Mannschafts-Olympiasieger zieht die Notbremse und nimmt sich selbst aus dem WM-Rennen.
Andreas Widhölzl hat sich am Dienstag überraschend selbst aus dem Rennen um einen Platz bei den 46. Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Sapporo (22.2. bis 4.3.) genommen. Der 30-jährige Tiroler, der vergangenen Februar in Pragelato Mannschafts-Olympiasieger geworden war, hat vergeblich versucht, in Form zu kommen und will sich nun auf die restliche Weltcup-Saison nach der WM vorbereiten. In den ausständigen Springen vor der WM kann Pointner trotzdem auf einen Acht-Mann-Kader zurückgreifen, aus dem sich definitiv das WM-Team herauskristallisieren wird.
Kein Rücktritt
"Ich habe alles ausgeschöpft, was an
Möglichkeiten zur Verfügung stand, um in Form zu kommen. Leider hat es heuer
nicht funktioniert. Ich möchte jetzt nicht auf Grund meines Namens mehr
Chancen bekommen als andere", kommentierte "Swider" seine Entscheidung. Ein
Rücktritt steht deshalb aber nicht ins Haus, im Gegenteil. Beim Nordic
Tournament im März und dem Saisonfinale in Planica, das möglicherweise wegen
einiger Absagen auf drei Skiflug-Bewerbe erweitert wird, will er wieder
aufzeigen. Mittelfristig hat der Tiroler die Skiflug-WM im Visier: "Ich bin
nun zweimal in Folge Skiflug-Vizeweltmeister geworden, der
Skiflug-Weltmeistertitel bleibt die große Herausforderung meiner Karriere."
Alles versucht
Der Rückzug Widhölzls aus der "WM-Kampagne" sei
keineswegs eine "Kopf-in-den-Sand"-Mentalität. Auch ist diese Handlung nicht
mit jener "Flucht" zu vergleichen, die ihn 2001 in Lahti zu einer
überstürzten Abreise bewogen hat. "Der Swider ist jetzt ganz anders als
damals. Er und wir alle haben bis zuletzt alles versucht, aber wir haben
schon so viel Energie aufgewendet und die Chancen, dass er es in zwei Wochen
noch geschafft hätte, waren gering", meinte ÖSV-Cheftrainer Alexander
Pointner.
Sportliche Größe
Der Coach ist von der Entscheidung des
Team-Doppel-Weltmeisters von Oberstdorf 2005 beeindruckt. "Er hat jetzt
einen Schlussstrich mit sportlicher Größe gezogen, auch wenn uns damit
vorübergehend ein sportlich und menschlich wichtiger Faktor in unserem Team
fehlen wird."
Grundsätzlich sei es aber so, dass noch einige Springer für die WM ausgesiebt werden müssen, die besser in Form sind als Widhölzl. Für die Zukunft von "Swider" macht sich Pointner keine Sorgen: "Der brennt absolut noch!"
Mannschaft groß genug
Trotz des Ausfalls des Routiniers
verfügt Pointner für die fünf Weltcup-Springen in Deutschland in
Titisee-Neustadt (2 Einzelbewerbe, 3./4.2.), Klingenthal (Einzel, 7.2.) und
Willingen (Einzel- und Teambewerb, 10./11.2.) sogar über ein
acht-Mann-Aufgebot.
Zusätzlicher Startplatz
Dank des Sieges von Bastian
Kaltenböck in der zweiten Phase des Kontinentalcups steht den Österreichern
ein achter Startplatz zu. Neben den zwei WM-Fixstartern Gregor
Schlierenzauer und Thomas Morgenstern haben die restlichen Sechs Chancen,
sich um drei, maximal vier verbleibende Plätze zu messen. "Unter gewissen
Umständen könnte ich mir auch vorstellen, mit sechs Mann nach Sapporo zu
reisen. Zum Beispiel mit einem zusätzlichen jungen Jolly Joker, wenn diese
Möglichkeit sinnvoll erscheint."
Morgi am Weg der Besserung
Den beiden nicht fitten Kärntnern,
Doppel-Olympiasieger Morgenstern und Team-Olympiasieger Martin Koch, die
beide an einer Gürtelrose leiden, geht es etwas besser. Das Duo wird
voraussichtlich einen Tag nach dem Gros der Mannschaft am Freitag nach
Neustadt anreisen.
Das Team für die restlichen Weltcup-Bewerbe bis zur WM: Gregor Schlierenzauer, Thomas Morgenstern, Martin Koch, Andreas Kofler, Martin Höllwarth, Wolfgang Loitzl, Arthur Pauli, Mario Innauer.