"Werden nicht respektiert"

Stecher zieht über eigene Skifirma her

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Kombinierer mit Material nicht zufrieden. Öffentliche Standpauke für die Skifirma.

Mario Stecher hat sich am Dienstag im Rahmen der Pressekonferenz der Nordischen Kombinierer bitter über die Politik seiner Skifirma, der österreichischen Marke Fischer, beklagt. Stecher nahm die eigenen Serviceleute, die für Wachs und Schliff verantwortlich sind, in Schutz, und kritisierte, dass man seit Jahren bei kalten Bedingungen Nachteile hätte. Außerdem nehme Fischer die Nordische Kombination an sich nicht ernst, sondern schaue mehr in andere Sparten (und damit wohl auch Märkte, Anm.) wie Langlauf.

Stecher wird laut
Die Aussage von Willi Denifl, beim Rückblick auf den ersten Einzelbewerb, wonach Österreich nicht langsamere Ski gehabt hätte, ließ bei Vize-Weltmeister Stecher das Fass überlaufen. Stecher ergriff das Wort und stellte aus seiner Sicht einige Dinge klar.

"Es ist so, das muss man ganz klar sagen: Wir haben eine sensationell gute Mannschaft, die unsere Ski präpariert, die tun ihr Bestes, aber was der Unterschied zu Jason (Lamy Chappuis, Anm.) oder Frankreich und uns ist: Da steht eine komplette Firma hinter der Mannschaft und das ist bei uns nicht so", erklärte der 35-jährige Steirer.

Vergleich mit siegreichen Franzosen
Nachdem Lamy Chappuis auf Salomon umgestiegen sei, bekomme dieser einfach "das Beste vom Besten", dies sei zum Beispiel bei seinem Ausrüster nicht so. Warum? "Weil die Kombination nicht wirklich den Stellenwert hat. Es ist einfach viel wichtiger, dass ein Herr Northug vielleicht die besten Ski hat, aber nicht irgendeine Nummer. Das ist teilweise traurig, wir kaufen auch Ski, wir kriegen sie teilweise nicht einmal", echauffierte sich Stecher, der aber unabhängig davon Lamy Chappuis als würdigen Weltmeister bezeichnete.

Im Teambewerb habe man absolut konkurrenzfähiges Material gehabt, aber im Einzel eben nicht. "Wir haben ein Problem bei kalten Schneeverhältnissen. Da haben wir nichts. Wir kämpfen jetzt seit ich weiß nicht wievielen Jahren darum. Da war irgendwann vielleicht ein Ski dabei, aber das ist zu wenig."

"Brauchen den besten Ski"
Die Skifirmen testen ihre Ski vorher, und man brauche eben den besten und nicht den fünfzehntbesten. Auf die Frage, ob Österreich vielleicht ein zu kleiner Markt sei, sagte Stecher. "Meine Meinung ist, es ist speziell ein Problem der Nordischen Kombination mit der Firma Fischer, dass man einfach nicht respektiert wird. Für die ist das kein Sport in dem Sinn, so weit würde ich da jetzt gehen. Weil wir haben eh 1.000 Norweger, und für die müssen wir schauen."

Auf die Frage, ob sich Stecher da nicht Schwierigkeiten erwarte, sagte der Routinier: "Ich sage die Wahrheit, und wenn einer mit der Wahrheit nicht leben kann, dann hat er ein Problem. Das ist tatsächlich so."

Bieler relativiert
Sein Zimmerkollege Christoph Bieler versuchte die Sache etwas zu relativieren. "Jason hat nicht nur durch super Ski, sondern auch durch eine sensationelle Leistung gewonnen. Um das ganz glänzende umgehängt zu haben, braucht es viele Mosaiksteinchen. Wir waren nicht schlecht, sondern gut, sonst hätte Mario nicht Silber umhängen oder ich wäre, als nicht der beste Langläufer im Feld, auch nicht auf Platz acht gekommen."

Stecher nimmt sich kein Blatt vor den Mund
Stecher blieb aber bei seinem Credo. "Das zieht sich schon relativ lang dahin und ich bin in einem Alter, wo ich weiß, ich werde nicht mehr so lange tun und jetzt muss ich das einmal sagen. Es ist nicht so, wie ich mir das vorstelle." Er hoffe, dass er dadurch etwas ändern könne, "auch wenn es vielleicht negativ ist".

Trainer beschwichtigt
Cheftrainer Christoph Eugen bemühte sich danachdie Sache zu beruhigen. "Wir haben schon im November erkannt, dass bei kaltem Wetter der Ski nicht so gut geht. Wir haben reagiert, von Fischer neue Ski bekommen und durchaus gute Ski bekommen, somit sind wir recht zufrieden."

Wie er sich dann Stechers Worte erkläre? "Mario ist da immer sehr speziell und macht dann gleich so einen Rundumschlag. Man muss da schon sachlich bleiben. Er hat mit seinen Ski schon sehr viel gewonnen hat und genauso der Berni (Gruber, ebenfalls Fischer, Anm.)." Es gebe in der Formel 1 eben gewisse Rennstrecken, die einem Team besser lägen, und eben Skifirmen, die bei gewissen Bedingungen besser gingen. "Es ist kein Drama für mich."

Schwere Anschuldigungen
Stecher fühle sich vielleicht nicht wie ein Biathlet oder Langläufer der Norweger unterstützt, aber: "Ich glaube nicht, dass wir bewusst schlechtere Ski bekommen."

Mit dem Serviceteam und dem Wachs oder Schliff hat die Problematik jedenfalls nichts zu tun. "Es hängt mit dem Skiaufbau und der Belagsmischung zusammen. Man hat härtere Beläge für die Kälte und weichere für die Wärme. Es hängt von der Graphitmischung und der Spannung ab."

Skifirma versteht Aufregung nicht
Von der Firma Fischer wurde auf Stechers Aussagen reagiert. Gerhard Urain, Ex-Langläufer und Rennsportchef nordisch bei Fischer: "Ich kann die Aussagen von Stecher nicht nachvollziehen, das ist hart. Da wird es sicher ein Gespräch geben." Vor der WM habe man extra noch in Sonderschichten zehn paar Ski nachgebaut und geliefert. "Und hier im Fleimstal sind nochmals vier paar Ski ausgegeben worden, wo die Rückmeldung vom ÖSV-Serviceteam kam, dass die Ski sehr gut passen."

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