Anna Gasser ist zuversichtlich, dass bis zu ihrem Karriereende junge österreichische Snowboard-Freestylerinnen bereit für die Weltbühne sein werden.
Wie lange sie selbst noch weitermacht, darüber wollte die Doppel-Olympiasiegerin im Big Air am Mittwochabend in Wien als frisch gekürte "Sportlerin des Jahres" keine Prognose abgeben. "Die Lust, Neues zu lernen, ist nach wie vor voll da", versicherte die 31-Jährige aber. Und genau das ist der Kernpunkt in Ihrem Wirken.
"Was ich am Snowboarden liebe, ist das Lernen von neuen Tricks, das Weiterentwickeln. Und präsentieren will ich die Tricks auf den Competitions. Sobald ich das nicht mehr will, sobald ich sehe, dass ich keine neuen Sachen mehr lernen will, werde ich wahrscheinlich auch sagen, das war's", erzählte die Kärntnerin. Im kommenden Winter werde sie aber ein "sehr ausgewähltes Programm" bestreiten.
Olympia-Teilnahme 2026 nicht ausgeschlossen
Eine Teilnahme an den Olympischen Spielen 2026 in Mailand/Cortina schließt Gasser nicht aus. "Die Konkurrenz wird immer jünger und immer stärker, das ist mir bewusst. Vier Jahre in unserem Sport sind so lange, da entwickelt sich so viel. Deshalb ist es sehr schwer, eine Prognose abzugeben. Zum Spaß würde ich dann nicht nach Mailand fahren. Wenn ich das noch einmal mache, dann mit einer Chance, vorne dabeizusein." Sie werde Monat für Monat und Jahr für Jahr schauen.
Und immer wieder Seitenblicke wagen. "In den letzten Jahren habe ich mir gedacht: das gibt es ja nicht, warum kommen bei uns keine Mädels nach? Und jetzt auf einmal, in diesem Sommer, waren sie da. Auf einmal gibt es in Stams mehr Freestyle-Snowboarderinnen als Jungs. Und ich sehe auch echtes Potenzial. Es hat mir Spaß gemacht, ein paar Tage mit den Jungen mitzutrainieren, Tipps zu geben, und zu sehen, mit wieviel Eifer und Talent sie dabei sind."
Etwas weiterzugeben, sei für sie eine Herzensangelegenheit. Wenn sie ihren Sport noch "zwei, drei Jahre" mache, dann sei wahrscheinlich genau der richtige Zeitpunkt. "Da werden sie dann auf dem Level sein, dass sie hoffentlich im Weltcup fahren können. Ich wollte unbedingt, dass es endlich bei uns Nachwuchs gibt. Ich glaube, wir sind auf einem sehr guten Weg. Das hätte ich letztes Jahr um die Zeit nicht gesagt."
Weltcup-Start in Chur
Am Freitag präsentiert Gasser wie viele weitere Sportlerinnen und Sportlerinnen des ÖSV auf einer Modenschau in Salzburg die Bekleidung für die neue Saison. Denn der Saisonauftakt lässt nicht mehr lange auf sich warten, am 22. Oktober beginnt in Chur der Weltcup. "Er ist fast ein bisschen zu früh für mich. Diese Woche haben wir noch sehr viele Verpflichtungen, man denkt aber eigentlich, man müsste trainieren. Andererseits nehme ich alles viel lockerer, will es mehr genießen, es ist kein Olympiajahr. Ich habe schon so viele Ziele erreicht."
Freilich habe sie bei jedem Antreten eine Topplatzierung im Visier. Stressen wolle sie sich 2022/23 aber nicht. "Sagen wir es so. Die Anna von 2017 ist nach der Sportlerehrung um 6 Uhr in der Früh nach Stubai geflogen, um trainieren zu können. Die Sportlerin des Jahres 2022 bleibt heute Nacht hier und fährt gemütlich heim", meinte sie nach der erhaltenen Auszeichnung auf der Lotterien Sporthilfe-Gala.
"Das hätte ich mir nicht erträumt, dass ich in Österreich dreimal Sportlerin des Jahres werde", meinte Gasser, die der Verleihung nach den eingefahrenen Triumphen 2017 und 2018 recht entspannt entgegengesehen hatte. "Das erste Mal war ich nervöser. Wenn man etwas noch nicht hat, will man es fast noch mehr. Jetzt wusste ich, ich habe ja schon zwei daheim." Ihr sei es immer nur um Snowboarden gegangen. "Deshalb habe ich das Ganze gemacht. Das andere war für mich immer Bonus."