Tirolerin hielt ihre Ankündigung und war eindeutig "keine Olympia-Touristin".
Nina Reithmayer hat sich am Dienstag im Whistler Sliding Centre ihren Traum erfüllt. Bei ihren zweiten Olympischen Spielen hat die 25-jährige Tirolerin Silber im Damen-Einsitzer und damit die sechste ÖRV-Damen-Olympiamedaille geholt. Die sympathische Innsbruckerin hat mit Konsequenz und Ehrgeiz ihr Ziel verfolgt und sich auch nicht von der scheinbar übermächtigen deutschen Phalanx beeindrucken lassen.
Zielstrebig und ehrgeizig
"Sie ist sehr, sehr zielstrebig und
sehr ehrgeizig, in manchen Dingen fast zu ehrgeizig. Sie hat lernen müssen,
manche Dinge lockerer, emotionsloser anzugehen", beschreibt
ÖRV-Generalsekretär Christoph Schweiger die diesjährige EM-Dritte. "Sie ist
sehr konsequent, in dem was sie macht und sehr auf Erfolg fokussiert. Und es
bringt die Nina so leicht nichts aus der Ruhe." Letzteres hat sie eindeutig
bewiesen, auch das Übernachten auf dem "silbernen" Zwischenrang nach den
ersten beiden Läufen am Vortag nahm sie gelassen hin.
Medaille war das Ziel
Schon vor der Abreise nach Vancouver hatte
Reithmayer ein klares Ziel genannt. "Ich fahre nicht rüber, dass ich ein
Olympiatourist bin. Meine ersten Spiele habe ich schon hinter mir, das war
zum alles Kennenlernen. Ich will rüber, dass ich eine Medaille hole", meinte
sie und setzte es am 16. Februar 2010 um. Auf die jahrelange Dominanz der
deutschen Damen angesprochen, blieb sie cool. "Die sind auch nur Menschen so
wie wir, das sind keine Maschinen, sondern doch nur Rodlerinnen."
"Mag die Geschwindigkeit"
Auch mit der Geschwindigkeit
hat sie kein Problem. "Es ist schon lässig, es ist halt eine
Überwindungssache und man muss im Kopf und körperlich komplett hellwach
sein. Fehler kannst du dir keine erlauben, weil sonst sind die Folgen eher
fatal", sagte Reithmayer schon vor der Abreise - und sollte leider recht
behalten. Der Damen-Start wurde wie jener der Doppelsitzer nach dem
tödlichen Unfall am Eröffnungstag der Spiele auf den Juniorenstart
herunterverlegt, ein möglicherweise mitentscheidender Faktor für den
Medaillengewinn.
Zittern mit Skeleton-Freund
Für Reithmayer ist Olympia aber noch
nicht vorbei. Denn ihr Freund, Matthias Guggenberger, tritt am Donnerstag
und Freitag bei seinem Debüt im Zeichen der Fünf Ringe im Skeletonbewerb an.
Da wird sie ihm natürlich auch die Daumen drücken und wohl auch danken -
denn sie hatte ihren Partner, den sie schon kennt, seit sie acht Jahre jung
war, im Vorfeld als ihr "Maskottchen" für Olympia bezeichnet.
Liebe und Beruf vereint
ÖRV-Generalsekretär Schweiger glaubt,
dass ihr die Partnerschaft auch sportlich etwas gebracht hat, auch wenn man
Rodeln und Skeleton nicht vergleichen kann. "Nina und Matthias ergänzen sich
wirklich sehr gut. Es ist auch wichtig, in einer Partnerschaft jemanden zu
haben, der die gleiche Sprache spricht. Und das tun die beiden." Reithmayer
stimmt da freilich zu. "Wir sind beide vom gleichen Schlag, nur er mit dem
Kopf, ich mit den Füßen voraus", sagte die Olympia-Achte von Turin, die vier
Jahre später das Siegespodest beim wichtigsten Sportevent geschafft hat.
Und sie will auch 2014 wieder dabei sein. "Ich habe noch genug Zeit. Ich rodle, so lange es mir taugt, ich Erfolg habe und mein Körper es zulässt", verspricht Reithmayer, die wegen ihres Vaters Walter, ein früherer Bobfahrer, mit dem Rodeln begonnen hat. Er und auch ihre Mama, die zu Hause "immer hypernervös" die Rennen im TV verfolgt, werden diesen Faschingsdienstag wohl nie vergessen.