Vor Olympia stand Bernhard Gruber im Schatten von Felix Gottwald & Co. Jetzt ist der Ersatzmann der Olympia-Shootingstar.
Was für ein Märchen: Vom Nobody zum Superstar! Er ist DER Medaillen-Abräumer im Lager der Nordischen Kombinierer. Mit zwei al Edelmetall in zwei Bewerben katapultierte sich Bernhard Gruber (27) in die rot-weiß-roten Geschichtsbücher. Selbst der große Felix Gottwald schwärmt: „Bernie kann ein ganz großer werden.“ Doch was viele nicht wissen: Bernhard kann auch ganz anders. Gruber ist leidenschaftlicher Rock-Musiker und lässt es auf der E-Gitarre ordentlich krachen. Mit der Band „The Telemarks“ brachte er die Single „Für den einen Moment“ auf den Markt. Sein Erfolgsgeheimnis beschreibt der Salzburger so: „Musik ist für mich der ideale Ausgleich zwischen Sport und Privatleben. Wenn ich im Proberaum ein paar Stunden Gas geben kann, fühle ich mich wie neugeboren.“ Ähnlich hat sich der Vater von Sohn Hendrik Maximilian (3) auch gefühlt, als er mit der Mannschaft Teamgold holte. Es war sein erster Olympiastart überhaupt – und das Märchen begann!
Gruber will in Zukunft seine Ellbogen ausfahren
Doch wie kam
Bernhard Gruber überhaupt zur Nordischen Kombination? Wieder einmal hatte
Toni Innauer seine Finger im Spiel. „Ich habe ihn in der Ski-Handelsschule
Bad Gastein entdeckt. Dort ist er noch Ski gefahren. Kurzerhand habe ich ihn
nach Bischofshofen geschickt, wo sie den Bernie zum Kombinierer und zum
Olympiasieger geformt haben“, erzählt Innauer stolz. Neidlos freuen konnten
sich auch seine Teamkollegen. Felix Gottwald: „Ich weiß, wie schwierig es
ist, Medaillen zu gewinnen und der Bernie hat das mit Bravour gemacht, da
ziehe ich den Hut vor ihm.“
Großen Anteil an seiner Leistungsexplosion hat auch der neue Trainer Baard Jörgen Elden. Dieser hatte ihm gesagt, er sei ein netter Kerl, müsse aber auch lernen, die Ellbogen auszufahren. „Und das nehme ich mir für die Zukunft auch vor“, erklärt Gruber.
Heute allerdings noch nicht – auch wenn der Andrang groß sein wird. In seiner Heimatgemeinde Rauris ist ein Mega-Empfang geplant (ab 17 Uhr).
"Habe immer daran geglaubt"
ÖSTERREICH: Jetzt
stehen Sie mit Gold und Bronze um den Hals da. Wie lange haben Sie von
diesem Moment geträumt?
Bernhard Gruber (27): Sehr, sehr
lange. Die Vorfreude auf Olympia war so gewaltig. Ich habe tief in meinem
Innersten gewusst, ich kann die Sensation schaffen. Aber dass es mir gelingt
ist natürlich der absolute Wahnsinn!
ÖSTERREICH: Warum
waren Sie sich so sicher?
Gruber: Weil mir Vancouver und Whistler
und überhaupt die ganze Gegend einfach so taugt. Und diese Freude habe ich
dann bei meinen Sprüngen und in der Loipe gezeigt.
ÖSTERREICH:
Wann war Ihnen bewusst, dass Sie auch in Ihrem zweiten Bewerb eine Medaille
holen können?
Gruber: Als mir die Trainer die Rückstände
durchgegeben haben. Da habe ich zu mir gesagt: Bursche, du kannst diese
Medaille jetzt wirklich holen. Also schnapp sie dir!
ÖSTERREICH:
Vor Olympia waren Sie der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt. Jetzt sind
Sie plötzlich der große Abräumer ...
Gruber:
Ja, mein Motto war: I believe in me – ich glaube an mich. Dieser Satz hat
mich geprägt und stark gemacht. Es zählt nicht, was du vorher warst oder
woher du kommst, wichtig ist nur, dass du immer alles gibst!
ÖSTERREICH:
Was nehmen Sie von Olympia für die Zukunft mit?
Gruber: Dass
ich mich nicht mehr verstecken muss. Ich habe etwas Großartiges geschafft.
Darauf kann ich stolz sein und ich hoffe, meine Familie und mein Sohn sind
es auch.