Die europäischen Leitbörsen sind am Freitag etwas fester aus dem Handel gegangen. Der Euro-Stoxx-50 erhöhte sich um 0,26 Prozent auf 3.172,63 Zähler.
Marktbeherrschendes Thema blieb nach wie vor die Ukraine-Krise. Wegen der Unterstützung Moskaus für die Separatisten in der Ukraine wollen Regierungen der EU-Staaten neue Sanktionen gegen Russland verhängen. Bei einem Treffen der 28 EU-Staaten am Freitag in Mailand bewerteten mehrere Außenminister das Vorgehen Russlands als "Invasion". Die Bundesregierung sprach erstmals von einer "militärischen Intervention" Russlands.
Ebenfalls im Fokus standen schwache Inflationsdaten für die Eurozone. Die Teuerungsrate fiel im August auf 0,3 Prozent. Dies ist der niedrigste Wert seit Oktober 2009. Schon im Juli hatte die Inflationsrate bei nur noch 0,4 Prozent gelegen. Die Entwicklung verstärkt den Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), ihren Kampf gegen Deflationsrisiken zu forcieren.
Für Überraschung sorgten Daten aus den USA, die besser als erwartet ausgefallen sind. Der US-Einkaufsmanagerindex, der Chicago-PMI, hat sich im August stärker als erwartet aufgehellt. Der Indikator stieg auf 64,3 Zähler. Analysten hatten für August einen Anstieg des Index auf nur 56,5 Punkte erwartet. Außerdem hellte sich das Verbrauchervertrauen in den USA im August überraschend weiter auf. Das von der Universität Michigan erhobene Konsumklima stieg auf 82,5 Zähler. Ökonomen hatten im Schnitt lediglich mit 80 Zählern gerechnet.
Tesco-Aktien waren dominierendes Tagesthema. Die Titel stürzten in London 6,64 Prozent ab. Das Unternehmen kündigte einen deutlichen Gewinnrückgang für das laufende Geschäftsjahr an. Der Handelsgewinn soll nun nur noch bei 2,4 bis 2,5 Mrd. Pfund landen, im vergangenen Geschäftsjahr waren es noch rund 3,3 Mrd. Pfund. Der Einbruch hat auch Folgen für die Aktionäre. Ihre Zwischendividende wird um drei Viertel auf 1,16 Pence je Aktie gekürzt.
Telefonica Deutschland verzeichneten ein knappes Plus von 0,17 Prozent. Die EU hat die Übernahme von E-Plus durch Telefonica Deutschland (O2) endgültig genehmigt. Die Kartellwächter in Brüssel bestätigten, dass der Konzern die mit dem Geschäft verbundenen Auflagen erfüllt. Im Gegenzug für die Genehmigung hatte Telefonica etwa zugesagt, Netzkapazitäten an den Anbieter Drillisch zu verkaufen.
Aktien der spanischen Telefonica gaben in Madrid wiederum 0,17 Prozent nach. Der spanische Telekomkonzern erwartet erhebliche Vorteile durch den geplanten Kauf des brasilianischen Breitbandanbieters GVT. Die Übernahme werde Synergien von mindestens 4,7 Mrd. Euro freisetzen. Sie wollen ihre Mobilfunksparte Telefonica Brasil mit GVT zusammenschließen. Dadurch sollen allein im direkten operativen Geschäft etwa durch Einsparungen Vorteile von 3,2 Milliarden Euro entstehen. Die Übernahme werde sich bereits im ersten Jahr auszahlen, hieß es.
Fiat schlossen in Mailand unverändert. Trotz Kapriolen am Aktienmarkt sieht Fiat die geplante Fusion mit dem US-Autobauer Chrysler auf Kurs. Die Übernahme gehe wie geplant voran, hieß es. Ein zuletzt niedriger Kurs der Fiat-Aktie hatte Befürchtungen ausgelöst, die Fusion könnte noch einmal in Gefahr geraten.
Deutsche Telekom büßten 0,44 Prozent ein und lagen damit am unteren Ende des Stoxx-50. Das Unternehmen will einem Insider zufolge deutlich mehr als 35 Dollar je Aktie für die amerikanische Tochter T-Mobile US einstreichen. Dieser Betrag sei deutlich zu niedrig, sagte eine mit der Sache vertraute Person. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte zuvor berichtet, die Telekom sei zu einem Verkauf bereit, sollten 35 Dollar oder mehr geboten werden.