Pleiten-Saison

ÖSV-Boss rechnet gnadenlos ab: "Ski-Können mangelhaft"

Herbert Mandl, der Alpin-Chef des Österreichischen Skiverbands (ÖSV), ließ beim Saisonfinale im „Sport und Talk aus dem Hangar 7“ kein Blatt vor den Mund.  

Klare Worte, harte Analysen – und ein Eingeständnis: Der ÖSV hat ein Problem. Zwar strahlte die Heim-WM in Saalbach noch einmal in hellem Glanz, doch die Weltcup-Saison offenbarte schonungslos die Schwächen der einstigen Ski-Dominatoren.

Historisches Tief der Herren – nur die WM rettete die Bilanz

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Bei den Herren gab es in dieser Saison lange Zeit keinen einzigen Weltcup-Sieg – ein Debakel für die stolze Ski-Nation. Erst im Finale sorgten Lukas Feurstein und Raphael Haaser mit einem Doppelsieg im Super-G für Erlösung. Doch das ändert nichts am Gesamtbild: Im Riesenslalom hinken sowohl Männer als auch Frauen der Weltspitze hinterher. Vincent Kriechmayr, einst eine Garantie für Podestplätze, landete nur auf Rang zwölf im Gesamtweltcup. Bei den Damen war Conny Hütter mit Platz neun die beste Österreicherin – auch das kein Grund zum Jubeln.

Mandl im Klartext: „Die WM täuscht nicht über unsere Probleme hinweg“

„Ganz zufrieden sind wir mit der Weltcup-Saison nicht“, räumte Mandl unumwunden ein. Zwar habe die WM in Saalbach perfekt funktioniert – „da haben es alle auf den Punkt gebracht“ –, doch das sei nur ein kurzer Höhenflug gewesen. „Die WM kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass unter der Saison nicht immer alles gepasst hat“, so der ÖSV-Chef. „Wir haben alle Hände voll zu tun. Wir sind von der Schweiz sehr weit weg.“

Denn während Österreich kämpfte, feierten die Schweizer Ski-Stars eine Triumphfahrt nach der anderen. Marco Odermatt, Loïc Meillard & Co. setzten Maßstäbe – und Mandl weiß: „Diese Kometen kommen nicht von irgendwo. Das ist das Ergebnis von Kontinuität.“

Die großen Baustellen des ÖSV

Fehlende Siegläufer: „Wir haben eine kompakte Mannschaft, aber die Siegläufer sind weniger“, analysierte Mandl. Viele Talente hätten zwar Potenzial, fänden aber keinen Flow. „Im Slalom reicht es oft, nicht das letzte Risiko zu gehen – und trotzdem aufs Podium zu kommen. In der Abfahrt braucht es Selbstvertrauen, das kommt nicht einfach so.“

Riesenslalom – die Achillesferse: „Da kann man nichts beschönigen, das ist unser größtes Problem“, gestand Mandl. „Vielleicht fehlt es am skifahrerischen Können. Es wird zu früh an Toren trainiert, die Läufer brauchen mehr Gefühl für den Ski.“

Nachwuchssorgen: Das strenge Auswahlverfahren des ÖSV, das Athleten meist nur bei Stärke in zwei Disziplinen berücksichtigt, bremse junge Talente aus. „Die Jungen sind für zwei Disziplinen zu schwach, also konzentrieren sie sich auf eine. Das macht unseren Kader zwar breit, aber nicht unbedingt stärker.“

Trainingsmangel: „Wir haben zu wenig Skizeit“, klagte Mandl. Während andere Nationen auf Hallen zurückgreifen könnten, schrumpften die Trainingsmöglichkeiten auf heimischen Gletschern. „Wir brauchen doppelt so lange, um Läufer zu entwickeln.“

Lichtblicke – und die Hoffnung auf eine Wende

Trotz der Kritik sieht Mandl auch Fortschritte: „Wir haben jetzt Maßnahmen ergriffen, um die Technik-Ausbildung zu verbessern.“ Und manchmal, so der ÖSV-Chef, könne ein einziger Ausnahmeathlet alles verändern – „wie einst Marcel Hirscher“.

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