Dass die Saslong entschärft wurde, erzürnt die Rennfahrerinnen.
Die Ski-Damen haben am Montag erstmals mit der Saslong-Piste in Gröden Bekanntschaft gemacht. Die verkürzte, entschärfte Variante im Gegensatz zur klassischen Herren-Strecke fand aber nicht bei allen Anklang. "Es ist eine Damen-Abfahrt", sagte Ramona Siebenhofer, die Schnellste des Vormittagstrainings. "Sehr leicht zum Fahren", meinte Anna Veith. "Lässig", urteilte dagegen Stephanie Venier.
"Ein bisschen mehr Tempo wäre cool gewesen", meinte Nicole Schmidhofer nach der ersten Session auf der "Saslong light". Im zweiten Training fuhr sie hinter der tschechischen Super-G-Olympiasiegerin Ester Ledecka und der Südtiroler Lokalmatadorin Nicole Delago die drittschnellste Zeit. Ledecka hatte am Samstag noch den Snowboard-Riesentorlauf in Cortina d'Ampezzo gewonnen.
Nur Sprint-Abfahrt
Die Damen-Rennen in Gröden - Abfahrt am Dienstag (12.30 Uhr), Super-G am Mittwoch (11.00 Uhr) - werden von der Sochers-Mauer gestartet. Die Kamelbuckel werden umfahren, und auch die Wellen in der Ciaslat wurden etwas gebändigt. Die Strecke ist mit 2.165 Metern offizieller Länge 1.280 Meter kürzer als die Herren-Abfahrt und auch etwas kürzer als der Herren-Super-G. Die Zeit lag bei rund 1:25 Minuten.
"Es wäre schon interessant gewesen, wenn wir wenigstens vom Herren-Super-G-Start weggefahren wären, dass wir ein bisschen einen Schwung bekommen. Ich bin jetzt nicht der Mega-Springer, aber das ist fast ein bisschen unspannend", bemängelte Schmidhofer.
Langsam und leicht
Noch härter mit ihrem Urteil war Veith. "Im Moment ist es keine schwere Damen-Abfahrt, und auch eher langsam", gab die zweifache Gesamtweltcup-Siegerin zu Protokoll. "Ich bin hergekommen mit der Meinung, dass es eine technisch schwierige Abfahrt wird." Veith verbesserte sich im zweiten Training von Platz 30 auf 18 und wusste, dass sie bei diesen Bedingungen eine Menge Arbeit vor sich hat. Am Dienstag (10.00 Uhr) findet noch ein drittes Training vor der dritten Abfahrt in diesem Weltcup-Winter statt.
"In der Ciaslat sind schon Wellen, giftige Wellen auch", sagte Siebenhofer. "Aber ich denke, man ist vom Tempo nicht so hoch, weil wir doch ein bisschen weiter herunten wegfahren und die Kamelbuckel mit Kurven bewältigen und nicht gerade drüberfahren." Die Steirerin erzielte am Vormittag hauchdünn vor der Slowenin Ilka Stuhec die Bestzeit, am Nachmittag war sie Vierte. "Es ist dann auch schnell wieder vorbei", ergänzte Siebenhofer. "Es ist, wie die Anna sagt: So richtig schwierige technische Passagen sind nicht dabei."
Auch Lob
Überwiegend positiv bewertete hingegen Venier das Erlebnis Saslong. "Es gibt viele Stellen, wie die Ciaslat, die kennt man live vom Fernsehen, und jetzt können die Damen auch da runterfahren. Das ist schon cool eigentlich", sagte die Tirolerin, die sich mit den Plätzen 13 und 20 noch zurückhielt. "Das mit den Wellen haben sie wirklich gut gemacht. Natürlich sind es ein bisschen weniger als bei den Herren, aber du musst echt immer mitarbeiten. Wenn du einmal eine versäumst, stehst du schon daneben."
Lob gab es auch von Ex-Rennläuferin Alexandra Meissnitzer. "Es ist richtig cool zu fahren. Der Schnee ist griffig, es ist wirklich fein zu fahren", sagte die ORF-Co-Kommentatorin und -Kamerapilotin. "Leicht ist es aber nicht. Bei den schnellsten Stellen fahren sie noch immer 135 km/h. Also die können schon Ski fahren. Aber beim ersten Mal will man auch nicht zu viel Risiko eingehen."
Auch Peter Fill von der italienischen Mannschaft, der als Vorläufer die Strecke für die Damen testete, sprach von einer adäquaten Kurssetzung. "Es sind ein bisschen mehr Kurven drin als bei uns. Aber das war die richtige Entscheidung", sagte der Routinier. "Es wird trotzdem ein interessantes Rennen." Den Herren-Klassiker am Sonntag hatte der Kastelruther wegen Schmerzen aufgrund eines Hämatoms am Steißbein verpasst.