Im Poker um Opel hat der Finanzinvestor RHJ sein Angebot noch einmal nachgebessert. Der Ripplewood-Ableger wolle nun mit 600 Millionen Euro weniger Staatshilfe aus Deutschland auskommen als zuletzt geplant, sagte ein RHJ-Sprecher. Statt 3,8 Milliarden fordert der Opel-Bieter nun 3,2 Milliarden Euro. Der geforderte staatlich verbürgte Kredit soll nun 2013 und damit ein Jahr früher als geplant zurückgezahlt werden. RHJ habe die ehemalige Opel-Mutter General Motors in einem entsprechenden Brief über das nachgebesserte Angebot informiert. Auch die "Rheinische Post" hatte darüber vorab berichtet.
Mit dem neuen Offert will sich RHJ einen Vorteil gegenüber dem konkurrierenden Bieter Magna verschaffen. Während der Zulieferer der bevorzugte Interessent der deutschen Regierung ist, hegt GM Sympathien für RHJ. Dabei verlangt RHJ deutlich weniger Staatshilfen als Magna mit 4,5 Milliarden Euro.
Auch beim Eigenkapital hat der Finanzinvestor nachgebessert. Statt den ursprünglich geplanten 275 Millionen Euro will RHJ nun 300 Millionen Euro in Opel investieren. Magna will insgesamt 500 Millionen Euro an Kapital in den deutschen Autobauer einbringen.
RHJ habe das Zahlenwerk für die Opel-Übernahme noch einmal durchgesehen und festgestellt, dass man auch mit weniger Geld auskommen könne, begründete der Sprecher das neue Angebot. Dies werde das Unternehmen auch weiterhin tun. Dabei wolle RHJ aber nicht an Investitionen in die Zukunft von Opel sparen. "Die inhaltlichen Parameter des Angebots bleiben gleich", sagte der Sprecher. Reuters hatte bereits Mitte August von mit der Situation vertrauten Personen erfahren, dass RHJ eine Nachbesserung seines Angebots erwägt.
Opel-Betriebsrat lehnt RHJ ab
Der Opel-Betriebsrat hat sich trotz eines nachgebesserten Angebots der belgischen RHJ International strikt gegen einen Einstieg des Finanzinvestors bei dem Autobauer ausgesprochen. "Das Angebot ist wenig glaubwürdig und nicht überzeugend", sagte der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz der Deutschen Presse-Agentur dpa in Frankfurt.
Zuvor hatte RHJI, Tochter der amerikanischen Ripplewood, beim US-Konzern General Motors (GM) ein neues Angebot eingereicht, das vor allem auch die deutsche Politik überzeugen soll. Wie ein RHJI-Sprecher bestätigte, sieht das nachgebesserte Angebot staatliche Hilfen von nur noch 3,2 Mrd. Euro statt zuvor 3,8 Mrd. Euro vor.
Das Geld solle zudem bereits 2013 statt erst 2014 zurückgezahlt werden. Außerdem will die Beteiligungsgesellschaft direkt zur Vertragsunterzeichnung 300 Mio. Euro Eigenkapital einbringen und damit 25 Mio. Euro mehr als bisher angeboten.
Bund und Länder mit Opel-Standorten bevorzugen bisher eine Opel-Übernahme durch den kanadisch-österreichischen Zulieferer Magna. GM tendiert zu RHJI, prüft aber auch Möglichkeiten, Opel komplett im Konzern zu behalten. Auch eine Insolvenz ist nach wie vor nicht vom Tisch.
Einigung vor Ende September angestrebt
Die deutsche Regierung strebt noch vor Ende September eine Einigung über Opel an. "Ich hoffe, dass es vor der Wahl sein wird. Wir arbeiten darauf hin", sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) im Bayerischen Rundfunk. Der GM-Verwaltungsrat hatte eine Entscheidung über Opel zuletzt vertagt und weitere Information der Bundesregierung verlangt. Zuletzt hieß es, GM könnte Opel als Alternative dazu auch ganz behalten und den Verkauf abblasen.
Trotz der langwierigen Verhandlungen zeigte sich der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) zuversichtlich für einen Kompromiss. "Ich glaube, das der erreichbar ist, und ich bin am Ende davon überzeugt, dass alle eine solche Lösung wollen. Am Scheitern von Opel hat ernsthaft niemand ein Interesse", sagte Koch im Hessischen Rundfunk. Koch hatte sich zuvor klar gegen Staatshilfen für den Opel-Bieter RHJ ausgesprochen.
Der deutsche Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg rechnet nach eigenen Angaben mit einer Stellungnahme des US-Autobauers GM zu dessen deutscher Beteiligung Opel noch im September. "Ich glaube, dass sich GM noch vor der Bundestagswahl äußern wird", sagte der CSU-Politiker am Dienstag bei einer Veranstaltung des Verlags Gruner+Jahr in Hamburg. Ob dies dann schon die Entscheidung für einen der Bieter oder einen Verbleib bei GM sein werde, sei aber offen. Der Konzern habe in der Vergangenheit jedoch gezeigt, "dass er für die eine oder andere Überraschung" gut sei. Um Opel buhlen der austro-kanadische Autozulieferer Magna und der Finanzinvestor RHJ. Der neue Bundestag wird am 27. September gewählt.
Berlin präferiert weiterhin Magna
Die deutsche Regierung bleibt im Ringen um einen Opel-Investor ungeachtet des überarbeiteten Angebots von RHJ bei ihrer Präferenz für Magna. Auch nach Durchsicht des geänderten Konzepts des Finanzinvestors habe sich an der Haltung der Regierung nichts geändert, sagte der Sprecher des deutschen Wirtschaftsministeriums, Steffen Moritz, in Berlin. Es gehe bei der Bewertung der Konzepte nicht allein um den finanziellen Bedarf, sondern vor allem auch um die industriepolitische Grundausrichtung.
Der stellvertretende Regierungssprecher Klaus Vater ergänzte, Bundeskanzlerin Angela Merkel dringe nach wie vor auf einen schnellen Abschluss. Für die Regierung gehe es aber darum, das Beste für Beschäftigung, Wachstum und wirtschaftliche Perspektiven des Unternehmens herauszuholen.