Nach Abstimmung über Manager-Gehälter in der Schweiz erreicht die Debatte Österreich.
„Gemessen an ihren eigenen Mitarbeitern verdienen Manager in Österreich viel zu viel!“ Wenn es um die heimischen Spitzenverdiener geht, platzt AK-Präsident Rudi Kaske der Kragen.
Erst am Sonntag wurde in der Schweiz über eine Begrenzung der Löhne der Topverdiener abgestimmt. Die Initiative forderte, dass Manager nicht mehr als das Zwölffache des tiefsten Lohns in ihrem Unternehmen verdienen dürfen (der Vorstoß wurde jedoch abgelehnt). In Deutschland einigten sich ebenfalls am Sonntag Union und SPD auf eine Grenze für Managergehälter.
Arbeitnehmer verdienen bei uns im Schnitt 24.843 €
Laut aktuellen Erhebungen der Arbeiterkammer bekommt ein österreichischer ATX-Boss Jahr für Jahr im Schnitt 1,4 Millionen Euro überwiesen. Absoluter Topverdiener dabei ist Andritz-Boss Wolfgang Leitner (5,3 Millionen Euro jährlich).
Dagegen wirken die Löhne der Angestellten fast armselig. Laut Einkommensbericht erreichen die mehr als vier Millionen unselbstständig Beschäftigten bei uns im Schnitt nur ein Brutto-Jahreseinkommen von 24.843 Euro (siehe Story rechts). Manager verdienen im Schnitt also 49-mal mehr!
Ein Hauptgrund für die Arbeiterkammer, jetzt auch in Österreich eine Deckelung der Spitzenlöhne zu fordern.
Berlin für Manager-Limit, Schweiz stimmt dagegen
Auch Europa diskutiert über zu hohe Gehälter. Erstmals zog jetzt auch Berlin eine Grenze.
Die schwarz-gelbe Bundesregierung hatte sich jahrelang mit allen Mitteln dagegen gewehrt. Jetzt allerdings wendet sich das Blatt: Wie gestern bekannt wurde, haben sich nun Union und SPD in Deutschland auf eine Deckelung der Managergehälter geeinigt. Künftig soll der Aufsichtsrat jedes börsennotierten Unternehmens den maximal zulässigen Unterschied zwischen dem Einkommen eines durchschnittlichen Arbeitnehmers und einem Verdienst jedes Vorstandsmitgliedes festlegen.
Schweiz dagegen
Ganz anders dagegen die Situation in der Schweiz. Die Initiative, dass der höchstbezahlte Lohn nicht mehr als das Zwölffache des tiefsten betragen darf (1:12), wurde gestern mit einer großen Mehrheit (65,3 Prozent) abgelehnt.
AK-Präsident Rudolf Kaske: "Einige Manager sind einfach maßlos"
ÖSTERREICH: Was kritisieren Sie am meisten an den Managergehältern?
Rudolf Kaske: Einige von ihnen haben in den letzten Jahren ordentlich zugelangt und sind maßlos, wenn es um ihre eigenen Gehälter geht und schauen bei den Löhnen der Angestellten auf jeden Cent.
ÖSTERREICH: Haben Sie ein Beispiel dafür?
Kaske: Bei den Kollektivvertragsverhandlungen wird jedes Jahr um Lohnerhöhungen zwischen zwei bis drei Prozent gefeilscht. Die Bezüge der ATX-Vorstände allerdings sind von 2011 auf 2012 um 6,5 Prozent gestiegen.
ÖSTERREICH: Wie könnte man diese Ungleichheit lösen?
Kaske: Die Gestaltung der Vergütung von Managern sollte zwar weiterhin bei den Aufsichtsräten liegen. Aber die Schere zwischen Arbeitnehmern und Vorständen sollte nicht noch weiter auseinandergehen. Möglich wäre, dass man für bestimmte wirtschaftliche Bereiche das Verhältnis zwischen dem Durchschnittseinkommen und den Bezügen der jeweiligen Vorstände genau festlegt
Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl: "Deckelung ist für Österreich kein Thema"
ÖSTERREICH: Wäre eine Deckelung der Manager-Gehälter in Österreich für Sie denkbar?
Christoph Leitl: Dass die Schweizer eine solche Regelung gestern abgelehnt haben, zeigt, dass sie auch für Österreich kein Thema ist. Eine staatliche Reglementierung kann nicht das Ziel sein.
ÖSTERREICH: Was würden Sie sich stattdessen wünschen?
Leitl: Es sollte ein faires und kritisches Verhalten der Eigentümer geben, die sich immer auch fragen müssen: Sind bestimmte Gehälter eigentlich noch gerecht? Und wer unangenehm hoch verdient, sollte sich auch immer die Gewissensfrage stellen und sich überlegen, ob er das auch wirklich will.
ÖSTERREICH: Und eventuell freiwillig verzichten?
Leitl: Ja. Wobei auch zu sagen ist, dass der österreichische Umgang mit Spitzengehältern viel vernünftiger ist als in anderen Ländern.
D. Müllejans