Kraft und Co. bitten die Verbandsspitze um Prüfung und Umdenken.
Die österreichischen Weltcup-Skispringer sprechen sich in einer gemeinsamen Petition für die Aufhebung der Kündigung von Co-Trainer Robert Treitinger aus. ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer bestätigte auf APA-Anfrage einen dementsprechenden Bericht der "Tiroler Tageszeitung" (Dienstag). Die wegen "Nichteinhaltung der Covid-19-Schutzmaßnahmen" ausgesprochene Entscheidung bleibe aber aufrecht, betonte Scherer.
Man nehme das Schreiben der ÖSV-Athleten um Stefan Kraft zur Kenntnis. Es habe aber einen Verstoß gegen interne Coronaregeln von Treitinger gegeben, der leider die sofortige Beendigung des Arbeitsverhältnisses notwendig gemacht habe, erläuterte Scherer. Details über das Vergehen und arbeitsrechtliche Hintergründe nannte er nicht.
Maske abgenommen
Laut TT-Angaben soll Treitinger nach seiner Rückkehr aus Wisla im ÖSV-Büro wie sein Gegenüber die Maske abgenommen haben. Zu diesem Zeitpunkt habe es noch keine positiven Befunde im Team gegeben, erst ein späterer Nachtest infolge der Infektion von Gregor Schlierenzauer sei auch bei Treitinger positiv ausgefallen. "Man kann mir mangelnde Sensibilität angesichts der Situation unterstellen, aber keine Rücksichtslosigkeit", sagte Treitinger der Zeitung.
Scherer legt in diesem Zusammenhang Wert auf die Feststellung, dass man Treitinger keinesfalls eine Schuld an den jüngst gehäuften Coronafällen in der Mannschaft gebe, der ausschlaggebende Verstoß sei aber nicht zu tolerieren gewesen.
Bitte um Umdenken
Kraft und Co. bitten die ÖSV-Führung ungeachtet dessen um ein Umdenken. "Wir, die Athleten und die Betreuer der TG1-Skisprung, nehmen die fristlose Entlassung unseres Co-Trainers Robert Treitinger mit allem gebotenen Respekt sowie der gegebenen Wertschätzung gegenüber der Führung des Österreichischen Skiverbandes zur Kenntnis. Dennoch wollen wir mit der notwendigen Dringlichkeit darum bitten, diese Entscheidung zu prüfen und falls irgend möglich zu überdenken", zitierte die TT aus dem internen Schreiben an Verbandspräsident Peter Schröcksnadel, Sportdirektor Toni Giger und Scherer.
Treitinger sei ein wesentlicher und von allen geschätzter Bestandteil des Teams, hieß es darin weiters. Im hochsensiblen Spitzensport Skispringen gehe es vor allem um Vertrauen in die eigenen und die gegenseitigen Fähigkeiten, in das Material, in das Umfeld und die richtigen Betreuer. Die fristlose Entlassung von Treitinger treffe das Team "zum gegenwärtigen Zeitpunkt unvorbereitet und schränkt die Arbeit im Team ein", schrieben die ÖSV-Athleten vor den ersten Saisonhöhepunkten Skiflug-WM und Vierschanzentournee. Dazu hielt der ÖSV ergänzend fest, dass es sich nicht um eine fristlose Entlassung, sondern eine Kündigung und gleichzeitige Dienstfreistellung handle.