ÖVAG holt sich 400 Mio. von Aktionären

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Die Volksbank AG (ÖVAG) wird dem Staat für das im April eingeschossene Partizipationskapital (1 Mrd. Euro) für 2009 und wohl auch 2010 keine Dividende zahlen. Auch die Aktionäre gehen in der Zeit leer aus. Für frisches Kapital will sich die Bank, die wegen teurer Abschreibungen heuer abermals hohe Verluste ausweist, nun nicht noch einmal beim Bund anstellen.

"Es gibt keinerlei Planungen, wo das drin ist", sagte ÖVAG-Chef Gerald Wenzel. Im kommenden Jahr will sich Wenzel von den eigenen Aktionären 400 Mio. Euro Kapital holen. Im gleichen Maß, wie Kapital von seinen Aktionären hereinkommt, will er 2010 Staatsgeld abschichten. Im Plan seien 400 Millionen. "So würde ich das vorschlagen, unter Teilnahme aller bisherigen Aktionäre", sagte Wenzel im Klub der Wirtschaftspublizisten. Wie weit Vorbereitungen mit den Aktionären für eine solche Kapitalerhöhung sind, ließ er offen.

Die "Kapitalmaßnahme" sollen seinen Worten zufolge aber "prima vista" die bisherigen Aktionäre aliquot mittragen. Damit würde sich der Eigentümerkreis laut Wenzel nicht verändern. Hauptaktionäre sind die regionalen Volksbanken (58 Prozent), es folgen die deutsche DZ Bank (25 Prozent), Ergo Versicherung (10 Prozent) und RZB (6 Prozent).

Wenzel wies heute jegliche Zweifel an der Überlebensfähigkeit der Bank zurück. Er sieht die ÖVAG auch in fünf Jahren als Spitzeninstitut des Volksbankensektors in Österreich bestehen. Mit der Hypo Alpe Adria in einem Atemzug als Problembank gezählt zu werden, ist für den Volksbankchef ungerechtfertigt: "Wir haben Eigentümer, die mit uns gemeinsam in die Zukunft gehen wollen. Bei der Hypo Alpe Adria ist das vielleicht nicht so."

Die ÖVAG bezifferte ihre anrechenbaren Eigenmittel heute mit 3,7 Mrd. Euro, das Tier-1-Kernkapital mit 2,9 Mrd. Euro - jeweils inklusive Staatsmilliarde. Wenzel sprach von einer "ausgezeichneten Kapitalausstattung".

Ein Effekt der Abschichtung der Staatsmilliarde auf zunächst 600 Mio. Euro im Jahr 2010: Die für das Wandlungsrecht für den Staat verbundene Bedingung (mögliche PS-Wandlung in Stammaktien nach drei aufeinanderfolgenden dividendenlosen Jahren) fällt weg, die Zeitrechnung für den Kupon beginnt von vorn. Ziel sei, das ganze Staatskapital möglichst rasch abzuschichten. Auch die Republik hätte kein Interesse an einer Verstaatlichung.

Die ÖVAG hat bis September 607 Mio. Euro Nettoverlust ausgewiesen, weil weitere Risikovorsorgen, Beteiligungsabwertungen (z.B. der zuvor aufgewertete RZB-Anteil) und Wertberichtigungen u.a. wieder auf das Immobiliengeschäft (Europolis) nötig waren. Wenzel sprach heute von "tabula rasa", die Bilanz sei großteils durch Einmaleffekte belastet. Zum 3. Quartal sei der Großteil der Belastungen, die 2009 zu verbuchen sind, bereits enthalten. Operativ laufe es positiv. Im ÖVAG-Konzern läuft auch ein umfassendes Sparprogramm.

Teilweise über 16 Prozent Eigenkapitalquote

In der Volksbankengruppe wird viel Wert darauf gelegt zu betonen, dass es den regionalen Volksbanken, also den ÖVAG-Eigentümerinnen, sehr gut geht. Die zählten mit zum Teil über 16 Prozent Eigenkapitalquote zur ertragsstärksten Bankengruppe in Österreich. Die Volksbanken würden als Eigner jetzt sehr wohl zur Kassa gebeten, argumentiert Wenzel. Auch sie hätten über ihren Beteiligungsansatz Bewertungsthemen am Tisch.

Wenzel hält an seinem Plan fest, den Volksbanken noch heuer fünf Retailbanken (Wert: 230 Mio. Euro) zu verkaufen. Er sieht da keine Hindernisse vonseiten der EU oder der Aufsicht, es liefen "Gespräche". Mit diesen fünf Banken gehe "kein Funding verloren". Es gebe auch einen Buchgewinn.

Bei der auf Spezial- und Industriefinanzierungen konzentrierten Investkredit seien noch "Fragen des Funding" zu lösen, formulierte Wenzel. "Ich gehe nicht davon aus, dass wir die Investkredit verkaufen werden." Ob diese Tochter mit der ÖVAG fusioniert wird, wird nicht beantwortet. Keine Absichten gibt es, sich aus der Beteiligung an den Osteuropabanken (Volksbank International) zurück zu ziehen. Für die Tochter Europolis werden Optionen geprüft. Da habe man bereits Partnerschaften.

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