Nach zwei Corona-Jahren ohne Publikum kehren die Biathlon-Fans diese Woche nach Hochfilzen zurück. OK-Boss Franz Berger hofft auf gefüllte Tribünen und besonders als ÖSV-Biathlonchef auch auf rot-weiß-rote Erfolge. Dafür soll Lisa Hauser sorgen.
Die Weltmeisterin und Olympia-Vierte überraschte nach holpriger Vorbereitung in der Vorwoche beim Weltcup-Aufakt in Finnland mit einem Sprintsieg. Der Rest des österreichischen Teams startete hingegen durchwachsen in den WM-Winter.
Für Hauser ist ihr Sieg aufgrund fehlender Trainingszeit als Folge von Erkrankungen nach wie vor schwer zu fassen. "Es ist schräg und richtig cool. Nicht nur für mich, sondern auch für meine Familie war der Erfolg sehr, sehr emotional, weil sie wissen, wie schwierig es für mich teilweise im Sommer war. Umso mehr freue ich mich, wenn in Hochfilzen jetzt alle dabei sein können", meinte die 28-Jährige, die vor dem Heimsprint am Donnerstag zwei Ruhetage einlegt.
In Finnland hatte Hauser mit einem 32. Platz im Einzel begonnen, dem ließ sie den auch noch überlegen ausgefallenen Sieg und einen neunten Verfolgungsrang folgen. Bei den Heimrennen und danach rechnet sie mit ähnlichen Schwankungen. "Meine Leistungen in den nächsten Wochen werden aufgrund meines fehlenden Trainingsumfangs sicherlich ein Auf und Ab sein. Man kann Ergebnisse nicht buchen, nur Tag für Tag sein Bestes geben. Das werde ich in Hochfilzen versuchen", so die Siegerin von mittlerweile vier Weltcuprennen.
Hauser probiert's ohne Druck
Ausgerechnet mit der Anlage im Pillerseetal stand die Lokalmatadorin in den vergangenen Jahren aber öfters auf Kriegsfuß, der bestens bekannte Schießstand wurde der sicheren Schützin ein ums andere Mal zum Verhängnis. "Die große Kunst wird sein, sich selbst nicht unter Druck zu setzen", lautet ihr Rezept, damit sie nicht wie 2021 als damalige Gesamtweltcupführende ohne Spitzenergebnis bleibt. Ihr bisheriges Topresultat in Tirol ist ein achter Platz im Massenstart vor zwei Jahren. Die Disziplin, in der sie wenige Monate später Weltmeisterin wurde, steht diesmal nicht auf dem Programm. Es werden bis Sonntag Sprint, Verfolgung und Staffel gelaufen.
Neu im ÖSV-Aufgebot ist Anna Gandler. Die 21-jährige Tochter von Ex-Langläufer und -ÖSV-Funktionär Markus Gandler ersetzt bei ihrem Weltcupdebüt Katharina Komatz. "Daheim in Hochfilzen erstmals im Weltcup an den Start zu gehen, ist natürlich richtig cool", so die Tirolerin.
Leistungssteigerung erwartet
Hauser ist die Staffel ein besonderes Anliegen. "Vielleicht gelingt uns ja so etwas Ähnliches wie den Burschen in Kontiolahti." Dort hatten Felix Leitner, Patrick Jakob, Simon Eder und David Komatz unerwartet Rang vier geholt, in den Einzelrennen waren die Männer aber allesamt ohne ein einziges Top-15-Ergebnis geblieben.
Berger erwartet sich von Leitner, Eder und Co. eine Steigerung. "Sie werden sich hoffentlich beim Schießen stabilisieren, dann geht das schon wieder. Ich bin da optimistisch", sagte der Sportliche Leiter des ÖSV zur APA - Austria Presse Agentur. Auch Neo-Männer-Cheftrainer Vegard Bitnes sieht Aufholbedarf. "Es gibt natürlich Dinge, an denen wir arbeiten müssen", betonte der Norweger.
Keine Freude hatte Berger mit der zuletzt deutlich zu warmen Witterung, die das bereits vorhandene Winterkleid in der Region zwischenzeitlich wieder verschwinden ließ und auch die Kunstschneeproduktion unmöglich machte. Die Rennen auf einer 2,5-km-Runde sind dank eines Altschneedepots aber gesichert. Und in der Nacht auf Dienstag sorgte etwas Neuschnee für Winterstimmung im Pillerseetal.
Der Kartenvorverkauf ist laut Berger zufriedenstellend verlaufen, der Sieg von Hauser habe nochmal einen Schub gebracht. Ausverkaufte Ränge an allen Tagen wird es aber nicht geben. "Man spürt Corona immer noch. Aber am Samstag und Sonntag wird es wieder stark sein", so Berger, der auch mit vielen Kurzentschlossenen rechnet.