Anna Veith wird im ersten Rennen nach Olympia Zweite im Super-G.
Ein schwerer Fehler beim Zielsprung hat die Olympia-Zweite Anna Veith am Samstag den Sieg im Weltcup-Super-G in Crans Montana gekostet. Die 28-jährige Salzburgerin landete am Ende 0,36 Sekunden hinter der gleichaltrigen Liechtensteinerin Tina Weirather auf Platz zwei. Dritte wurde Kombinations-Weltmeisterin Wendy Holdener aus der Schweiz (+0,38), die damit ihr bestes Speed-Resultat verbuchte.
Die designierte Gesamt-Weltcup-Siegerin Mikaela Shiffrin verzichtete ebenso wie ihre US-Landsfrau Lindsey Vonn auf ein Antreten in der Schweiz, wo am Sonntag noch eine Kombination gefahren wird. Olympiasiegerin Ester Ledecka aus Tschechien war am Samstag im Weltcup-Parallel-Riesentorlauf in der Türkei im Einsatz. Auch in dieser Sportart hatte die 22-Jährige bei den Winterspielen in Südkorea Olympia-Gold geholt.
Christine Scheyer als Sechste und Stephanie Brunner rundeten mit den Plätzen sechs und acht das gute Ergebnis für Österreichs Skiverband (ÖSV) ab. Das Rennen fand wegen der von den Organisatoren nicht zu bewältigenden Neuschneemengen der Vortage auf verkürzter Strecke statt. Gestartet wurde vom Präsidentenbuckel, womit der schwere obere Teil wegfiel und die Fahrzeit nur etwas mehr als eine Minute betrug.
Besichtigungsfehler bei ÖSV-Team
"Mit dem Fehler noch aufs Podium zu fahren ist ein Wahnsinn", betonte Veith, die nach dem verpatzten Zielsprung Mühe hatte, im Kurs zu bleiben und gerade noch das nächste Tor erwischte. "Diese Stelle haben viele unterschätzt. Ich hatte extrem viel Druck am Fuß und musste mich entscheiden, welche Richtung ich nehme. Gott sei Dank habe ich die richtige Entscheidung getroffen."
Die Olympiasiegerin von 2014 wusste aber, dass sie das Rennen ohne Schnitzer gewonnen hätte: "Ich habe bis dahin alles super erwischt, es wäre heute alles drinnen gewesen. Ich wollte ein bisschen zu viel im unteren Teil, dadurch habe ich den Fehler gemacht. Ich weiß aber, dass ich noch nicht den Zenit erreicht habe und mich noch steigern kann. Das macht sehr viel Freude und ist ein wunderschönes Gefühl."
Weirather bestritt am Mittwoch sogar den Europacup-Super-G auf derselben Piste, um optimal vorbereitet zu sein. "Das ist der schwierigste Hang im ganzen Jahr, deshalb wollte ich hier unbedingt den Europacup fahren", erklärte die Olympia-Dritte und Vizeweltmeisterin. "Ich habe bisher hier immer etwas total falsch eingeschätzt, aber nicht nur ich, sondern auch die anderen und die Trainer. Den Zielsprung habe ich trotzdem noch unterschätzt, obwohl ich mir die ersten vier angeschaut und deshalb ein bisschen mehr Platz gelassen habe, damit ich enger zum Tor komme", sagte die Tochter von Österreichs Ex-Abfahrtsweltmeister Harti Weirather über die Schlüsselstelle.
Mit dem neunten Weltcup-Sieg, dem siebenten im Super-G, übernahm sie nun auch die Führung im Disziplin-Weltcup, der ihr großes Ziel ist. "Die Kristallkugel ist das Größte, was es in unserem Sport zu gewinnen gibt. Olympia ist nur ein Rennen, das ist auch Glückssache. Die Kugel zu holen, das ist keine Glückssache", betonte Weirather, die mit 46 Punkten Vorsprung auf die Schweizerin Lara Gut (Siebente in Crans Montana) in den letzten Super-G beim Weltcup-Finale in Aare startet.
Zittern nach Holdener-Überraschung
Als Holdener dann mit Nummer 31 kam, mussten Weirather und Veith noch einmal zittern. Letztlich fehlten der Olympia-Zweiten in der Kombination nur zwei Hundertstel auf Platz zwei. "Heute waren die Hundertstel auf meiner Seite", meinte Veith, die den neuerlichen Olympia-Sieg in Südkorea nur um eine Hundertstel verpasst hatte. Holdener war aber auch mit dem dritten Rang vollauf zufrieden. "Ich wollte das Limit suchen, um zu wissen, was morgen geht. Ich hätte nie gedacht, dass es so gut ausgeht", lautete das zufriedene Resümee der 24-Jährigen.
Weltmeisterin Nicole Schmidhofer musste sich nach einem ähnlich schweren Fehler wie Veith nach dem Zielsprung mit Platz 20 begnügen. "Das Tempo war dort ein bisschen höher als beim Besichtigen. Ich bin zu frech drauf gefahren. Anna hat dort den Sieg vergeben. Das ist ein eindeutiger Fehler von uns allen beim Besichtigen. Das ist enttäuschend und ärgerlich", gab sich die Steirerin selbstkritisch.