1051 Tage nach dem Horrorsturz (beide Unterschenkel gebrochen) flog Max Franz mit über 20 Paar Van-Deer-Skiern im Gepäck zum Schnee-Training nach Chile. Dort will der Kärntner den letzten Schritt Richtung Comeback-Wunder machen.
Das Timing könnte nicht besser sein. Eine leichte Infektion, die sich Max beim "Einschwingen" in Saas Fee geholt hatte, konnte er in den vergangenen Tagen daheim auskurieren, ehe es diese Woche nach Chile ging.
Dass der 35-jährige Kärntner fast drei Jahre nach dem Horrorsturz beim Super-G-Training in Copper Mountain (beide Unterschenkel gebrochen; schwere Sprunggelenk- und Gefäßverletzungen) fünf Operationen und vielen Rückschlägen zurück im ÖSV-Teamtraining ist und die letzte Comeback-Stufe zündet, gleicht einem Wunder.
oe24: Max, mit welchem Gefühl steigen Sie ins Flugzeug Richtung Santiago de Chile?
MAX FRANZ: Ich hab es kaum erwarten können. In der Gruppe vom Werner (Franz, d. Red.) fühle ich mich sehr gut aufgehoben. Er hat selbst auch viele Verletzungen gehabt und kann sich gut in meine Situation reinversetzen. Er hat mir schon in der Zeit, bevor er Trainer war, viel geholfen.
"Im Training geht's zum ersten Mal über die Unfallstelle ..."
oe24: Das erste Speedrennen der Saison wäre der Super-G in Copper Mountain am 27. November. Peilen Sie tatsächlich ausgerechnet auf dem Berg, auf dem Sie so schwer gestürzt sind, Ihr Comeback an?
FRANZ: Der Wunsch ist da, aber es ist noch sehr weit weg. Damit das realistisch wird, brauch ich noch einige Kilometer. Ich muss die Sicherheit von früher wiederfinden, muss das Setup meiner Ski finden. Wenn ich wieder am Start stehe muss ich wissen: Das passt jetzt, und ich bin wieder bereit, alles zu geben. Das muss ich mir noch erkämpfen. Und davor muss ich noch in die Quali und schneller sein als die anderen. Und im Training zum ersten Mal drüber über die Unfallstelle ...
oe24: Ein Wiedersehen mit dieser Stelle gab's ja schon ...
FRANZ: Ich war im Sommer mit den Wanderschuhen dort. Ich hab mir die Stelle angeschaut, um den Sturz endgültig zu verarbeiten. Es war okay, ich hab keine negativen Gefühle mehr gehabt und die wunderschöne Gegend ohne Schnee genossen. Es war richtig cool dort oben.
oe24: Was fehlt Ihnen noch für ein Comeback?
FRANZ: Das erfahre ich hoffentlich jetzt beim Schneetraining. Ich muss mich Schritt für Schritt herantasten. Der nächste wichtige Schritt sind Zeitläufe. Ich muss wissen: Sind wir schon dabei? Wo muss ich noch aufholen? Diese spannenden Fragen gilt es in den nächsten Wochen zu klären. Bis jetzt hab ich ja noch keine Vergleichszeiten mit meinen Kollegen.
oe24: Und welches Gefühl haben Sie nach so langer Zeit?
FRANZ: Natürlich fährt eine große Ungewissheit mit. Aber ich glaub schon, dass ich anschließen kann ... Seit Saalbach (bei der WM war Franz Vorläufer bei Damen-Speedrennen, d. Red.) ist doch einiges weitergegangen.
oe24: Damals klagten Sie über Probleme mit der hypersensiblen linken Fußsohle ...
FRANZ: Das Chilipflaster muss ich noch nach wie vor einmal im Monat nehmen, sonst sind die Schmerzen zu groß.
oe24: Wobei schon Ihr Auftritt als Vorläufer in Saalbach mehr war, als Ihnen die meisten nach dem schweren Sturz im November 2022 zugetraut hatten ...
FRANZ: Ich hab immer gesagt: Wann ich aufhöre, das entscheide ich. Und solang es mich juckt und ich spüre, dass noch was weitergeht, geb ich nicht auf!
Der Ski-Weltcup startet für die Herren am 26. Oktober mit dem RTL in Sölden. Erster Speed-Bewerb ist der Super-G in Copper Mountain (USA) am 27. November, der Abfahrts-Auftakt erfolgt am 4./5. Dezember in Beaver Creek.