Gespräche

Ban bietet Nordkorea Dialog an

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Der künftige UNO-Generalsekretär signalisiert seine Bereitschaft zu einem Treffen mit Machthaber Kim Jong Il.

Der künftige UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon hat Nordkorea rund eine Woche nach dem Atomtest des stalinistischen Regimes direkte Gespräche angeboten. Er zeigte sich gegenüber japanischen Journalisten am Sonntag am Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York bereit, sich nach seiner Amtsübernahme im Jänner mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Il zu treffen. " Je nach der Situation möchte ich notwendige Maßnahmen ergreifen, einschließlich direkter Gespräche mit der Führung Nordkoreas" , erklärte Ban.

Diplomatische US-Offensive
Die USA wollen mit einer diplomatischen Offensive in Asien die Umsetzung der vom UNO-Sicherheitsrat beschlossenen Strafmaßnahmen sicherstellen. Der US-amerikanische Sondergesandte Christopher Hill traf am Montag in Tokio ein, wo er mit seinem japanischen Kollegen Kenichiro Sasae über Einzelheiten des Handelsembargos gegen Nordkorea sprechen wollte. Die japanische Regierung bereitete sich unterdessen auf den Besuch von US-Außenministerin Condoleezza Rice vor, die am Mittwoch erwartet wird.

"Wir wollen über die Umsetzung der UNO-Resolution und andere Maßnahmen sprechen", sagte Hill bei der Ankunft in Tokio. "Wir wollen sicherstellen, dass Nordkorea nicht in der Lage ist, die Technologie oder die Finanzmittel zu erlangen, um seine Programme fortzusetzen." Hill wollte bis Dienstag in Japan bleiben und dann nach Südkorea weiterreisen. Am Donnerstag wollten auch die Außenminister der USA, Südkoreas und Japans in Seoul über den Atomstreit beraten.

Ein japanischer Regierungssprecher betonte indes, es gebe keine Pläne für die Entwicklung von Nuklearwaffen als Reaktion auf den nordkoreanischen Atomtest. Die Position der Regierung habe sich nicht verändert, sagte Kabinettssekretär Yasuhisa Shiozaki. Ein führendes Mitglied der regierenden Liberaldemokratischen Partei (LDP), Shoichi Nakagawa, hatte am Sonntag erklärt, über diese Frage müsse zumindest diskutiert werden.

"Historisches Ereignis"
Nordkorea hat nach vorläufiger Auswertung von Luftproben durch die US-Geheimdienste tatsächlich vor einer Woche einen unterirdischen Atomtest unternommen. Weil die Sprengkraft bei dem Test jedoch so gering war, sind sich US-Geheimdienste nach Medienberichten noch nicht im Klaren, ob der Atomversuch nur ein Teilerfolg war oder ob das Land weiter fortgeschritten ist als bisher angenommen und einen Mini-Sprengkopf getestet hat. Der zweite Mann in der Führung Nordkoreas, Kim Yong Nam, bezeichnete den Atomtest am Montag als "historisches Ereignis".

Der UNO-Sicherheitsrat hatte am Samstag unter anderem ein Handelsembargo für Waffen, Luxusgüter und alle Waren, die dem nordkoreanischen Atomwaffenprogramm dienen könnten, beschlossen. Die Wirkung des Strafenkatalogs hängt jedoch vor allem davon ab, wie entschieden die Mitgliedsländer die Sanktionen durchsetzen. China hat bereits klar gemacht, dass es Vorbehalte gegen die Inspektion von Handelsschiffen von und nach Nordkorea hat.

Erste Sanktionen in Kraft
Erste Sanktionsmaßnahmen liefen am Montag an. Australien, das als eines von wenigen Ländern diplomatische Beziehungen zu Pjöngjang unterhält, untersagte nordkoreanischen Schiffen das Anlaufen seiner Häfen. Südkorea warnte hingegen vor einer Verschlechterung der Sicherheitslage durch zu rigide Maßnahmen gegen Nordkorea. Seine Regierung werde sich für die Abrüstung des nordkoreanischen Atomwaffenarsenals einsetzen, sagte Präsidentensprecher Yoon Tae Young. Nicht wünschenswert seien jedoch Maßnahmen, welche die Sicherheit und Wirtschaftslage in der Region verschlechtern könnten.

Hungersnot in Nordkorea
Millionen Nordkoreaner sind nach Ansicht des Welternährungsprogramms (WFP) in diesem Winter von einer Hungersnot bedroht. Schuld daran sei ein Rückgang der Lebensmittelhilfe aus dem Ausland, erklärte WFP-Sprecher Mike Huggins. Das größte Risiko, wegen Mangelernährung Schaden zu nehmen, bestehe für junge Mütter und ihre Kinder sowie für Ältere und Kranke. Schon jetzt seien 37 Prozent aller Kinder sowie 33 Prozent ihrer Mütter mangelernährt. Laut Huggins geht die Lebensmittelverknappung vor allem auf die Entscheidung der nordkoreanischen Regierung zurück, vom WFP weniger Direktlieferungen anzunehmen und stattdessen technische Entwicklungshilfe zu erhalten. Die am Wochenende beschlossenen UNO-Sanktionen könnten die Lage weiter verschlechtern, meinte er.

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