Dass die EU in den nächsten zwei Wochen doch noch grünes Licht für den Verkauf der AUA an die Lufthansa gibt, ist unwahrscheinlich. Brüssel fordert von den Deutschen die Abgabe weiterer Start- und Landerechte an Wettbewerber (Knackpunkt ist Wien – Frankfurt). Morgen tagt Lufthansa-Vorstand.
Bis heute erwartet Brüssel neue Zugeständnisse der Lufthansa. Die wird es aber wohl nicht geben. Man habe bereits Entgegenkommen gezeigt und ohnehin für das bestehende Joint Venture mit der AUA schon bezahlt, heißt es aus Frankfurt. Damit zeichnet sich ab, dass die Deadline 31. Juli platzt. Gibt es bis dahin keine Genehmigung aus Brüssel, kann die Lufthansa vom Vertrag zurücktreten.
Die EU-Kommission hat nach insbesondere Bedenken wegen der Flugstrecken von Wien nach Frankfurt, München, Stuttgart, Köln, Zürich, Genf und Brüssel. Auf diesen Routen müsse sichergestellt sein, dass die Passagiere weiter eine Auswahl von Airlines hätten, ansonsten drohten Preiserhöhungen.
Faymann trifft heute EU-Präsidenten Barroso
Österreichs Bundesregierung bemüht sich jedenfalls fast rund um die Uhr, noch eine Lösung herbeizuführen. Entwarnung konnte Kanzler Werner Faymann nach einem samstäglichen Telefonat mit EU-Kommissionspräsidenten Barroso nicht geben. Es lasse sich nicht absehen, ob eine Entscheidung in zwei Wochen möglich sei oder ob die EU-Prüfung bis in den August dauern werde, so Faymann gestern in der ORF-Pressestunde. „Lieber wäre uns eine rasche Lösung, rechnen müssen wir mit beidem.“ Heute trifft der Kanzler am Rande der Nabucco-Unterzeichnung mit Barroso zu weiteren Gesprächen zusammen.
Lufthansa-Vorstand wird Fristverlängerung prüfen
Bei der Lufthansa findet laut ÖSTERREICH-Informationen am Dienstag eine Vorstandssitzung zum AUA-Deal statt. Dort soll auch die Möglichkeit einer Verlängerung der Ende-Juli-Frist erörtert werden. Das müsste allerdings mit der österreichischen Übernahmekommission abgestimmt werden. Insidern zufolge hätte die Lufthansa nichts gegen eine Erstreckung der Frist bis in den Herbst – würde dann aber die AUA kaum mehr zu gleichen Konditionen nehmen, sondern von Österreich eine höhere Mitgift als die bisherigen 500 Mio. Euro verlangen. Es soll um noch einmal rund 200 Mio. Euro gehen.
Alternativszenarien werden parallel diskutiert
AUA und Regierung prüfen parallel Alternativen für den Fall, dass der Deal platzt. Faymann: „Wenn diese Katastrophe passiert, sind wir nicht ratlos.“ Die AUA stellt indes am Dienstag im Aufsichtsrat und bei einer Hauptversammlung die Weichen für einen Lufthansa-Einstieg. Hier wird es aber ebenso um einen möglichen Plan B gehen.