Schlierenzauer feierte Bronze im Österreich-Haus

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Wer gedacht hat, dass Gregor Schlierenzauer so erfolgsverwöhnt ist, dass er sich nach 32 Weltcupsiegen über Bronze nicht richtig freuen kann, lag falsch. Der 20-jährige Tiroler, der Samstagabend zur Medaillenfeier ins Österreich-Haus in Whistler gekommen war, zeigte sich erleichtert und überglücklich über seinen dritten Platz von der Normalschanze.

Ein großes Hallo samt "Immer wieder Österreich", intoniert von Trompeten und zahlreichen Stimmen, empfing den ersten österreichischen Medaillengewinner der XXI. Olympischen Winterspiele in Vancouver und Whistler. Es war der vielleicht bisher längste Wettkampftag für Schlierenzauer, der nach dem Gewinn des Edelmetalls Dopingkontrolle, unzählige Interviews und Ehrungen hinter sich bringen musste und kaum noch Zeit für sich selbst gefunden hatte.

Nach Überreichung einer Torte übergab Sportminister Norbert Darabos dem bronzenen Schlierenzauer einen AUA-Gutschein für zwei business-class-Mittelstreckentickets. Dann erhielt er auch noch eine überdimensionale Briefmarke mit seinem Porträt, die er gleich signieren musste. Im Österreich-Haus soll so eine Galerie der Medaillengewinner entstehen, die stetig wachsen soll.

"Es ist Gänsehautfeeling pur, wenn man sie jetzt wirklich da hat", meinte Schlierenzauer mit Blick auf seine gewellte Medaille. "Ich brauche noch Zeit, um das richtig zu realisieren. Jetzt am Medal Plaza, als ich sie gekriegt habe, das war eine geile Sache."

Gezittert habe er im Schanzenauslauf nach seinem zweiten Sprung, am Ende reichte es für sein erstes Olympia-Edelmetall bei seinem ersten Antreten im Zeichen der Fünf Ringe überhaupt. Schlierenzauer hat damit einen besonderen Einzel-Medaillensatz komplettiert: Skiflug-WM-Gold 2008, WM-Silber 2009 von der Normalschanze und nun Olympia-Bronze.

Schlierenzauer widmete die Medaille seinem verstorbenen Opa, der auch Skispringer war, aber auch seiner Familie, den Betreuern und jenen Trainern von klein auf, die ihn an die Spitze geführt haben. "Ohne sie alle stünde ich heute nicht hier."

Die Nervosität vor seinem ersten Bewerb bei Olympia war nur schwer abzuschütteln, gab er zu. "Es ist etwas Besonderes, ein besonderes Flair, das bekommt man erst mit, wenn man auf dem Balken sitzt. Da war ich nervöser als sonst. Als ich gewusst habe, ich habe eine Medaille sicher, ist mir ein Riesenstein vom Herzen gefallen."

Hoch erfreut war freilich auch der neue ÖOC-Präsident Karl Stoss. "Ich freue mich unglaublich für Gregor Schlierenzauer und natürlich auch für Österreich, dass wir im ersten Bewerb eine Medaille errungen haben. Der Gregor hat jetzt das Tor durchstoßen und wir werden noch mehrere machen", gab er sich optimistisch.

Und dafür kann und sollte auch Gregor Schlierenzauer selbst noch sorgen, denn von der Großschanze ist er noch stärker einzuschätzen. "Der Druck ist auf jeden Fall weg", sagte der Stubaitaler. "Mein Ziel war, eine Einzelmedaille zu machen, die ist jetzt da - und das auf der Normalschanze. Was jetzt kommt, ist nur noch Draufgabe, jetzt kann ich befreit und locker springen."

Angesprochen auf einen möglichen Olympiasieg, ob im Einzel oder mit der Mannschaft, bleibt er vorsichtig. "Es gibt sehr viele Sportler, die nie Olympiasieger geworden sind, und viele, die länger gebraucht haben. Ich mache mir keinen Druck", behauptet Schlierenzauer. Aber eine kleine Kampfansage in Richtung Simon Ammann lässt er sich doch entlocken. "Er ist nicht unschlagbar. Simi springt seit längerem sehr gut, er hat einen Lauf zur Zeit. Es ist auch ein bisserl ein Vorteil, weil er allein im Team ist, alles dreht sich um ihn."

Der Tiroler freut sich auf die Großschanze, wo er im Vorjahr bei der Generalprobe zwei Mal gewonnen hat. "Das ist eine meiner Lieblingsschanzen."

Doch zunächst galt es für ihn, sich am freien Sonntag zu entspannen und den Stress des Wettkampftags abzuschütteln. "Alles war sehr stressig. Eigentlich war die lockerste Zeit die Sprünge selbst. Ich habe bis jetzt eine halbe Stunde für mich allein gehabt, kaum eine Minute, in der nicht das Telefon gescheppert hat."

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