ÖSTERREICH-Experte Franz Klammer weiß, worauf es in Bormio ankommt.
Als ich 1984 zum ersten Mal in Bormio fuhr, war ich sofort begeistert: eine lässige Strecke, super zu fahren -mit vielen Passagen, auf denen man das Rennen gewinnen oder verlieren kann.
Gleich nach dem Start Beschleunigung auf 100
Der Startschuss, mit über 60 Prozent Gefälle angeblich die steilste Stelle im Weltcup, ist halb so schlimm. Du beschleunigst blitzschnell auf über 100 km/h und dann geht's schon über den ersten knackigen Sprung. Danach musst du ständig arbeiten, eine Kurve nach der anderen -fast wie im Super-G.
Im Zielschuss geht fast jedem die Kraft aus
Die Traverseneinfahrt ist eine Schlüsselstelle, nach einem Rechts-links-Knick geht es über den San-Pietro-Sprung zum steilen San-Pietro-Schuss, wo die Läufer mit 140 km/h den Top-Speed erreichen.
Wer die Passage nicht richtig erwischt, dem fehlt die Geschwindigkeit bis zum Zielschuss. Da ist dann schnell einmal eine halbe Sekunde weg. Und das ist brutal viel, wenn die Top 3 wie im Vorjahr innerhalb einer Hundertstel liegen. Am Zielhang kommt die Kondition ins Spiel. Da haben alle zu kämpfen. Wer noch die Kraft hat, die letzte Kurve durchzudrücken, kann hier das Rennen gewinnen. Wem die Kraft ausgeht, dem droht ein Abwurf. Im Ziel ringen alle nach Luft.
Fenninger zeigte unseren Herren, wie man's macht
Wie man die Sache angeht, hat Anna Fenninger unseren Herren gestern vorgemacht: volles Risiko, voller Einsatz -egal, wie eisig es ist. Ein Motto, das auch in Bormio zum Sieg führt. Das erwarte ich heute auch von Reichelt, Kröll und Co.!