Großes Tiersterben

Ölpest: USA sperren Traumstände

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Die Ölkatastrophe nach der Explosion der BP-Plattform schwappt nun über die US-Küste hinweg. BP und die US-Regierung scheinen hilflos.

Es sind Szenen wie aus einem Horrorfilm: Jede Welle spült mehr des dickflüssigen, rostbraunen Rohöls an die einst weißen Traumstrände der Louisiana-Küste. In mehreren Linien türmt sich die schwarze Pest am Strand Grand Isle auf. Tote Fische schwappen in der Brandung. BP-Arbeiter füllen in grellen Schutzanzügen stinkenden Ölschlamm in Plastiksäcke. Zuvor hatten sich noch die letzten Besucher auf das populäre Naherholungsgebiet von New Orleans verirrt: Eine Mutter brachte sogar zwei kleine Plastikpools für ihre Kinder mit – während sich hinter ihr die Ölbrühe näherte.

Jetzt ist der Strand – ein Monat nach dem Unfall der Deepwater Horizon – gesperrt. Die verheerendste Ölpest der US-Geschichte führt auch zur Wirtschaftskatastrophe: Am Wochenende beginnt mit dem Memorial Day die Sommersaison, doch der Golfküste von Louisiana bis Florida droht der Tourismus-GAU. Schuld ist die Strömung „Loop Current“. 80 Kilometer der Küste in Louisiana seien schon „vergiftet“, so Gouverneur Bobby Jindal. An den weißen Prachtstränden Mississippis sind Hotels nur zu 20 Prozent gebucht.

Hat BP unsicheres Ventil bewusst verwendet?
34 Tage nach dem Desaster schießen weiter täglich bis zu geschätzte 14 Millionen Liter Rohöl in den Golf von Mexiko aus Lecks in 1.524 Meter Tiefe. Unterwasserroboter liefern jetzt im Web Live-Bilder des Dramas. Die Wut über das Versagen von BP und die lasche Reaktion der Obama-Regierung erreicht Dimensionen wie nach Hurrikan Katrina: BP musste zugeben, dass mit dem Absaugerohr, das in das größte Leck eingeführt wurde, nur mehr 215.000 Liter pro Tag in einen Tanker gepumpt werden – am Vortag waren es noch 350.000. Der Versuch, das Leck endgültig mit Schlamm und Beton in der Operation „Top Kill“ zu schließen, wurde auf Mittwoch verschoben.

Innenminister Ken Salazar zürnte: Er sei „wütend“ über BPs Versagen, vor allem dem „Verstreichen von einer Deadline nach der anderen“. Er drohte, dem Konzern die Hoheit über die Bewältigung der Katastrophe zu entziehen. Doch Obama & Co stehen mit dem Rücken zur Wand: Es fehlt der US-Regierung an Equipment und Know-how beim Stopfen von Öllecks.

Dabei werden die Vorwürfe gehen BP krasser: Die Washington Post enthüllte, dass BP über ein defektes Ventil am Blowout Preventer (der im Unglücksfall die Ölquelle schließen sollte) Bescheid wusste. Die Firma nahm das Risiko in Kauf.

Das Tiersterben wird immer herzzerreißender: Vogel-Brutgebiete sind von brauen, klebrigen Ölklumpen übersät. Verseucht sind sogar die Nester und Eier. Ein Pelikan wurde gefilmt, wie er verzweifelt versuchte, Öl an Federn und Beinen loszuwerden. Öl drang auch in die Sümpfe des Mississippi-Deltas ein. Experten: Die Reinigung ist dort „praktisch unmöglich“.

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