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Olympia 2018: IOC schließt Russland aus

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IOC greift hart gegen die Russen durch - lässt aber Hintertürchen offen.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat das russische Olympia-Team von den Winterspielen 2018 im südkoreanischen Pyeongchang ausgeschlossen. Das entschied die Exekutive des Internationalen Olympischen Komitees auf ihrer Sitzung am Dienstag in Lausanne.

"Es war ein beispielloser Angriff auf die Integrität der Olympischen Bewegung sowie des Sports", sagte IOC-Präsident Thomas Bach. Darum habe man Sanktionen für die systematische Manipulation mit Doping ausgesprochen. "Dies soll einen Strich unter die schädigende Episode ziehen, als Katlaysator für einen von der WADA geleiteten effektiveren Anti-Doping-Kampf dienen."

Es gibt allerdings ein Hintertürchen: Das IOC teilte mit, dass einzelne Athleten "unter strengen Auflagen" und neutraler Flagge antreten dürfen. Diese eingeladenen Aktiven sollen nach Beschluss der IOC-Exekutive unter dem Namen "Olympischer Athlet von Russland (OAR)" antreten. Die Bezeichnung ist auch als Aufschrift für die Wettkampf-Utensilien dieser Sportler vorgesehen. Bei Zeremonien wird für die Olympia-Hymne gespielt.

Präsident Wladimir Putin, dem eine enge Verbindung zu Bach nachgesagt wird, hatte jene neutrale Teilnahme schon im Vorfeld als "Erniedrigung" abgetan. Ein Komplett-Ausschluss - es wäre der erste in der 121-jährigen Olympia-Geschichte aufgrund von Doping-Verstößen - blieb Russland erspart.

Russland kann Einspruch einlegen

Außerdem wurde der frühere Sportminister Witali Mutko, aktuell Vizepremier, Chef des russischen Fußball-Verbandes und WM-Organisationschef, für alle zukünftigen Spiele ausgeschlossen. Das IOC hat auch entschieden, ROC-Präsident Alexander Schukow zu suspendieren. Jener kündigte für russische Sportler an, dass beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) berufen werde.

Schukow gab übrdies an, dass russische Olympia-Sportler am nächsten Dienstag (12. Dezember) entscheiden werden, ob sie zu den Winterspielen nach Pyeongchang fahren oder nicht. Zu der "Olympischen Versammlung" sollten die potenziellen Teilnehmer, Trainer und Verbandsvertreter kommen, sagte der Funktionär der Agentur Tass zufolge.

Bach wiederum bedauere alle "sauberen Athleten" anderer Länder, die Opfer der russischen Manipulation geworden seien. Das IOC hatte zwei Ausschüsse eingesetzt, um die Dopingvorwürfe gegen Russland noch genauer zu untersuchen. Eines der Gremien unter Vorsitz des Schweizers Samuel Schmid untersucht die Verstrickungen des Staates in das Doping-Programm.

Ein anderer Ausschuss unter dem IOC-Mitglied Denis Oswald prüft die individuelle Beteiligung von Athleten und verhängte bereits eine Reihe von Sanktionen. Das russische Olympia-Team bei den Winterspielen 2014 in Sotschi verlor bisher 11 von 33 Medaillen - darunter viermal Gold - und fiel damit im Medaillenspiegel dieser Spiele vom ersten auf den vierten Platz zurück. Bisher 25 russische Sotschi-Teilnehmer wurden lebenslang gesperrt.

Langer Schatten über Fußball-WM

Dem IOC liegen Beweise vor, dass russischen Sportlern mit einem staatlich unterstützten Dopingprogramm zu Medaillengewinnen verholfen wurde. Zentrale Erkenntnisse finden sich im McLaren-Bericht der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), benannt nach dem kanadischen Juristen Richard McLaren.

ÖOC-Präsident Karl Stoss begrüßte das klare Bekenntnis des IOC für einen Schutz der sauberen Athleten. "Dass einzelne Athleten - unter strengen Auflagen - Starterlaubnis erhalten, macht aber natürlich Sinn: Wer über einen längeren Zeitraum nachweislich fair gespielt hat, das heißt nach internationalen Regeln, dazu unbescholten ist, verdient auch eine faire Behandlung", sagte das IOC-Mitglied.

Die staatlichen Fernsehsender in Russland haben bereits auf die Sperre reagiert: Sie werden die Winterspiele nicht übertragen. Das teilte die Pressestelle der TV-Holding (WGTRK) am Dienstag in Moskau mit.

Mutko
© Reuters

Die IOC-Entscheidung überschattet auch Russlands Ausrichtung der Fußball-WM vom 14. Juni bis 15. Juli 2018. Mutko (siehe Bild oben) steht dem Organisationskomitee des Titelkampfes vor und ist auch Präsident des russischen Fußball-Verbandes. Der Fußball-Weltverband FIFA sieht die Vorbereitungen auf die WM allerdings nicht beeinträchtigt.

Die Reaktionen zum Ausschluss

Karl Stoss (ÖOC-Präsident): "Wir begrüßen das klare Bekenntnis des IOC für einen Schutz der sauberen Athleten. Dass einzelne Athleten - unter strengen Auflagen - Starterlaubnis erhalten, macht aber natürlich Sinn: Wer über einen längeren Zeitraum nachweislich fair gespielt hat, das heißt nach internationalen Regeln, dazu unbescholten ist, verdient auch eine faire Behandlung."

USOC (Olympisches Komitee der USA via Twitter): "Das IOC hat eine starke und prinzipientreue Entscheidung getroffen. Es gab keine perfekten Optionen, aber diese Entscheidung wird es eindeutig weniger wahrscheinlich machen, dass dies jemals wieder passiert."

Alexander Schubkow (Präsident des russischen Bob-Verbands; Schubkow wurden beide Goldmedaillen von Sotschi 2014 aberkannt, er ist lebenslang für Olympia gesperrt): "Ich bin einfach geschockt, was passiert ist und von der Entscheidung von Thomas Bach unser Land und unsere Sportler betreffend."

Dmitri Swischtschew (Präsident des russischen Curling-Verbands): "Ich betrachte diese IOC-Entscheidung als unprofessionell. Ich bin überzeugt, dass sie unter Druck gemacht worden ist. Irgendwer brauchte, dass Russland nicht an den Spielen teilnimmt. Diese Entscheidung kann und sollte man anfechten, denn sie bestimmt über das Schicksal einer ganzen Generation von Sportlern und Trainern."

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