Roland Assinger

So lockte der neue Damenchef ÖSV-Hinterherfahrerinnen aus der Reserve

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Nach der Pleiten-Saison der ÖSV-Technikdamen 2022/23 übernahm Roland Assinger (50) als Cheftrainer. Der ehemalige Speedspezialist krempelte alles um - und fuhr beim Slalom-Doppel in Levi erste Erfolge ein. Trotzdem gibt's  Kritik.

Ex-Slalomweltmeisterin Katharina Liensberger musste ihren Sonderstatus aufgeben und sich wieder dem Teamgefüge unterordnen. Das Ergebnis: Platz drei beim Auftakt in Levi - die erste Podestplatzierung seit eineinhalb Jahren.

Katharina Gallhuber erfüllte beim Comeback nach zwei Kreuzbandrissen bzw. 600 Tagen mit Platz 13 alle Erwartungen. 

Marie-Therese Sporer (27) fuhr als 13. ihre beste Karriere-Platzierung ein - und übte Kritik an der sportlichen Leitung. Nach einem 16. Platz in Levi 2022 hatte die Tirolerin kein einziges Mal die Qualifikation für den 2. Durchgang geschafft und war im Frühjahr aus dem ÖSV-Kader geflogen. Auf eigene Faust startete sie in die Sommer-Vorbereitung, mit dem Papa als Servicemann kämpfte sie sich zurück. Beim Training in Finnland qualifizierte sie sich für den Slalom-Auftakt und schaffte am Sonntag als 13. ihr bestes Weltcup-Ergebnis. Und redete sich den Frust von der Seele: "Sie (die Sportchefs, d. Red.) sehen jetzt, hoffe ich, was in mir steckt: Dass ich ambitioniert bin. Ich hoffe, dass wir gemeinsam als Team weiterarbeiten können." Genau darum geht's Cheftrainer Assinger: "Ich will das beste aus meinen Läuferinnen herausholen."

Das war Vorgänger Thomas Trinker offenbar nicht gelungen. "Ich habe mich nie wirklich gesehen oder verstanden gefühlt", hatte Sporer im Mai nach ihrem Kader-Rauswurf gepostet. "Wollte mich unterordnen und habe dabei vergessen, auf mich zu hören." Dabei habe sie es nicht geschafft, eine 2022 erlittene Schulterverletzung auszukurieren: "Im Winter, während dem Rennstress und den vielen Tagen auf Schnee konnte ich den Fokus dann nicht mehr 100% auf die Genesung legen." Aufgrund dieses Drucks habe sie auch an Erschöpfungsdepressionen gelitten. Auf Eurosport erklärte Sporer: "Ich war oft müde und ausgelaugt. Wollte oft nicht mehr weiter machen. Den Schmerz nicht mehr spüren."

"Wollte nicht mehr weiter machen, den Schmerz nicht mehr spüren"

Unter Assinger wirkt Sporer wie verwandelt. Nach dem Levi-Weekend postete sie: "Man merkt, dass viel mehr Teamdynamik ist, dass jeder will und das Feuer wieder da ist. Ich hoffe, dass wir es zusammen ganz hoch und schön zum Brennen bringen."

"Genau da müssen wir jetzt weiter machen", sagt Assinger, der sich am Dienstag auf den Weg Richtung Zermatt macht. Dort sollen seine Speed-Spezialistinnen den Aufwärtstrend fortsetzen.

Nach Herren-Fiasko hoffen Damen auf Wetter-Glück am Matterhorn

Wenn überhaupt gefahren werden kann. Nach den Absagen bei den Herren droht den Damen ein ähnliches Wetterfiasko. Allerdings ist Assinger auch hier positiv: "Wir starten viel weiter unten als die Herren, und um rauf zu kommen, brauchen wir nur die italienischen Lifte, das macht alles einfacher." Der von Vincent Kriechmayr & Co. kritisierte "leichte Charakter" der Strecke am Matterhorn könnte den ÖSV-Damen zugute kommen. Assinger: "Mit Mirjam Puchner, Christina Ager, Nina Ortlieb und Conny Hütter hab ich echte Gleitspezialistinnen im Team."

Das erste Training für den Speed-Auftakt am Wochenende (Samstag/Sonntag jew. 11.45 Uhr, ORF1 live) ist für Mittwoch angesetzt. Sofern es der prognostizierte Schneefall zulässt. Zumindest am Samstag sollte die Dauerbeschneiung von oben kurz Pause machen. 

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