Die zweite Olympia-Mannschafts-Goldmedaille en suite, noch dazu mit dem Rekordvorsprung von 72,1 Punkten, sowie zwei Mal Bronze durch Gregor Schlierenzauer von der Normal- und der Großschanze. Eine Olympia-Bilanz, die sich sehen lassen kann. Trotz der Unbill, die der ÖSV-Führung wegen der Anfechtung der Ammann-Bindung internationale Medienschelte eingebracht hatte, ein Happy End für die ÖSV-Adler.
Das Mannschaftsspringen am Montag war eine Machtdemonstration der besonderen Art. "Diese Goldmedaille müsste eigentlich noch ein Mascherl rundherum haben", meinte Cheftrainer Alexander Pointner gegenüber der APA. Der Erfolgscoach, dessen Team seit 2005 fast alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt, gab diesem Sieg eine herausragende Position. "Der hat einen besonderen Wert. Es ist das Schönste, wenn etwas Schwierigkeiten gemacht hat und nicht alles so gegangen ist, wie man es sich vorgestellt hat, wenn man dann mit so viel Souveränität und so viel Vorsprung gewinnt."
Nach den Querelen rund um den angekündigten Protest gegen die Bindung von Doppel-Olympiasieger Simon Ammann war der Cheftrainer einem scharfen Wind aus Medien und auch von internationalen Trainern ausgesetzt. Im Nachhinein war sich Pointner bewusst, dass man manches etwas feinfühliger hätte machen müssen. Die Thematik selbst bleibt. "Ich würde mir jetzt viel größere Vorwürfe machen, hätte ich dieses Bindungsdetail einfach verschwiegen. Es wäre später ans Tageslicht gekommen, dann hätte man mir mangelnde Professionalität vorgeworfen."
Nun ist ihm aber bewusst, welche Eigendynamiken gerade bei Großveranstaltungen entstehen können. "Ich habe erstmals selbst gemerkt, dass ein Regentropfen Riesenwellen erzeugen kann. Wenn es jemand einem anderen nicht gut meint, springen viele auf das Boot auf." Auch er selbst habe sich bei diesen Spielen weiter entwickelt.
Und Pointner reichte seinen Kritikern auch die Hand. "Bei jenen Leuten, die durch eine schwierige Interpretation des Ganzen natürlich, - weil die hundertprozentige Transparenz fehlte -, die sich auf den Fuß gestiegen gefühlt haben, möchte ich mich entschuldigen." Er werde in Zukunft zwar auch nicht schweigen, aber die Sache vielleicht etwas anders, etwas eleganter angehen. "Damit ich immer das Gefühl habe, dass ich das Steuer noch in der Hand habe", so der vierfache Familienvater.
Der ohnehin hohe Druck auf seine Mannschaft war nach den Diskussionen noch um einiges größer als davor, gestand Pointner. Doch nach dem ersten Sprung im Teambewerb war klar, dass das wohl verdiente Gold an Österreich gehen wird. "Wolfgang Loitzl hat das Fass angeschlagen mit seinem ersten Sprung, dann war das für mich schon eine sehr flüssige Sache."
Nicht ohne Stolz stellte er fest, dass es erstmals in seiner Zeit als Cheftrainer Medaillen in allen Bewerben gegeben habe. Noch exakter war es erstmals seit 1992 in Albertville, dass die ÖSV-Adler bei jedem Olympiabewerb auf dem Siegespodest standen.
Die Bindungs-Diskussion ist freilich noch nicht zu Ende, Pointner stellte aber fest: "Wir sind nicht immer auf Spionage, eher die anderen. Wir haben bei vielen Wettkämpfen mit Protesten oder Anschuldigungen zu kämpfen." 2008 habe man eine ähnliche Bindung entwickelt, Bastian Kaltenböck habe teilweise sehr gute Sprünge gezeigt, teilweise aber auch große Schwierigkeiten gehabt. "Dass sie helfen kann, die Leistung zu verbessern, das kann man sich ausrechnen. Die Frage ist nur: Wollen wir das?" Er hoffe nicht, dass - so wie er es vermutet - der Grenzgang erweitert wird.
Schon am Dienstagnachmittag ging es für die Olympioniken nach Hause. Mit dem "nordic tournament" in Lahti, Kuopio, Lillehammer und dem Weltcupfinale in Oslo sowie der Skiflug-WM in Planica stehen noch einige Programmpunkte an. Gregor Schlierenzauer hat dabei noch die Chance, dem führenden Simon Ammann doch noch den Weltcup-Gesamtsieg zu nehmen. Die Form seiner Leute stimmt. "Der Mannschaftsbewerb hier war eine der besten Performances der gesamten Saison", sagte Pointner.