Rodlerin Madeleine Egle wehrt sich nach der ausgesprochenen Sperre im ORF-Interview gegen Doping-Vorwürfe.
Seit 20 Monaten lebt die Tirolerin, die bei der EM 2024 Gold und bei Olympia 2018 Bronze holte, im Ausnahmezustand. Drei verpasste Dopingkontrollen lasten auf ihr, obwohl sie betont, nie gedopt zu haben. Im Interview mit der ORF erklärt Egle das System: Profis müssen ganzjährig täglich angeben, wo sie schlafen, wo sie sich aufhalten und mehrere regelmäßige Aktivitäten pro Woche hinterlegen. Stimmen Ort oder Zeitfenster nicht, gilt der Versuch einer Kontrolle als „Missed Test“ – drei davon können bis zu zwei Jahre Sperre bedeuten. In ihrem Fall läuft ihre rückwirkend von 1. März 2025 bis Herbst 2026. Ob sie ihre Karriere fortsetzt, ist derzeit unklar.
Mutter machte die Tür auf
Im ersten Fall war ihr Zeitfenster für den Tag bereits abgelaufen, sie änderte den Eintrag nicht mehr und übernachtete woanders; als Kontrolleure kamen, öffnete die Mutter und sagte, die Athletin sei nicht da. Beim zweiten Mal trug sie nach einem Trip von Lillehammer nach Sigulda den Reisetag falsch ein. Sie korrigierte noch am selben Tag, doch durch die Zeitverschiebung kam die Änderung zu spät. Der dritte Vorfall passierte in Los Angeles: Die Unterkunft war vom Trainer gebucht, die genaue Wohnungsnummer fehlte, das Internet streikte, die Nachmeldung ging unter – erst ein WhatsApp-Anruf machte ihr klar, was sie versäumt hatte. Ironie des Schicksals: Den Bescheid zum zweiten Missed Test erhielt sie einen Tag vor dem dritten.
50 negative Tests
Sie wehrte sich sofort, doch das Verfahren zog sich endlos. Aus einer ursprünglichen Frist im Juni wurde Oktober. Die Ungewissheit, der drohende Verlust von zwei Jahren Karriere und der „Psycho-Terror“ setzten ihr zu. Sie fühlt sich vom internationalen Verband im Stich gelassen, beklagt Eigeninteressen und hat Vertrauen ins System verloren – zumal sie rund 50 negative Tests vorweisen kann. Für sie steht fest: Das hat nichts mit Doping zu tun, sondern mit Formalfehlern. Der nationale Verband und ihre Trainer halten zu ihr, ihre Resultate darf sie behalten.
"Rodeln ist meine Welt, mein Leben"
Dennoch bleibt der bitterste Punkt: Wegen der Verzögerungen verpasste sie ihren Traum, die Olympischen Spiele – über ihr Leben entschieden andere, für die ihr Fall nur eine Akte war. Egle unter Tränen: "Rodeln ist seitdem ich acht Jahre alt bin, meine Welt, mein Leben und nicht nur ein Job. Ich habe immer auf faire Weise gekämpft, dass hat absolut nichts mit Doping zu tun. Es ist alles andere als Doping. Ich habe das ganze Vertrauen ins System verloren. Weil ich immer dachte, dass am Ende die Gerechtigkeit siegt, und in diesem Fall verpasse ich meinen Traum, die Olympischen Spiele."