Platz 8 statt Medaille. Kanadier Montgomery holt Olympiagold.
Der Traum von einer Skeleton-Olympiamedaille hat sich für Matthias Guggenberger bei den XXI. Winterspielen nicht erfüllt. Mit einem verpatzten dritten Lauf am Freitagabend (Ortszeit) im olympischen Eiskanal in Whistler brachte sich der Tiroler selbst um seine Chance, er fiel am Schlusstag vom vierten auf den achten Rang (+2,08 Sekunden) zurück.
Happe End für Kanada
Für die kanadischen Fans gab es nach
der enttäuschten Hoffnung von Mellisa Hollingsworth, die nur Fünfte wurde,
doch noch ein Happy-End. Topfavorit Jon Montgomery setzte sich nach dem
vierten und letzten Lauf um sieben hundertstel Sekunden vor dem Letten
Martins Dukurs durch, der ab dem ersten Durchgang geführt hatte. Der Russe
Alexander Trejakow (+1,02) sicherte sich Bronze.
Der 30-jährige Montgomery hatte zum Auftakt 0,28 Sekunden verloren, arbeitete sich mit Bestzeiten in den übrigen drei Läufen aber heran und übertraf den Außenseiter schließlich knapp. Dukurs, der Siebente von Turin 2006, verlor im fehlerhaften Finallauf 0,25 Sekunden. Sein Bruder Tomass wurde Vierter, 0,38 Sekunden hinter Edelmetall.
Österreicher fällt zurück
Guggenberger hatten zur
Halbzeit nur zwei Hundertstel von der zweiten österreichischen
Skeleton-Medaille nach Silber von Martin Rettl 2002 getrennt, am Ende waren
es 1,06 Sekunden. Auch Unterstützung und Ansporn durch seine Freundin Nina
Reithmayer, die Olympia-Zweite im Rodeln, waren vergeblich, am Schlusstag
gelangen dem 25-Jährigen nur die 13. bzw. zehntbeste Zeit.
"Das war nicht mein Tag, ich bin im Moment ein bisschen enttäuscht", erklärte Guggenberger. "Aber für die ersten Winterspiele ist der achte Rang nicht so schlecht. Andererseits waren nach der hoffnungsreichen Ausgangsposition von gestern die Erwartungen extrem hoch."
Überraschung blieb aus
Angesichts eines sechsten Platzes als
bester Weltcup-Platzierung (2008/09) wäre ein Medaillengewinn in Whistler
jedoch eine Überraschung gewesen. "Wir haben nicht gerechnet, dass wir so
weit vorne mitfahren", gab Guggenberger zu. Immerhin ließ er u.a. den
Olympiazweiten von Turin, Jeff Pain, hinter sich und setzt nach erst drei
Saisonen im Weltcup auf die Zukunft. "Ich werde weiterarbeiten, jetzt
schauen wir, dass wir bei der WM 2011 in Königssee eine Medaille holen und
mein absolutes Ziel bleibt eine Olympia-Medaille 2014 in Sotschi."
Komplizierte Karriere
Der gelernte Zahntechniker hatte 2004 mit
dem Skeletonsport begonnen - als Sohn des Weltcupsiegers Mario Guggenberger
war das naheliegend. Doch 2006 schien die Karriere vorzeitig zu Ende zu
sein. Guggenberger erlitt durch ein Blutgerinnsel im Wirbelbereich ein
Schlaganfall-ähnliches Syndrom. "Danach war ich ein halbes Jahr außer
Gefecht, ich musste erst wieder lernen, zu sprechen", sagte der Athlet aus
Zirl. Doch acht Monate nach dem Zusammenbruch kehrte er in seinen Sport
zurück, klassierte sich bei der EM 2007 an sechster Stelle und ist nun eine
der Zukunftshoffnungen des österreichischen Bob- und Skeleton-Verbandes.
"Im Grunde ist es ein Wahnsinn, dass ich hier überhaupt dabei sein konnte. Das mitzuerleben und noch dazu mit der Partnerin, das ist ein Wahnsinn. Ich kann von den Spielen extrem viel mitnehmen, habe Großes geleistet auf dieser schwierigen, hochselektiven Bahn", sagte Guggenberger. Er will nun gemeinsam mit Reithmayer noch ein paar Tage die Olympia-Athmosphäre genießen. "Die Familie fährt mit einer Medaille nach Hause, das war wichtig. Wir haben gesagt, eine muss es sein, eine zweite wäre schön, das kann aber auch 2014 sein."