oe24-Interview

"Ohne den Olympiasieg wär ich nicht der Franz Klammer von heute"

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Am Samstag feiert Franz Klammer seinen 70er – richtig krachen lässt es der Abfahrts-Olympiasieger von 1976 vier Tage später beim Legendenrennen plus Apres-Ski-Party in Bad Kleinkirchheim. Für oe24 nahm sich der Ski-Kaiser für das große Geburtstagsinterview Zeit.

oe24: Der-Klammer-Kinofilm im ORF, Dokus, Legendenrennen – den Bildern von Ihrem Olympiasieg 1976 kann man dieser Tage nicht entgehen. Wissen Sie eigentlich, wo sich der legendäre gelbe Rennanzug befindet?
FRANZ KLAMMER: Da muss ich die Eva fragen (seine Ehefrau, d. Red.), zuletzt war er in irgendeiner Ausstellung.

oe24: Und die Goldmedaille?
KLAMMER: Die ist, glaub ich, in Wien. Ich hoffe, ich finde Sie bis zu meinem Geburtstagsfest, die sollt ich mitnehmen. Bevor Sie weiter fragen: Den Helm von damals gibt es definitiv nicht mehr. Und die Schuhe hab ich am Dachboden gefunden. Als ich die Schnallen zumachen wollte, sind sie in tausend Teile zerfallen.

oe24: Wie oft haben Sie „Klammer – Chasing the Line gesehen?“
KLAMMER: Mindestens sechs Mal, wobei ich immer wieder neue spannende Details entdecke. Es ist eine tolle Zeitreise in die 70er-Jahre.

oe24: Mein Lieblingscharakter im Film ist der aufbrausende Skiproduzent Pepi Fischer. Heute wäre es unvorstellbar, dass ein Ski-Boss einen Tag vor dem wichtigsten Rennen (Olympia-Abfahrt 1976) einem Rennläufer einen bestimmten Ski aufzwingen will. War das damals wirklich so?
KLAMMER: Pepi Fischer war, sagen wir, sehr bestimmend. Der wollte unbedingt, dass ich den Lochski fahre. Und wie im Film zu sehen, hat er den Ski auch den Italienern angeboten.

oe24: Wie geht’s Ihnen, wenn Sie die Bilder von damals sehen?
KLAMMER: Unterschiedlich. Manchmal fühl ich mich jung wie damals, dann wieder sehr alt. Aber den 70er fühl ich ganz selten.

oe24: Gerhard Berger meinte anlässlich seines letzten runden Geburtstags, er sei glücklich, dass er immer das machen durfte, was er wollte …
KLAMMER: Genau das würde ich auch sagen. Wobei ich schon sagen muss, dass mein Olympiasieg 1976 der Tupfen auf dem i war. Ohne den hätte mein Leben einen anderen Verlauf genommen, ohne den wär ich nicht die Person die ich heute bin, ohne den wär ich nicht der Franz Klammer von heute.

"Heute hat jeder einen Pressesprecher, der alles vorgibt"

oe24: Sie meinten unlängst sinngemäß, dass es zu Ihrer Zeit weniger ernsthaft zugegangen wäre …
KLAMMER: Die Rennen sind auch wir ernsthaft gefahren. Wenn ich die TV-Bilder mit den gefrorenen Strohballen am Rand seh, wird mir wieder bewusst, was wir aufs Spiel gesetzt haben. Aber das Rundherum war lockerer. Wir waren Amateure und Kameraden, heute hast du das Gefühl, dass es nur mehr um viel Geld geht. Heute hat jeder einen Pressesprecher, der ihm vorgibt, was er zu sagen hat, weil jeder Satz politisch unkorrekt sein könnte. Dazu kommt das ganze Social-Media-Zeug. So gesehen ist es sehr unlustig geworden.

oe24: Und Rennen werden von Klima-Aktivisten unterbrochen …
KLAMMER: … vollkommen unnötig. Die reisen hunderte Kilometer zu Veranstaltungen und blockieren dort alles, womit sie der Umwelt nix Gutes tun. Die verursachen genau das, was sie bekritteln.

oe24: Auch zu Ihrem Geburtstag wird es einen Riesen-Auflauf geben. Waren Sie sofort für das Legendenrennen inklusive Feier zu haben?
KLAMMER: Das gehört doch dazu. Bad Kleinkirchheim und Kärnten sind mit der Idee gekommen, und wenn ich zu so was ja sag, dann mach ich’s gscheit und auch gern. Das ist mir lieber, als wenn ich groß überrascht werde.

oe24: Wird man dort auch Ihre Familie treffen?
KLAMMER: Alle sind dabei: Auch die Eva, meine Töchter und meine Enkelkinder.

oe24: Um die sich zurzeit alles zu drehen scheint …
KLAMMER: Das Opa-Dasein füllt mich echt aus – vielleicht will ich meinen Enkerln das zurückgeben, was sich als Vater nicht ausgegangen ist. Damals war ich ja ständig unterwegs. Heute kommt die Familie ganz vorn - vor Golfen und Skifahren.

oe24: Sind Sie wie viele ehemalige Skirennläufer inzwischen mehr „Team Sommer“?
KLAMMER: Diese Phase hatte ich vielleicht kurz, nachdem ich mit dem Rennfahren aufgehört hab. Aber jetzt ist mir das Skifahren schon wichtiger. Es gibt nix Schöneres. Skifahren ist mein Leben, meine Bestimmung.

oe24: Haben Sie zu früh aufgehört?
KLAMMER: Nein. Ich bin 13 Weltcupsaisonen gefahren (und war 31 Jahre alt, d. Red.) – jetzt fahren sie bis 40. Das hätt ich mir nie vorstellen können. Es hat alles perfekt gepasst.

oe24: Und wie werden Sie Ihr Rennen am 7. Dezember anlegen, welche Tipps haben Sie für die Legenden?
KLAMMER: Ich werde mich schon bemühen. Damit es für die Alten schwierig wird - für die Jungen wird’s aber noch schwieriger, weil die können nicht so langsam fahren wie ich (lacht).

oe24: Werden Sie im Rennanzug starten?
KLAMMER: Im Rennanzug zeig ich mich nicht mehr.

oe24: Wobei man glauben könnte, dass Ihnen der legendäre gelbe Rennanzug noch passen könnte.
KLAMMER: Das glaub ich nicht. An den Oberschenkeln würde er flattern und beim Bauch nicht mehr zugehen.

  

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