Bilanz: Das war das Wirtschafts-Jahr 2009

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Die Business-Highlights. Was uns heuer wirtschaftlich bewegt hat.

JÄNNER

2. Die vom US-Einlagenfonds FDIC aufgefangene kalifornische Hypotheken- und Bausparbank IndyMac wird um 13,9 Mrd. Dollar an eine Investorengruppe verkauft. Das Geldinstitut mit einem Bilanzvermögen von rund 32 Mrd. Dollar ist noch vor der US-Investmentbank Lehman Brothers im Juli 2008 zusammengebrochen und war 2008 die zweitgrößte Bankpleite in den USA.

5. Der deutsche Milliardär Adolf Merckle begeht nach hohen Verlusten infolge von Spekulationen Selbstmord. Die wirtschaftliche Notlage seiner Unternehmen und die Ohnmacht, nicht mehr handeln zu können, treiben den 74-Jährigen in den Tod. Sein Firmenimperium mit einem Umsatz von rund 30 Mrd. Euro, zu dem unter anderem Deutschlands größter Baustoffproduzent HeidelbergCement und der Pharmahändler Phoenix gehören, steht vor der Zerschlagung.

6. Der monatelange Gasstreit zwischen Russland und der finanziell angeschlagenen Ukraine lässt die russischen Lieferungen nach Europa mitten im Winter versiegen. Bereits einen Tag später sind die meisten europäischen Abnehmer wie auch Österreich auf ihre Gasspeicher angewiesen.

8. Die deutsche Regierung steigt mit rund 18 Mrd. Euro bei der Commerzbank ein und erhält dafür 25 % plus einer Aktie an dem Geldinstitut. Mit der Teilverstaatlichung wird der Zusammenschluss der Commerzbank und der angeschlagenen Dresdner Bank gesichert.

14. Der europäische Papierproduzent M-real verkündet das Aus der Halleiner Papierfabrik in Salzburg. 485 der 680 Mitarbeiter müssen gehen. Begründet wird das Zusperren mit den jahrelangen Verlusten in der europäischen Papierindustrie. Auch das deutsche Werk in Gohrsmühle wird geschlossen.

14. Die internationale Wirtschaftskrise trifft neben der Finanzwirtschaft vor allem die Industrie. In Österreich schickt der Stahlkonzern voestalpine rund 4.500 Mitarbeiter in Kurzarbeit. Davor hatte das GM-Werk in Aspern 1.540 Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt.

20. Knapp 2 Wochen nach dem Ausfall der russischen Gaslieferungen kommt wieder Gas in der österreichischen Verteilerstation Baumgarten an. Am Vortag hatten Russland und die Ukraine in einem neuen Abkommen den eskalierten Gasstreit nach mühsamen Verhandlungen beigelegt. Zankapfel waren die Transitgebühren für russisches Gas, das nach Europa geliefert wird, bzw. der von Moskau von Kiew geforderte Gaspreis.

20. Der angeschlagene US-Autohersteller Chrysler und der italienische Konkurrent Fiat gehen eine Allianz ein. In einem ersten Schritt soll der italienische Autoproduzent mit 35 % bei Chrysler einsteigen. Fiat bezahlt den Anteil nicht mit Bargeld. Stattdessen bekommt Chrysler Zugang zu Fiat-Technologie, vor allem für den Bau von Kleinwagen.

26. Mitten in der größten Wirtschaftskrise seit der großen Depression der 30er Jahre schluckt der Pharmariese Pfizer seinen US-Konkurrenten Wyeth um 68 Mrd. Dollar. Der Kauf ist eine der größten Übernahmen seit Jahren. Rund 10 % der Stellen sollen wegfallen.

28. Der IWF erwartet für 2009 den größten Konjunktureinbruch seit dem Zweiten Weltkrieg. In seiner Konjunkturprognose sagt der IWF für 2009 ein globales Wachstum von nur noch 0,5 % voraus. Im November 2008 hatte der IWF noch ein Weltwirtschaftswachstum von 2,2 % für 2009 erwartet. "Die Welt ist mit einer tiefen Rezession konfrontiert", resümieren die IWF-Experten. Was im Jänner wie eine übertrieben schlechte Prognose aussieht, stellte sich ein paar Monate später als immer noch zu optimistisch heraus. Die Weltwirtschaft schrumpfte 2009.

31. AUA-Chef Alfred Ötsch wird nach knapp 3 Jahren als "Chef-Pilot" der finanziell angeschlagenen rot-weiß-roten Airline, die von der deutsche Lufthansa übernommen wird, per Ende Jänner abgelöst. Die Führung übernehmen Technik-Vorstand Peter Malanik und Marketing-Vorstand Andreas Bierwirth. Davor gibt Österreich der AUA einen 200-Mio.-Euro-Kredit. Auch massive Einsparungen bei der Belegschaft stehen ins Haus.

FEBRUAR

10. Die Schweizer Großbank UBS präsentiert das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. 19,7 Mrd. Franken (13 Mrd. Euro) Verlust wurden 2008 eingefahren, 8,1 Mrd. Franken allein in den letzten 3 Monaten des Jahres.

10. US-Finanzminister Timothy Geithner stellt ein Programm zur Rettung der ausgetrockneten Kreditmärkte vor. Mehr als 1 Billion Dollar (668 Mrd. Euro) sollen an staatlicher und privatwirtschaftlicher Unterstützung mobilisiert werden.

10. Der angeschlagene US-Autokonzern General Motors kündigt weitere 10.000 fest angestellte Mitarbeiter, 3.400 davon in den USA.

11. Der schwer angeschlagene deutsche Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate (HRE) bekommt weitere staatliche Garantien in Höhe von 10 Mrd. Euro. Damit hat die HRE seit Oktober 2008 bereits 102 Mrd. Euro an Kapitalhilfen erhalten.

13. Das größte Konjunkturprogramm in der Geschichte der USA ist beschlossene Sache. Nach dem US-Repräsentantenhaus gibt auch der Senat Grünes Licht für das 787 Mrd. Dollar teure Vorhaben. Rund ein Drittel fließt in Steuersenkungen, der Rest in Infrastruktur.

18. GM und Chrysler legen der US-Regierung ihre Sanierungspläne vor: Im schlimmsten Fall braucht GM bis zu 30 Mrd. Dollar Staatshilfe. Weltweit sollen 47.000 Stellen gestrichen werden - 26.000 davon außerhalb der USA. Erstmals wird eine Abspaltung von Opel ins Auge gefasst. Chrysler will weitere 5 Mrd. Dollar Staatshilfen und 3.000 Jobs abbauen.

18. Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll gibt überraschend bekannt, dass Christian Domany als Finanzvorstand der Flughafen Wien AG ausscheidet. Sein Nachfolger wird Prölls bisheriger Landeshauptmannstellvertreter und Wirtschaftslandesrat, Ernest Gabmann.

19. Bei der AUA haben die Verluste das halbe Grundkapital aufgezehrt. Die für 15. Mai 2009 geplante ordentliche Hauptversammlung wird auf 14. April 2009 vorverlegt.

20. Der zu GM gehörende Autohersteller Saab stellt Insolvenzantrag. Saab hat 2008 94.000 Autos abgesetzt und beschäftigt 4.000 Mitarbeiter.

27. Die Erste Group ist mit der Republik handelseins über Staatshilfe: Die Bank will im April 2,7 Mrd. Euro Kernkapital aufnehmen. Bis zu 1,89 Mrd. Euro davon sollen als Partizipationskapital vom Staat kommen, 30 % von Privaten.

27. Die Lufthansa legt das formale Angebot für den AUA-Streubesitz der AUA. Je Aktie werden 4,49 Euro geboten, die Annahmefrist läuft bis 11. Mai.

MÄRZ

2. Die angeschlagene Immofinanz verkauft ihr Österreich-Portfolio um netto 1,2 Mrd. Euro an ihre bisherige Osttochter, die ebenfalls börsenotierte Immoeast. Ihre Österreich-Tochter wird mit der Immoeast verschmolzen. Der neue starke Mann der Gruppe ist nun auch formell Eduard Zehetner, der auch Vorstandschef der Immofinanz wird.

3. Die Österreichische Post schlägt die Schließung von 293 Postämtern im ganzen Land vor - im Gegenzug sollen 450 neue "Postpartner" gewonnen werden. Die geplante Maßnahme gilt als Vorbereitung auf die Liberalisierung des Postmarktes im Jahr 2011. Am nächsten Tag tritt Post-Chef Anton Wais (60) aus Gesundheitsgründen zurück.

5. Die EZB senkt den Leitzins für den Euroraum um 0,5 Prozentpunkte auf 1,5 %. Damit liegt der Leitzins so niedrig wie noch nie seit Gründung der europäischen Währungsunion im Jahr 1999. Das ist allerdings noch nicht das Ende der Fahnenstange - im Mai sinkt der Leitzins auf 1,0 %. Auch die britische Notenbank, die Bank of England, senkt ihr Zinsniveau um einen halben %punkt auf ein Rekordtief von 0,5 %.

16. Die Gläubiger des insolventen niederösterreichischen Autozulieferers Eybl nehmen den Ausgleich über die börsenotierte Eybl International und die Österreich-Tochter Eybl Austria an. Eybl Austria soll ebenso wie andere Ländergesellschaften an die deutsche Autozulieferergruppe Prevent verkauft werden.

18. Die US-Notenbank Fed pumpt durch den Kauf von hypothekenbesicherten Wertpapieren und Staatsanleihen nochmals mehr als 1 Billion Dollar (673 Mrd. Euro) in die Finanzmärkte, um die lahmende Wirtschaft in Gang zu bringen. Der Leitzins bleibt unverändert, denn schon jetzt beträgt er 0 bis 0,25 %.

30. Der österreichische Mineralölkonzern OMV zieht sich nach dem im August 2008 gescheiterten Versuch, den ungarischen Konkurrenten MOL zu übernehmen, überraschend komplett aus der MOL zurück. Den Anteil von 21,2 % verkauft die OMV an den russischen Ölkonzern Surgutneftegas um 1,4 Mrd. Euro.

30. Rick Wagoner, der Chef des ums Überleben kämpfenden US-Autobauers General Motors, tritt auf Verlangen des Weißen Hauses zurück. Die von Präsident Barack Obama eingesetzte Auto-Taskforce lehnt die Sanierungspläne der Opel-Mutter GM und der früheren Daimler-Tochter Chrysler als unzureichend ab und setzt den beiden Unternehmen Fristen für eine Nachbesserung.

APRIL

1. Paukenschlag in der Meinl-Affäre: Der Banker Julius Meinl V. wird nach einer mehrstündigen Einvernahme bei der Wiener Staatsanwaltschaft wegen Fluchtgefahr verhaftet. Der 49-jährige Eigentümer der Meinl Bank AG kommt in die Haftanstalt Josefstadt. Dem Multimillionär wird Untreue, Provisionsschinderei und Betrug vorgeworfen. Nach zwei Tagen geht Meinl V. Dank einer Rekordkaution von 100 Mio. Euro wieder frei. Die Behörden muss er über allfällige Reisen am Laufenden halten.

6. Im Zuge der Finanzkrise haben die Banken weltweit seit dem 3. Quartal 2007 bisher 1.268,4 Mrd. Dollar verloren. Dem stehen 1.034,5 Mrd. Dollar an Staatshilfen oder auf anderen Wegen aufgebrachtes neues Kapital gegenüber. Den höchsten Abschreibungsbedarf für toxische Papiere haben die US-Banken mit 847 Mrd. Dollar. Auf die europäischen Banken entfallen 385,4 Mrd. Dollar. Die asiatischen Finanzinstitute kamen dagegen mit 36 Mrd. Dollar fast ungeschoren davon.

22. Das Ende der ehemaligen Meinl-Firma Airports International ist fixiert: Eine außerordentliche Hauptversammlung fixiert die Auflösung der in Wien börsenotierten und auf Jersey ansässigen Firma. Vor 2 Jahren, im April 2007, war Airports noch fulminant an der Wiener Börse gestartet, nun stimmte die Mehrheit der Zertifikate-Inhaber für das Zerschlagungskonzept der Meinl-unabhängigen Führung.

24. Der italienische Autokonzern Fiat zieht sich aus dem Bietergefecht um den deutschen Autobauer Opel zurück.

29. Der österreichisch-kanadische Autozulieferer Magna will zusammen mit russischen Partnern, dem Autohersteller GAZ und der Sberbank, beim deutschen Autobauer Opel, der zum US-Konzern GM gehört, einsteigen und rund 5 Mrd. Euro für die Rettung aufbringen. Es folgt eine monatelange Bieterschlacht, bis GM sich plötzlich entscheidet, Opel doch nicht zu verkaufen.

MAI

4. Die EU-Kommission senkt ihre Prognose für die Entwicklung der österreichischen Wirtschaft deutlich: 2009 wird das BIP um 4,0 % schrumpfen, 2010 um 0,1 %. Das Budgetdefizit wird demnach in Österreich 2009 auf 4,2 % steigen, 2010 sogar auf 5,3 %. Die Arbeitslosenrate dürfte 2009 auf 6,0 % hochschnellen und im nächsten Jahr 7,1 % erreichen.

6. Nach monatelangen Querelen zwischen VW und Porsche, in denen es zunächst so ausgesehen hatte, als würde der kleine Autobauer den großen Bruder schlucken, haben die Vertreter der Familien Porsche und Piech beschlossen, aus Volkswagen und Porsche einen integrierten Autokonzern zu machen. Jede der zehn Marken soll ihre Eigenständigkeit behalten. Der Abschluss des Prozesses sollte noch bis 20. November dauern.

7. Die EZB hat den Leitzins auf 1,0 % und damit den niedrigsten Wert seit ihrer Gründung gesenkt. Auf diesem Niveau sollte der Zinssatz auch bis Jahresende bleiben.

17. Es wird bekannt, dass der Chef der größten Bank Österreichs, der Bank Austria, abgelöst wird. Erich Hampel gibt im Herbst sein Amt als Vorstandsvorsitzender an Willi Cernko, bis dahin HVB-Privatkundenvorstand, ab. Hampels Vertrag wäre bis zum Frühjahr 2010 gelaufen.

29. Die Inflationsrate der Eurozone hat mit 0,0 % im Mai einen historischen Tiefststand erreicht.

30. Nach monatelangen Verhandlungen gibt der deutsche Finanzminister - knapp vor den Wahlen - bekannt: Der österreichisch-kanadische Zulieferer Magna wird den angeschlagenen Autobauer Opel von GM übernehmen. Bis dahin waren auch der italienische Autobauer Fiat und der belgische Finanzinvestor Ripplewood in Rennen. Im Nachhinein stellte sich diese Ankündigung allerdings als voreilig heraus: GM beschließt am 3. November, Opel doch nicht zu verkaufen.

JUNI

1. GM beantragt bei einem New Yorker Insolvenzgericht Gläubigerschutz. Das bisher größte Chapter-11-Verfahren der US-Wirtschaftsgeschichte soll GM eine Sanierung ermöglichen. Nach der De-facto-Verstaatlichung soll GM in der Insolvenz gesundschrumpfen.

2. Der angeschlagene Autobauer Opel, Tochter von GM, erhält vom deutschen Staat eine Finanzspritze von 300 Mio. Euro zur Fortführung des Betriebs.

3. Der börsenotierte Leiterplattenhersteller AT&S verlegt sein Volumsgeschäft vom steirischen Leoben-Hinterberg nach Asien, rund 300 Mitarbeiter in Österreich verlieren ihren Job.

4. Die EZB sieht die Wirtschaftsentwicklung in Europa immer düsterer: In ihrer neuen vierteljährlichen Prognose geht sie nun von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung der Euro-Zone von 4,1 bis 5,1 % für 2009 aus. Noch in der März-Prognose hatte die EZB einen Rückgang von 2,2 bis 3,2 % erwartet. Auch die OeNB nimmt ihre Prognose zurück und erwartet nun für 2009 eine Schrumpfung des heimischen BIP um 4,2 %.

9. Der deutsche Konzern Arcandor stellt Insolvenzantrag wegen drohender Zahlungsunfähigkeit. Auch für die Gesellschaften Karstadt Warenhaus, Primondo und Quelle wird Insolvenz beantragt. Quelle Österreich hält sich bis November, muss dann aber auch Insolvenz anmelden.

15. Die Österreichische Post bekommt einen neuen Chef: Der Steirer Georg Pölzl, bisher Chef des deutschen Mobilfunkers T-Mobile, wird vom Post-Aufsichtsrat per 1. Oktober zum neuen Generaldirektor bestellt.

16. Der deutsche Reifenkonzern Continental schließt die Reste des ehemaligen Semperit-Reifenwerks im niederösterreichischen Traiskirchen und kündigt 195 Beschäftigte.

22. Die Billigfluggesellschaft SkyEurope beantragt am Sitz der Gesellschaft in der Slowakei Gläubigerschutz, will aber trotzdem weiterfliegen.

26. Die Wirtschaftsforscher von Wifo und IHS erwarten für 2009 einen BIP-Rückgang um 3,4 bzw. 4,3 %. Für 2010 sehen die beiden Institute ein kleines Plus von 0,5 bzw. 0,3 %. 2008 war die heimische Wirtschaft noch um 1,8 % gewachsen.

29. Der geständige Finanzbetrüger Bernard Madoff (71) wird in New York zu 150 Jahren Gefängnis verurteilt. Seinem Schneeballsystem fielen auch Anleger in Österreich zum Opfer. Der Gesamtschaden wird auf bis zu 65 Mrd. Dollar geschätzt.

JULI

1. Das Handy-Telefonieren, Versenden von SMS und Datenroaming im EU-Ausland wird billiger. SMS im Ausland kosten nun EU-weit maximal 11 Cent zuzüglich Mehrwertsteuer. Ausgehende Telefonate sind mit 43 Cent zuzüglich Mehrwertsteuer pro Minute gedeckelt, eingehende Anrufe im EU-Ausland dürfen höchstens 19 Cent kosten. Ab 2010 und 2012 sinken die Tarife weiter.

7. Österreich, Deutschland und die Schweiz stoppen nach monatelangem Tauziehen die Exportrisikoversicherungen für den Ilisu-Staudamm in der Türkei. Die mehr als 150 Auflagen im Bereich Umwelt, Kulturgüter und Umsiedlung konnten innerhalb der vertraglich festgelegten Frist nicht erfüllt werden. Die Türkei möchte den Damm aber auch ohne europäische Hilfe bauen.

15. Die Inflation in Österreich hat den Nullpunkt erreicht. Die Statistik Austria gibt für Juni eine Inflationsrate von 0,0 % bekannt. Das ist der niedrigste Wert seit August 1966.

29. Die Ottakringer Brauerei AG und die Vöslauer AG fusionieren. Die börsenotierte Holdinggesellschaft wird um die Mineralwasserfirma und die Brautöchter im Ausland erweitert. Neuer Name des Konzerns: "Ottakringer Getränke AG".

29. Microsoft und Yahoo einigen sich auf eine Online-Partnerschaft und greifen Google an: Microsoft betreibt künftig die Suchmaschine von Yahoo, was Einsparungen von 200 Mio. Dollar bringen soll. Der Deal läuft 10 Jahre.

29. Eineinhalb Jahre nach Beginn der schweren Rezession in den USA spricht die US-Notenbank erstmals wieder von Anzeichen einer Stabilisierung der Wirtschaft.

31. EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes gibt Grünes Licht für die Übernahme der AUA durch die Lufthansa. Formell müssen die EU-Mitgliedsstaaten und die EU-Kommission noch zustimmen. Der Deal war zuletzt mehrfach vom Scheitern bedroht, weil die Lufthansa rentable Slots auf Strecken Deutschland/Wien verteidigt hat.

AUGUST

3. Das Post-Volksbegehren "Stopp den Postraub" wurde von 140.622 Österreichern unterschrieben. Damit muss es im Parlament behandelt werden.

4. Die AUA fliegt noch tiefer in die Verlustzone. Mit 166,6 Mio. Euro ist der Nettoverlust im ersten Halbjahr dreieinhalb mal so hoch wie zwischen Jänner und Juni 2008.

7. Die krisengebeutelte deutsche Hypo Real Estate (HRE) schreibt weiterhin tiefrote Zahlen und braucht zusätzliche Hilfe vom Bund. Hohe Abschreibungen auf faule Immobilienkredite haben der HRE im ersten Halbjahr einen Verlust von 1,13 Mrd. Euro eingebracht.

15. Der Flughafen Wien stellt wegen offener Forderungen die Abfertigung von SkyEurope-Maschinen endgültig ein. Bratislava wird als Ersatz angesteuert.

20. Bei der außerordentlichen Hauptversammlung der Flughafen Wien AG segnen die Aktionäre mit 99,9 % eine aktienrechtliche Sonderprüfung des Skylink-Desasters ab.

26. Das österreichische Bankgeheimnis wird gelockert, damit Österreich von der "Grauen Liste" der OECD gestrichen wird.

27. Die Volksbank AG (ÖVAG) hat im ersten Halbjahr einen Verlust vor Steuern von 139 Mio. Euro eingefahren und streicht 900 Jobs.

28. Die Finanzhilfe für die BAWAG PSK wird fixiert, Bankchef David Roberts (46) tritt überraschend aus gesundheitlichen Gründen zurück. Von Jänner bis Juni 2009 weist die Bank einen Nettogewinn von 13,3 Mio. Euro aus, nach einem Verlust von 40,5 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2008.

31. Die börsenotierte Fluglinie SkyEurope wird auch in Bratislava gegroundet. Wegen ausstehender Zahlungen werden keine Flüge mehr abgefertigt.

SEPTEMBER

1. Der Überlebenskampf der börsenotierten slowakisch-österreichischen Billigairline SkyEurope ist offiziell zu Ende. Das Unternehmen muss Konkursantrag stellen, nachdem keine vorübergehende Überbrückungsfinanzierung zur Aufrechterhaltung des operativen Betriebs abgeschlossen werden konnte. Der Flugbetrieb der seit Juni unter Gläubigerschutz stehenden Airline wird mit sofortiger Wirkung eingestellt.

3. Der Lufthansa-AUA-Deal wird besiegelt: Die Kranich-Airline hält nun 90 % der österreichischen Fluglinie. Die AUA ist ab sofort Teil des Lufthansa-Konzerns. ÖIAG-Chef Peter Michaelis bezeichnet den Verkauf als die "komplizierteste Transaktion" der ÖIAG bisher.

15. Die börsenotierten Wiener Ottakringer Brauerei trennt sich von ihrem langjährigen Miteigentümer Brau-Union/Heineken: Nach mehr als elf Jahren steigen die Erzrivalen der Ottakringer aus. Ihren Anteil von 13,43 % am Grundkapital übernehmen die Ottakringer-Haupteigentümerfamilien.

17. Die börsenotierte Schlumberger AG übernimmt von der Johann Kattus GmbH ihren Konkurrenten Hochriegl. Konkret wird die Schlumberger Wein- und Sektkellerei GmbH 100 % der Geschäftsanteile der Hochriegl Wein und Sektkellerei GmbH inklusive der Produktionsmaschinen und der Marke Hochriegl vorbehaltlich der kartellrechtlichen Genehmigungen kaufen. Über den Preis wird Stillschweigen vereinbart.

25. Die AUA kündigt dramatische Personalkürzungen an: Bis Ende 2010 dürfte der Personalstand um rund 1.000 auf 6.000 Mitarbeiter sinken. Damit hat die schwer defizitäre Airline binnen dreier Jahre mehr als 2.000 Stellen abgebaut.

29. Die italienische Großbank UniCredit, Mutter der Bank Austria, verzichtet nun offiziell auf Staatshilfe von Italien und Österreich. Zur Stärkung des Eigenkapitals soll stattdessen eine Kapitalerhöhung von bis zu 4 Mrd. Euro dienen, davon sollten bis zu 2 Mrd. Euro an die Bank Austria mit ihren Osteuropa-Aktivitäten gehen.

OKTOBER

1. Nach der schwersten Rezession der Nachkriegsgeschichte kehrt die Wirtschaft überraschend schnell wieder auf Wachstumskurs zurück. Der IWF korrigiert seine Prognosen für 2010 auf 3,1 % nach oben, angetrieben von Schwellenländern wie China und Indien.

2. Nachträglicher Knalleffekt im Zusammenhang mit dem Verkauf der Buwog: Staatsanwaltschaft und Finanzbehörden führen Hausdurchsuchungen bei den beiden Lobbyisten, dem Ex-FPÖ-Spitzenpolitiker Walter Meischberger und dem PR-Berater Peter Hochegger durch. Sie geben zu, fast 10 Mio. Euro Beratungshonorare bekommen und nicht versteuert zu haben. Der für den Buwog-Verkauf zuständige Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser betont, dass er von der Beratertätigkeit Meischbergers und Hocheggers nichts gewusst habe.

5. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland übernimmt der Staat eine Bank komplett. Der Bund drängt ein Jahr nach der Notrettung die letzten verbliebenen Aktionäre aus der angeschlagenen Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE).

11. GM verkauft die Edel-Geländewagenmarke Hummer an den chinesischen Maschinenbauer Sichuan Tengzhong. Damit übernehmen Chinesen erstmals eine westliche Automarke.

12. Der Wirtschaftsnobelpreis geht erstmals an eine Frau: Die US-Amerikanerin Elinor Ostrom erhält die Auszeichnung zusammen mit ihrem Landsmann Oliver Williamson. Sie zählt zu den weltweit führenden Umwelt-Ökonomen.

14. Hausdurchsuchungen bei der Kärntner Hypo Group Alpe Adria (HGAA) und ihrer Mutter BayernLB. Die BayernLB soll für den Kauf der Kärntner Tochter vor zwei Jahren rund 400 Mio. Euro zu viel gezahlt haben.

20. Aus für Quelle: Der einst größte deutsche Versandhändler ist nach 82 Jahren am Ende. Die Suche nach einem Käufer für das defizitäre Deutschland-Geschäft scheitert. Im November folgt auch die Österreich-Tochter. Über sie wird am 16. November der Konkurs eröffnet. Von der Pleite sind rund 2.000 Menschen betroffen, 1.100 Quelle-Beschäftigte und 900 weitere Einkommenbezieher. Die Passiva werden auf 100 Mio. Euro geschätzt. Am 30. werden 1.900 Mitarbeiter per Telefon gekündigt.

NOVEMBER

1. In den USA meldet der 100 Jahre alte Mittelstandsfinanzierer CIT Insolvenz (Gläubigerschutz) an. CIT will so Schulden abschütteln und bis Jahresende das geordnete Insolvenzverfahren wieder verlassen. Mit Schulden von knapp 65 Mrd. Dollar bei 71 Mrd. Dollar Vermögenswerten ist es eine der größten Firmenpleiten in den USA überhaupt und die größte einer Bank seit dem Kollaps von Lehman Brothers im September 2008.

3. Für Magna ist der Traum von Opel-Kauf geplatzt: Nach monatelangem Ringen will General Motors die europäische Tochter Opel nun doch behalten. Die Entscheidung im GM-Aufsichtsrat überrascht und empört die deutsche Regierung. Im Opel-Betriebsrat wächst die Sorge um Werke. Ein neuer Streit um Subventionen entbrennt.

10. Hiobsbotschaft aus Klagenfurt: Die Kärntner Hypo Group Alpe Adria (HGAA) schreibt 2009 "deutlich mehr als 1 Milliarde" Euro Verlust, bringt so auch ihre deutsche Mutter BayernLB wieder tief in die roten Zahlen. Grund: Teure Abschreibungen auf faule Kredite vor allem auf dem Balkan. Bis Dezember muss frisches Kapital aufgestellt werden. Der Bedarf wird auf 1 bis 1,5 Mrd. Euro geschätzt, den größten Teil müssen die Bayern stemmen.

12. Die spanische Iberia und British Airways (BA) schließen sich zu einer der größten Fluggesellschaften der Welt zusammen. Die Fusion soll nach 16 Monate dauernden Verhandlungen bis Ende 2010 vollzogen sein und Kosten von jährlich rund 400 Mio. Euro einsparen. Beide Marken sollen erhalten bleiben. Es entsteht am Umsatz gemessen die weltweit drittgrößte Fluggesellschaft nach Air France-KLM und Lufthansa.

13. Österreich und die gesamte Euro-Zone haben im 3. Quartal das tiefe Tal der Rezession hinter sich gelassen und sind wieder auf Wachstumskurs eingeschwenkt. Erstmals seit Frühjahr 2008 ist die Wirtschaftsleistung wieder höher als im Vorquartal, in Österreich betrug das BIP-Plus 0,9 % - im Jahresabstand aber immer noch um 2,4 % tiefer.

16. Doch kein Streik bei den Metallern: Die KV-Partner einigen sich auf eine Lohnerhöhung von 1,45 % (Ist-Löhne) bzw. 1,5 % (KV-Löhne).

18. Das Handelsgericht Wien lässt eine Sammelklage gegen AWD zu. Die klagsführenden Konsumentenschützer werfen AWD vor, Kunden beim Verkauf von Immofinanz-Aktien systematisch fehlberaten zu haben. 2.500 geprellte Anleger haben sich angeschlossen. Der AWD will anfechten. Sollte der VKI Recht behalten, könnte das zweitgrößte Zivilverfahren der Zweiten Republik nach dem WEB-Prozess beginnen.

26. Das Emirat Dubai gibt bekannt, dass es die staatlichen Schulden nicht pünktlich bezahlen kann und löst damit Schockwellen an den internationalen Börsen aus.

27. Die Constantia Privatbank, die vor 1 Jahr von 5 Großbanken aufgefangen worden war, wird um 30 Mio. Euro an den Investor Erhard Grossnig verkauft.

DEZEMBER

1. Der Chef der Tiroler Hypo, Hannes Gruber, nimmt seinen Hut. Die landeseigene Bank muss 2009 hohe Wertberichtigungen vornehmen, unter anderem geht es um eine Kreditvergabe in Bayern, bei der 21 Mio. Euro offenbar ohne entsprechende Sicherheiten an die deutsche M-Solar überwiesen worden waren. Laut Aufsichtsratschef Helmut Mader müssen insgesamt "möglicherweise 60 Mio. Euro" wertberichtigt werden.

1. General-Motors-Boss Fritz Henderson muss gehen. Der 68-jährige Verwaltungsratschef Ed Whitacre, ein Vertrauter des US-Präsidenten Barack Obama, übernimmt zunächst selbst das Steuer. Der erst seit März amtierende Henderson galt als Befürworter des Verkaufs der GM-Tochter Opel an den österreichisch-kanadischen Zulieferkonzern Magna.

3. In Italien durchsucht die Steuerpolizei 38 Niederlassungen österreichischer Kreditinstitute. Betroffen waren Filialen von Alpenbank, Hypo Tirol Bank Italia, der Kärntner Sparkasse und der Kärntner Hypo Group Alpe Adria .

9. VW steigt beim japanischen Autobauer Suzuki ein und übernimmt knapp 20 % für 1,7 Mrd. Euro. Zwei Tage zuvor wurden die Fakten für den 16 Mrd. Euro schweren Zusammenschluss mit Porsche geschaffen: Europas größter Autobauer beteiligte sich in einem ersten Schritt für 3,9 Mrd. Euro mit 49,9 % an der Porsche AG. VW will sich Porsche bis 2011 als 10. Marke einverleiben. Bis dahin soll auch das österreichische Autohandelsgeschäft Porsche Holding der Familien Porsche und Piech mit Sitz in Salzburg an VW verkauft werden.

8. Griechenland gerät wegen des hohen Staatsdefizits von 12,7 % des BIP immer mehr unter Druck. Die Ratingagentur Fitch hat Griechenland von "A-" auf "BBB+" mit negativem Ausblick herabgestuft und damit aus der obersten Klasse der sicheren Schuldner verbannt. Ministerpräsident Giorgos Papandreou muss nun einen harten Sparkurs fahren, um das Defizit wie versprochen bis 2013 wieder unter die EU-Marke von 3 Prozent zur bringen. Griechenland steht insgesamt mit 300 Mrd. Euro in der Kreide.

14. Die Kärntner Hypo Group Alpe Adria (HGAA) wird notverstaatlicht: Nach einem nächtlichen Verhandlungsmarathon wird kurz vor 8.00 Uhr, knapp vor Öffnung der Bankschalter, bekanntgegeben, dass die Republik Österreich 100 % der Kärntner Hypo übernimmt. Der Mehrheitseigentümer Bayern LB (67,1 %) sowie die Miteigentümer Land Kärnten (12,4 %) und Grazer Wechselseitige Versicherung/Grawe (20,5 %) erhalten jeweils einen symbolischen Euro vom Bund. Für die Rettung der systemrelevanten Bank sind 1,5 Mrd. Euro an Kapital nötig, davon kommen vom Bund 450 Mio. Euro, von den Bayern 825 Mio. Euro an Krediten, die in Eigenkapital umgewandelt werden, 200 Mio. Euro von Kärnten und 30 Mio. Euro von der Grawe.

Zusätzlich erhält die Bank von den Alteigentümern gut 3,4 Mrd. Euro an Liquidität. Bei der BayernLB, die das Hypo-Debakel rund 3,7 Mrd. Euro gekostet hat, muss Bank-Chef Michael Kemmer auf Druck der bayerischen Staatsregierung den Hut nehmen. Sein Nachfolger ist Vize-Chef und Ex-Bank-Austria-Vorstand Stefan Ermisch. In Österreich beginnen am nächsten Tag die Aufräumarbeiten. Von der Staatsanwaltschaft Klagenfurt wird ein Strafverfahren eingeleitet. Ermittelt wird gegen "Verantwortliche der Bank" primär in Richtung Untreue und Betrug. Vom Innenministerium wird eine Sonderkommission "SOKO-Hypo Alpe Adria" eingesetzt, angeführt vom Kärntner Bernhard Gaber, der bereits die "SOKO-BAWAG" geleitet hat. Die Regierung plant angesichts der Kärntner Landeshaftung für die Hypo von 18 Mrd. Euro eine gesetzliche Beschränkung der Haftungen für Gebietskörperschaften.

14. Das Golfemirat Abu Dhabi greift seinem von hohen Schulden geplagten Nachbarn Dubai mit 10 Mrd. US-Dollar (6,78 Mrd. Euro) unter die Arme.

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