Doppelsieg in der Kitz-Abfahrt. Matthias Mayer vor Vincent Kriechmayr. Ein Land im Jubel.
Kitzbühel. 60.000 fieberten bei der Abfahrt an der Streif mit. Mehr als 100.000 werden es am gesamten Kitzbühel-Wochenende sein. Absoluter Zuschauerrekord in der Gamsstadt. 1999, im bisherigen Rekordjahr, waren es 99.000 zahlende Zuseher.
Millionen saßen vor den TV-Geräten. Auf der VIP-Tribüne im Kitz-Stadion drückten Stars die Daumen: Arnold Schwarzenegger (72), mit ihm Tochter Christina (28). Neben ihm Formel-1-Milliardär Bernie Ecclestone (83), Tirols Landeshauptmann Platter, ÖVP-Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck. Immo-Milliardär René Benko (siehe Kasten rechts). Sie sahen Spannung pur. Ein Spektakel. Der Winter-Sportkrimi der Sonderklasse. Der Mythos Hahnenkamm lebt. Und wie.
Spannung. Erst übernahm der Schweizer Beat Feuz die Führung. Dann raste Austro-Abfahrtsass Vincent Kriechmayr zeitgleich ins Ziel. Jubel. Alles sah nach der Teilung des ersten Platzes aus. Doch dann kam Superhero Matthias Mayer. Schon nach der Mausefalle vorne. 60 Meter Sprung. Schließlich sahen 60.000 Mayer die letzten 30 Sekunden ins Ziel rasen.
Rekord-Preisgeld und fast 50 Millionen Umsatz
Aufgepeitscht. Beim Super-G am Freitag war er noch Zweiter. Hauchdünn geschlagen vom Norweger Jansrud. Jetzt holte Matthias Mayer den ersehnten Heimsieg: 22 Hundertstel vor dem Ex-aequo-Zweiten Kriechmayr und Feuz. Der erste Kitz-Triumph eines Österreichers seit Hannes Reichelt 2014.
Und dann gleich ein Doppelsieg. Ein Land im Feiertaumel: „Es gibt einfach nichts Geileres, als zwischen den Tausenden Menschen abzuschwingen und wieder in Führung zu sein“, sagte Mayer: „Es ist wirklich unglaublich, und mich freut es einfach.“ Auch Kitzbühel jubelt. Der Wettergott spielte perfekt mit. Fremdenverkehrswerbung pur. 50 TV-Stationen berichteten. Im VIP-Zelt am Zielgeläne 1.000 Promi-Skifans aus der Wirtschaft. Fast 50 Millionen werden an dem Wochenende in die Kasse gespült – Rekord. (wek)
"Mothl" Mayer ist unser neuer Ski-König
Mitten im Jubelrausch, im ersten TV-Siegerinterview, schickte unser Hahnenkamm-Held Gratulationsgrüße an seinen „Gedi“, seinen Taufpaten: Der feierte gestern seinen 60. Geburtstag. „Leider kann ich nicht dabei sein.“
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So ist er, der „Mothl“: Auch in Augenblicken des größten Erfolges total am Boden geblieben. Die 1.440-Einwohner-Gemeinde Afritz, wo die Familie Mayer zwischenzeitig Flüchtlinge aufgenommen hatte, steht kopf. Für die ganz große Feier mit dem prominentesten Afritzer wird erst am Ende der Saison Zeit sein.
Dabei ist der 29-jährige Kärntner, Sohn von Olympia-Silbermedaillengewinner Helmut Mayer, der mit Abstand erfolgreichste aktive ÖSV-Läufer. Der Mann für die ganz großen Augenblicke. Bei Olympia 2014 in Sotschi holt er sensationell Abfahrts-Gold. Erst danach gewinnt er in Lenzerheide sein erstes Weltcuprennen. Im Dezember 2015 bricht er sich bei einem Horrorsturz in Gröden zwei Brustwirbel – das hätte das Karriereende bedeuten können. Doch Mayer kämpft sich zurück. In seiner Comeback-Saison 2016/17 triumphiert er im Kitzbühel-Super-G.
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In Pyeongchang 2018 macht Mayer mit Super-G-Gold als zweiter Österreicher seit Hermann Maier 1998 das Olympia-Speed-Double perfekt. Nach einer durchwachsenen Saison 2018
19 modelte „Mothl“, wie ihn seine Freunde nennen, sein Training noch einmal um.
Im Jubel zeigte ›Mothl‹, dass Wirbelbrüche verheilt sind
In der Saison 1 nach Hirscher ist der „neue Mayer“ bereit, auch im Gesamtweltcup mitzumischen. Und kommt in Höchstform nach Kitzbühel, wo er sich seinen Traum erfüllt. Beim Jubeln biegt sich der Ski-König ganz weit zürück – der endgültige Beweis, dass die Wirbelbrüche von 2015 perfekt verheilt sind.
Promis: Mythos Kitz zieht die Weltstars an
Siege und Stars: Kitz ist der Promi-Höhepunkt: Wer am Hahnekamm feierte.
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Mythos-Streif. Arnold Schwarzenegger kam mit seiner Tochter Christina und Freundin Heather Milligan. Mit im Arnie-Team Ex-Rennläuferin Lindsey Vonn, jetzt Geschäftspartnerin von Schwarzenegger. Christina war das erste Mal beim Rennen dabei. Stammgast Bernie Ecclestone, der Formel-1-Milliardär, wurde von Ex-Formel-1-Pilot Gerhard Berger begleitet. Mit im Tross Mercedes-Boss Toto Wolff und Galeristin Birgit Lauda, Nikis Witwe, die auch die Kunstinstallation im VIP-Club zur Verfügung stellte. ÖVP-Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck saß mit Tirols Landeshauptmann Günther Platter auf der VIP-Tribüne. Auch Milliardär René Benko und seine Frau Nathalie feierten Mayers Sieg. Ebenso wie Immobilien-Tycoon Klemens Hallman mit Model-Frau Barbara Meier.
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Jedermann. Schauspielstar Tobias Moretti, ein Kitzbühel-Stammgast, war mit Ehefrau Julia am Hahnenkamm. Heiner Lauterbach, deutsche Filmlegende, genoss ebenso wie Ex-Schwimm-Größe Franziska van Almsick die hervorragende Stimmung in Tirol. Moderatorin Victoria Swarovski brachte den gesamten Clan: Schwester Paulina, Mutter Alexandra, Onkel Karl-Heinz Grasser und seine Fiona.
Mayer kassiert 134.250 Euro
Erstmals wird die 100.000- Zuseher-Marke am Kitz-Wochenende geknackt.
Noch nie wurde die 100.000-Zuseher-Grenze am Hahnenkamm geknackt. Heuer wird es so weit sein. Schon gestern zeigten die Drehkreuze an der Streif einen sechsstelligen Wert. Heute folgt der Slalom.
- Schnell. Sieger Matthias Mayer erreichte am Zielhang 141,9 km
- Der höchste in Kitzbühel jemals gemessene Wert sind 153 km/h. Michael Walchhofer 2006.
- 700 Journalisten aus mehr als 30 Nationen berichten aktuell aus der Gamsstadt.
- 1.500 Kilo Fliehkraft fangen Sicherheitsnetze auf.
- 790 Mitarbeiter wickeln das Wochenende ab. Dazu 1.500 Freiwillige.
- 50 TV-Stationen berichten, 43 TV-Türme wurden aufgebaut, 40 Kameras, 50 Kilometer Kabel.
- 44 österreichische Triumphe gibt es seit 1931.
- Zwei Millionen Liter Wasser werden zum Vereisen der Strecke verwendet.
- 725.000 Euro Siegprämie gibt es. 100.000 kassierte Mayer für den Abfahrtssieg. 34.250 für 2. Super-G-Platz.