Staatskrise in Tunesien

Erneut Massenproteste gegen Ben Ali

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Die Zahl der Menschen auf den Straßen von Tunis wird minütlich größer.

In der Hauptstadt des von blutigen Unruhen erschütterten Mittelmeerlandes Tunesien demonstrieren Zehntausende Menschen für einen Rücktritt des seit 1987 autoritär regierenden Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali. Die Zahl der Menschen auf den Straßen von Tunis werde minütlich größer, berichteten Augenzeugen am Freitag.

Mindestens 5.000 Menschen protestierten vor dem Gebäude des Innenministeriums. Die Demonstranten riefen "Nein zu Ben Ali". Die überall sichtbare Polizei hielt sich zunächst zurück.

Ben Ali bot Rücktritt 2014 an
Präsident Zine El Abidine Ben Ali hatte zuvor angekündigt, bei den Wahlen 2014 nicht erneut anzutreten. Außerdem ordnete der seit 23 Jahren amtierende Staatschef an, dass Sicherheitskräfte nicht mehr auf Demonstranten schießen sollen. Auch die Zensur solle ein Ende haben. Bei Protesten gegen die Regierung, ausgelöst durch die hohe Arbeitslosigkeit, waren in den vergangenen Wochen nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen mehr als 60 Menschen ums Leben gekommen.

Unruhen auch in Hammamet
Am Donnerstag war nach Berichten französischer Medien mit dem 60 Kilometer südlich von Tunis gelegenen Badeort Hammamet erstmals auch ein touristisches Zentrum von den Unruhen betroffen. Mehrere Geschäfte seien geplündert und eine Polizeiwache zerstört worden, berichtete der Sender Europe1. Hotels seien aber nicht angegriffen worden.

Reisewarnung des Außenministeriums
Wegen der Unruhen hat das Außenministerium von Reisen in das nordafrikanische Urlaubsland abgeraten. Im vergangenen Jahr haben 65.000 Österreicher Urlaub in Tunesien gemacht.

Kostenlose Umbuchung bei TUI
Der Reiseveranstalter TUI Österreich reagierte auf den aktualisierten Sicherheitshinweis des Außenministeriums mit kostenlosen Umbuchungen und Stornierungen bis einschließlich 24. Jänner. Ausflüge, die in den Süden des Landes führen sowie Stadtprogramme seien abgesagt worden, hieß es in einer Aussendung vom Donnerstag.

VKI: Reise-Rücktritt gerechtfertigt
"Wenn die Gefährdungslage für den Reisenden so intensiv ist, dass ein Durchschnittskunde die Reise nicht unternehmen würde, dann ist das ein Wegfall der Geschäftsgrundlage und rechtfertigt den kostenlosen Rücktritt vom Reisevertrag", sagt Peter Kolba vom Verein für Konsumenteninformation. Der Reisende müsse die Situation aber kurzfristig abschätzen (also nicht wegen Unruhen heute die Reise für Sommer 2011 bereits jetzt kostenlos stornieren) und der Reiseveranstalter könne durch das Angebot einer gleichwertigen und zumutbaren kostenlosen Umbuchung das Storno abwenden.




 

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