Teilen

ÖSV-Abfahrtshoffnung Julian Schütter (24) gab ein viel beachtetes WM-Gastspiel.

Um auf sein Anliegen aufmerksam zu machen, nahm der verletzte ÖSV-Abfahrer die 750-km-Autofahrt von Innsbruck nach Courchevel in Kauf. Selbstverständlich als Beifahrer. Abgesehen davon, dass er kein Auto mehr besitzt („bisher hatte ich ein E-Auto, aber es funktioniert auch ohne sehr gut“), gönnt er dem nach dem Kitzbühel-Sturz operierten linken Knie Ruhe. Auf Krücken marschierte der Schladminger zum Pressetermin in die WM-Fanzone und hielt seinen Brief an FIS-Präsident Johan Eliasch in die Höhe: „Unser Sport ist in Gefahr“. Unterstützt wird Schütter dabei von der Nonprofit-Organisation Protect Our Winters.

oe24: Julian, haben Sie von Seiten der FIS schon eine Reaktion auf Ihren Brief bzw. auf Ihren Auftritt in Courchevel bekommen?
Julian Schütter: Nein, aber ich hab auch nix anderes erwartet. Wenn ich FIS wäre, würde ich auch die WM abwarten und mich danach mit meinem Thema befassen. Bei der WM haben die eh genug um die Ohren.

oe24: Zum Beispiel, wenn Mikaela Shiffrin wegen eines angeblichen Helikopter-Fluges gemobbt wird ...
Schütter: Das war ein Missverständnis. Das Hotelmanagement hat Mikaela den Heli angeboten, um zum Training zu fliegen, was sie aber abgelehnt hat. Die Aktivisten haben das aber nicht gecheckt und den Helikopter besetzt, obwohl eh keiner damit fliegen wollte. Mikaela hat übrigens unsere Initiative ebenso unterzeichnet wie ihr Freund Aleksander Kilde. Inzwischen haben wir Unterschriften von über 400 Athleten.

oe24: Wann sind Sie eigentlich zum letzten Mal Helikopter geflogen?
Schütter: Bei der Abfahrt in Kitzbühel zurück an den Start, als ich abgewunken wurde, weil es vor mir einen Sturz gab. Ich hätte eh nach einem Skidoo gefragt, aber das war nicht möglich. Das war übrigens mein einziger Helikopterflug.

oe24: Haben Sie Angst, dass eure Organisation mit Kleber-Aktivisten in einen Topf geworfen wird?
Schütter: Ich bin tatsächlich schon scherzhaft gefragt worden, ob ich mich im Starthaus ankleben würde. Ich kann nachvollziehen, wenn man sich im Frust anklebt. Allerdings ist die Außenwirkung fragwürdig. Ich habe das Glück, dass ich als Skirennläufer in Österreich große Aufmerksamkeit bekomme. Ich war schon für Fridays for Future aktiv oder ich hab geholfen, eine Großdemo zu organisieren. Der nächste Klimastreik, zu dem ich gehe, ist übrigens am 3. März in Salzburg.

oe24: Politisch müssten Sie den Grünen am nächsten stehen, oder?
Schütter: Da bin ich neutral.

oe24: Aber wenn sich Sportminister Kogler bei Ihnen meldet?
Schütter: Dann würde ich ihn gerne beraten, sollte er interessiert sein. Solange ich nicht für Werbezwecke missbraucht werde, bin ich dabei.

oe24: Und wie sehen Ihre sportlichen Ziele aus?
Schütter: Jetzt läuft die Reha. Ende Oktober, spätestens Anfang November will ich wieder rennmäßig Ski fahren können.

oe24: Im „Spiegel“-Interview meinten Sie, dass Sie ans Aufhören denken, sollten Sie mit Ihrem Klima-Anliegen nicht weiterkommen. War das ernst gemeint?
Schütter: Nicht für die nahe Zukunft. Aber wenn ich weitere Aktionen angehe und merke, dass ich überhaupt nichts bewirke, sondern nur Statist in dem System bin, würde ich mir tatsächlich ernsthaft überlegen, ob ich weitermache. Ich muss das, was ich tue, vor mir selbst rechtfertigen können. Wenn mir das nicht mehr gelingt, geht auch meine sportliche Motivation in den Keller.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.