Loitzl ist sich sicher: "Mir geht das Gas nicht aus", so der Steirer.
Wolfgang Loitzl hat sich binnen einer Woche vom sieglosen Geheimfavoriten zum überlegenen Tournee-Triumphator entwickelt. "Es ist in den vergangenen Tagen so viel Positives auf mich eingestürzt, ich werde eine gewisse Zeit brauchen, um das zu verarbeiten", erklärte Loitzl in Bischofshofen nach seinem dritten Erfolg in Serie. "Jetzt gehöre ich ganz vorne dazu. Man macht den Sport ja weil man gewinnen will, erfolgreich sein will. Das ist mir aber fast ein wenig zu schnell gegangen", so der Steirer, der erst bei seiner 13. Vierschanzen-Tournee so richtig aufblühte.
"Gas geht nicht aus"
Nach dem nicht erwarteten
Tournee-Coup revidierte Loitzl seine weiteren Saisonziele nach oben. "Ich
bin jetzt im Gesamtweltcup einen Punkt hinter Gregor (Schlierenzauer, Anm.)
Dritter. Ich bin mir sicher, dass mir das Gas nicht ausgehen wird", lautet
die Kampfansage Loitzls an Schlierenzauer und den führenden fünffachen
Saisonsieger Simon Ammann. Auch für die Weltmeisterschaft in Liberec rechnet
er sich nun einiges aus. "Ich habe jetzt die Gewissheit, dass ich jederzeit
ganz oben stehen kann."
"Ich habe die ersten drei Springen zum wichtigsten Zeitpunkt gewonnen", stellte der frisch gebackene Tournee-Sieger klar. Loitzl, der in einer Woche seinen 29. Geburtstag feiert, hatte sich lange gedulden müssen, ehe ihm in seinem 223. Weltcup-Bewerb der erste Erfolg gelang. Eine verpatzte Landung im ersten Durchgang in Oberstdorf, die ihm 1,2 Punkte hinter dem späteren Gesamt-Zweiten Ammann Platz zwei eingebracht hatte, verhinderte im Nachhinein betrachtet Siege auf allen vier Schanzen. Den "Grand Slam" hat bisher nur der Deutsche Sven Hannawald geschafft (2001/02).
Zweifel nach dem Probedurchgang
Dem weinte Loitzl aber keine
Träne nach. "Wer weiß, was gewesen wäre, wenn ich schon in Oberstdorf
gewonnen hätte. Es war eine Tournee, die nicht besser hätte verlaufen
können", bekräftigte der Steirer. Nach dem Premierensieg in
Garmisch-Partenkirchen und dem zweiten in Innsbruck habe er erst in
Bischofshofen Druck verspürt. "Im Wettkampf hatte ich keine Probleme. Nach
dem Probedurchgang hatte ich jedoch ein wenig Zweifel", so Loitzl, der fast
zehn Meter kürzer als Ammann und Schlierenzauer gesprungen war.
Diese Zweifel räumte er dann im ersten Wertungsdurchgang mit einem 142,5-m-Flug, der ihm mit fünfmal 20,0 eine historische Höchstnote einbrachte, eindrucksvoll aus. "Das war der wichtigste Sprung der Tournee. Danach war ich mir erstmals ganz sicher, dass es reicht", so Loitzl. Eine weitere Höchstweite im zweiten Durchgang sicherte ihm endgültig den dritten Tagessieg und den schließlich überlegenen Tournee-Gesamterfolg vor dem Schweizer Ammann und Schlierenzauer.
Skifliegen geht in Kulm weiter
Bereits in zwei Tagen, in denen
er erst einmal zur Ruhe kommen wolle, um das Erreichte zu verarbeiten, geht
es für den Tourneesieger mit dem Skifliegen in seiner Heimat am Kulm bei Bad
Mitterndorf/Tauplitz weiter. "Mal schauen, ob sie mich noch nach Bad
Mitterndorf hineinlassen werden", scherzte Loitzl, dessen Frau Marika bei
dieser Tournee erstmals im Stadion die Daumen gedrückt hatte.
"Das wird eine tolle Veranstaltung, mit viel Zuschauerzuspruch", sagte Loitzl, der seine Siegchancen auch im Skifliegen gestiegen sieht. Regen Zuspruch erlebte auch die ORF-Live-Berichterstattung aus Bischofshofen. Bis zu 1,430 Millionen TV-Zuschauer sahen den zweiten Durchgang, im Durchschnitt waren es 1,313 Millionen (58 Prozent Marktanteil). Was nach den Olympia-Bewerben 2002 bzw. 2006 den dritthöchsten Wert für ein Skispringen seit 1995 bedeutet.