Skifliegen

Morgenstern fliegt allen davon

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Morgenstern in Harrachov erstmals Sieger im Skifliegen.

Thomas Morgenstern hat den durch den Tourneesieg erhaltenen Aufwind zu Höhenflügen auf einer der größten Schanzen genützt. Der 24-Jährige triumphierte am Sonntag in Harrachov erstmals auch im Skifliegen. Nach dem zweiten Rang am Vortag hinter seinem Landsmann Martin Koch feierte der Kärntner mit Weiten von 211,5 und 193,0 Metern und 10,1 Punkten Vorsprung auf den Schweizer Weltmeister Simon Ammann (215,5 gerodelt und 197,5 m) seinen insgesamt 21. Weltcupsieg, den siebenten der WM-Saison.

 

Thomas Morgenstern springt zum Sieg

 

Morgenstern führt in der Weltcup-Gesamtwertung vor den zwei Konkurrenzen am Wochenende in Sapporo (Japan) mit 402 Punkten Vorsprung auf Pokalverteidiger Ammann, der den im Riesengebirge fehlenden Andreas Kofler (462 zurück) überholte. Wolfgang Loitzl schaffte als Fünfter (212,5/182) nach dem zweiten Halbzeit-Rang sein bestes Skiflug-Resultat, Koch (197,5/164,5) musste sich bei schwierigen Bedingungen 24 Stunden nach seinem Premieren-Erfolg mit dem neunten Rang begnügen.

Jubel
  Am Samstag hatte sich Morgenstern mit seinem Freund Koch über dessen ersten Erfolg im 225. Weltcup-Bewerb gefreut, am Sonntag jubelte er selbst. Damit schafften die ÖSV-"Adler" dank zweier Premieren just am Teufelsberg das Double, auf dem zuvor nur ein einziger Sieg durch Andreas Goldberger gelungen war. Und in der "ewigen" Bestenliste an Weltcupsiegen ließ Morgenstern auch Goldberger hinter sich und ist nun alleiniger Achter.

   Morgenstern, der den Privatpilotenschein besitzt, galt trotz Einzel-WM-Bronze am Kulm 2006 und Team-Gold 2008 und 2010 nicht als Inbegriff des Fliegers. Doch in Harrachov war er die Nummer eins. "Unglaublich, Thomas Morgenstern wird zum Skiflieger, das freut mich irrsinnig", meinte der dreifache Olympiasieger.

Gute Flüge
  Er habe während des gesamten Wochenendes gute Flüge gezeigt und Spaß gehabt, sagte Morgenstern. "Es waren schwierige Bedingungen, aber ich bin bei mir geblieben. Eines der Ziele, die ich noch gerne erreicht hätte, ist jetzt Realität geworden." Ganz so überraschend sei die Stärke auf einer Skiflugschanze freilich nicht. "Ich habe bei der WM am Kulm meine erste Einzelmedaille gemacht und gewusst, dass ich auch da stark sein kann", betonte der Athlet des SV Villach. "Jetzt ist es endgültig in meinem Herzen drin, dass ich auch gut skifliegen kann."

   Das Gefühl nach dem bisher besten Flug seiner Karriere im ersten Durchgang sei etwas Besonderes gewesen, meinte Morgenstern. "Das sind jene Momente, wo dich plötzlich die Luft anpackt und eine unsichtbare Hand zieht dich nach oben, das kann man dann so richtig genießen."

Loitzl wieder gut
  Loitzl schloss im ersten Durchgang an den vortägigen Finalsprung und den erstklassigen Probedurchgang an und war nach dem weitesten gestandenen Sprung des Bewerbs Zweiter. Im Finale gelang ihm wie Koch kein da capo, der Kärntner war bei den aktuellen extremen Rückenwind-Bedingungen chancenlos. Die Enttäuschung hielt sich in Grenzen, denn das Hochgefühl des Vortages überstrahlte alles. "Der zweite Sprung am Samstag war einfach nur ein geiles Gefühl, das sind die Momente, warum ich Skifliegen so liebe", hatte der 28-Jährige erklärt.

   Der Vortags-Fünfte Gregor Schlierenzauer landete zwei Tage nach dem 21. Geburtstag in seinem 100. Weltcupbewerb an der 13. Stelle, nachdem er im Probedurchgang erst bei 214 m aufgesetzt hatte. Der Stubaier zeigte jedoch, dass er nach seiner Knieverletzung auf dem Weg zurück ist. Er hatte sich erst kurzfristig für ein Antreten entschlossen und war am Samstag zufrieden. "Diese Entscheidung hat sich als goldrichtig erwiesen. Es überwiegt die Freude, wieder an die Weltspitze anzuklopfen."
 

 

Ergebnis

1. Thomas Morgenstern (AUT)    414,5 (211,5/193,0)
 2. Simon Ammann (SUI)          404,4 (215,5/197,5)
 3. Roman Koudelka (CZE)        401,2 (208,5/211,0)
 4. Adam Malysz (POL)           388,2 (201,0/183,5)
 5. Wolfgang Loitzl (AUT)       386,0 (212,5/182,0)
 6. Robert Kranjec (SLO)        377,0 (196,0/186,0)
 7. Tom Hilde (NOR)             367,4 (193,0/191,0)
 8. Björn Einar Romören (NOR)   365,6 (193,5/181,0)
 9. Martin Koch (AUT)           365,5 (197,5/164,5)
10. Borek Sedlak (CZE)          363,7 (192,0/183,0)
11. Michael Neumayer (GER)      362,8 (187,5/185,0)
12. Ole Marius Ingvaldsen (NOR) 357,1 (182,0/197,0)
13. Gregor Schlierenzauer (AUT) 354,6 (198,5/169,0)
14. Kamil Stoch (POL)           353,9 (193,5/180,5)
15. Olli Muotka (FIN)           352,5 (186,5/183,5)
16. Johan Remen Evensen (NOR)   348,1 (196,5/167,5)
17. Jurij Tepes (SLO)           328,6 (199,0/153,0)
18. Stefan Hula (POL)           322,3 (164,5/182,5)
19. Martin Schmitt (GER)        317,2 (188,5/158,0)
20. Jan Matura (CZE)            317,1 (168,0/173,0)
21. Andrea Morassi (ITA)        302,3 (206,5/133,0)
22. Maximilian Mechler (GER)    300,2 (177,0/153,0)
23. Tomaz Naglic (SLO)          298,0 (168,0/159,5)
24. Stefan Thurnbichler (AUT)   296,8 (157,0/177,5)
25. Vergard Sklett (NOR)        295,6 (162,5/172,5)
26. Denis Kornilow (RUS)        290,6 (173,5/147,0)
27. Lukas Hlava (CZE)           284,7 (166,5/152,5)
28. Mario Innauer (AUT)         278,0 (154,0/168,5)
29. Matti Hautamäki (FIN)       268,4 (159,5/136,0)
30. Fredrik Balkaasen (SWE)     255,8 (172,5/126,0)
 

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