Er hatte bei Horror-Sturz Glück im Unglück. Wie geht's nun weiter?
Markus Schairer wird seine Karriere nach der Wirbelsäulen-OP am LKH Feldkirch aus medizinischer Sicht fortsetzen können. Ob er das auch tun wird, ließ der Vorarlberger am Freitag in einer Medienkonferenz offen: "Es ist viel zu früh, eine Entscheidung zu treffen". Schairer war sich über das Ausmaß an Glück, das er bei seinem Sturz in Pyeongchang hatte, sehr bewusst.
Die Halswirbelsäule wurde am Montag von Spezialisten in einer dreieinhalbstündigen Operation wieder stabilisiert. Den zahlreichen Medienvertretern präsentierte sich der Montafoner mit einem "weichen Kragen", einer hochgeschlossenen Halskrause, den er mehrere Wochen wird tragen müssen.
Seinen schweren Sturz auf der Olympiastrecke schilderte Schairer detailliert. Als er beim Sprung abgehoben wurde, habe er angesichts des hohen Luftstands sofort gewusst, dass die Landung kein gutes Ende nehmen wird. Er habe sich nur gedacht "Schau' dass es glimpflich ausgeht" und habe sich innerlich auf die Sturzlandung vorbereitet. Die Zeit in der Luft sei freilich "sehr intensiv" gewesen - gefüllt mit Gedanken an die Familie, ans Aufhören und an die Gesundheit.
Schwere Operation überstanden
Dem 30-Jährigen war klar: "Wenn ich wieder aufstehen kann, muss ich sieben Kreuze machen". Er habe deshalb nach dem Sturz zunächst auch bewusst auf drei gezählt, bevor er seine Bewegungsfähigkeit testete. Die medizinische Versorgung im Zielraum des Kurses als auch im Krankenhaus in Südkorea beschrieb Schairer als sehr gut.
Auch darüber, dass ihm ÖOC-Arzt Jürgen Barthofer im Krankenhaus vor Ort zur Seite stand, war er "sehr froh". Nach drei Tagen wurde er zurück in die Heimat geflogen, am Sonntagabend kam er im LKH Feldkirch an, am Montagvormittag wurde operiert. Wie die Ärzte Rene El Attal, Michael Osti und Berthold Meusburger schilderten, waren an Schairers Halswirbelsäule Bänder gerissen, eine Bandscheibe zerstört sowie der fünfte Halswirbel gebrochen.
Zum Ersatz für die Bandscheibe wurde dem Vorarlberger ein Knochenstück eingesetzt, das aus seiner Hüfte "herausgeschnitzt" wurde. Anschließend wurde der betroffene Abschnitt mit einer Platte von vorne verschraubt, von hinten wurde eine zusätzliche Stabilisierung mit Metallstäben und Schrauben erreicht.
Wird Karriere fortgesetzt?
"Der Eingriff war sehr erfolgreich", bekräftigte Meusburger. Osti bezifferte die Heilungszeit mit etwa drei Monaten. Laut Osti wird das operierte Segment der Halswirbelsäule in Zukunft sogar "eher stabiler" sein als davor. "Wir gehen davon aus, dass Markus seine Sport- und Wettkampffähigkeit wieder erreichen wird", erklärten die Ärzte.
Ob Schairer tatsächlich jemals wieder zum Snowboard greifen bzw. Rennen fahren wird, ließ er am Freitag bewusst offen. Er werde die Rehabilitation aber mit dem Ziel angehen, wieder Spitzensport zu betreiben: "Das ist der einfachste Weg, wieder fit zu werden". Er habe keine Schmerzen, und es gehe ihm auch psychisch gut, sagte Schairer, der sich für die zahlreichen Glück- und Genesungswünsche aus der ganzen Welt bedankte.
Seinen Sturz habe er sich im TV schon mehrmals angeschaut. Lange hinauszögern will der 30-Jährige die Entscheidung über seine Zukunft aber nicht. Falls er wieder fahre, "so wäre die Weltmeisterschaft im nächsten Winter das Ziel", sagte der Vorarlberger.
Schairer kritisiert Veranstalter
Kritik übte der Snowboard-Crosser freilich am Olympia-Kurs, auch wenn der Sturz seine eigene Schuld ("Fahrfehler") gewesen sei: "Ich bin ja nicht der Einzige, den es erwischt hat". Als Fahrer sei man dem Veranstalter ausgeliefert, "auf Wünsche der Fahrer wird nicht eingegangen". Die Kurse bei Olympia würden extrem schwierig und "mit haushohen Sprüngen" angelegt - ähnliche Kurse befahre man das ganze restliche Jahr nicht.
Schairer findet, dass man ein einheitliches Niveau für die Kurse finden müsste. "Ob man 25 oder 50 Meter weit über einen Sprung segelt, interessiert die Zuschauer nicht. Sie wollen Überholmanöver und knappe Rennen sehen", meinte Schairer.