Erneut hat Russland die Ukraine in der Nacht mit massiven Drohnen- und Raketenangriffen überzogen.
In der südlichen Hafenstadt Odessa starben Behördenangaben vom Dienstag zufolge mindestens zwei Menschen. Bei heftigen Angriffen auf die Hauptstadt Kiew wurden ebenfalls vier Verletzte gemeldet. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem der schwersten Luftangriffe im Krieg bisher, den Moskau bisher auf Kiew lanciert habe.
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Insgesamt seien landesweit 315 Drohnen und sieben Raketen eingesetzt worden. "Russische Schläge mit Raketen und Shahed-Drohnen trocknen die Bemühungen der USA und anderer auf der ganzen Welt aus, Russland zu einem Frieden zu zwingen", schrieb Selenskyj auf X. Die ukrainische Luftwaffe ergänzt, sie habe 284 der Drohnen und sämtliche Raketen abfangen können.

Rauch, Explosionen, Brände und Trümmer
Nach Angaben eines dpa-Reporters war nachts starkes Flugabwehrfeuer über der Hauptstadt zu hören, über dem Zentrum zogen Rauchschwaden vorbei. Der ukrainischen Luftwaffe zufolge kamen auch ballistische Raketen zum Einsatz. Medienberichten zufolge waren in der Stadt Explosionen zu hören. Die Militärverwaltung meldete Schäden in mindestens drei von zehn Stadtbezirken.

Das Online-Portal des "Kyiv Independent" berichtete unter Berufung auf Behördenangaben ebenfalls von Verletzten. Bürgermeister Vitali Klitschko schrieb auf Telegram von brennenden Autos und herabfallenden Trümmerteilen auf das Gelände einer Schule.

In Odessa kamen infolge der Angriffe zudem zehn Menschen verletzt ins Krankenhaus, wie Bürgermeister Hennadij Truchanow mitteilte. Der "Kyiv Independent" berichtete, in der Stadt sei unter anderem eine Entbindungsklinik beschädigt worden.
Rekordangriff nur eine Nacht zuvor
Erst in der Nacht zuvor hatte Russland die benachbarte Ukraine nach Angaben aus Kiew mit dem seit Kriegsbeginn zahlenmäßig größten Drohnenangriff überzogen. Zum Einsatz gekommen seien 479 Kampfdrohnen des Typs Shahed, den der Iran entwickelt hat, und deren Attrappen, 4 Hyperschallraketen des Typs Kinschal, 14 verschiedene Marschflugkörper und 2 Luft-Boden-Raketen des Typs Ch-31, wie die ukrainische Luftwaffe mitteilte. "479 Angriffsobjekte aus der Luft sind vernichtet worden", heißt es in der Mitteilung weiter. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen. Es hatte mehrere Verletzte gegeben.
"Russland lügt jeden Tag über seinen Wunsch zu Frieden und greift jeden Tag Menschen an", schrieb der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, bei Telegram. Es sei nun die Zeit für Sanktionen und Waffenlieferungen. "Es ist Zeit für alle endgültig die Tatsache anzunehmen, dass Russland ausschließlich Schläge begreift und nicht rationale Worte." Die Ukrainer seien nicht zu brechen.
Gefangenenaustausch begonnen
Kurz vor den neuerlichen Angriffen hatten Russland und die Ukraine am Montag mit einem weiteren Gefangenenaustausch begonnen. Vereinbart worden war er Anfang Juni in Istanbul bei direkten Verhandlungen von Vertretern Kiews und Moskaus. Die erste Gruppe russischer Soldaten unter 25 Jahren sei aus ukrainischer Gefangenschaft entlassen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Der Ukraine sei im Gegenzug eine ähnliche Zahl Gefangener übergeben worden. Eine genaue Zahl nannte das Ministerium nicht. Kiew bestätigte den Austausch.
Die russischen Soldaten befinden sich nach Angaben aus Moskau derzeit in Belarus und erhalten dort medizinische Hilfe. Selenskyj schrieb auf X, weitere Etappen des Austauschs sollten folgen.