Nach dem Anzug-Skandal bei der Nordischen Ski-WM in Trondheim hat der norwegische Ski-Verband erste Konsequenzen gezogen.
Norwegens Springer-Cheftrainer Magnus Brevig und Anzugchef Adrian Livelten wurden mit sofortiger Wirkung suspendiert. Beide akzeptierten die Maßnahme. Sportdirektor Jan Erik Aalbu hatte am Sonntag zugegeben, dass die Sprunganzüge absichtlich manipuliert wurden, um einen Wettbewerbsvorteil zu erzielen. „Wir haben betrogen“, so Aalbu. Brevig war auf einem heimlich gefilmten Video zu sehen, auf dem zu sehen ist, wie die Anzüge der Norweger umgenäht wurden.
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Sportdirektor darf bleiben
Ola Keul, Generalsekretär des Ski-Verbands, unterstützte die Entscheidung zur Suspendierung und kündigte eine umfassende Untersuchung an. Stine Korsen, Vorsitzende des Sprungkomitees, betonte, dass man die FIS-Untersuchung begrüße. Trotz des Skandals genießt Sportdirektor Aalbu weiterhin das volle Vertrauen. Man sei überzeugt, dass er den Skisprung wieder auf Kurs bringen könne.
Aalbus erntete für seinen Auftritt bei der "Schuldeingeständnis-Pressekonferenz" scharfe Kritik. "Es gab null Einsicht. Das war sehr eigentümlich, arrogant und nicht sehr glaubwürdig", so ÖSV-Geschäftsführer Christian Scherer, der hofft, dass alles aufgeklärt wird: "Man muss sich jetzt alles anschauen und alles überprüfen lassen. Und zwar nicht von einer internen Stelle, sondern von der FIS.“ Der Weltverband richtete inzwischen eine unabhängige Untersuchungskommission ein.
Wurden auch Chips manipuliert?
Der nächste ungeheuerliche Verdacht: Nicht nur Anzüge, sondern auch die eingearbeiteten Chips, anhand derer sich Änderungen nachvollziehen lassen, sollen mit speziellen Geräten manipuliert worden sein. FIS-Chefkontrolleur Christian Karthol glaubt aber: „Ich würde es erkennen, wenn diese (Chips, Anm.) wieder angebracht werden würden.
Der ehemalige deutsche Star-Springer Sven Hannawald ging in der Debatte sogar so weit, sich große Sorgen um seine Sportart zu machen. "In meinem schlimmsten Alptraum hätte ich nicht gedacht, dass es so weit kommt. Ich hoffe, dass alle Entscheidungsträger endlich aufwachen und sich ein rigoroses Reglement überlegen. Ansonsten kann man Skispringen in zwei Jahren beerdigen", sagte der 50-Jährige der "Bild"-Zeitung.
Norwegischer Verbands-Hauptsponsor stieg aus
Der Skandal kostet den Norwegern schon Mal Geld: Ein Hauptsponsor trat per sofort aus der Sponsoringvereinbarung zurück, berichtet die Tageszeitung VG. Es sei nicht vereinbar, das Logo auf den Trikots einer Mannschaft zu haben, die betrügt, hieß es von Seiten des nun ehemaligen Unterstützers, einer Anwaltskanzlei.