Schlecker-Ausverkauf:

Regale leeren sich, Rabatt erhöht

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Insolvenzverwalter braucht Geld für die Gläubiger: 2.800 Filialen ausgeräumt.

Der Ausverkauf bei der insolventen Drogeriekette Schlecker läuft auf Hochtouren. In vielen der bundesweit 2.800 Filialen sind die Regale bereits leergeräumt: "Es gibt einen Run, die Leute stehen Schlange", sagte ein Sprecher der Insolvenzverwalter am Montag der Nachrichtenagentur dpa. Zu Wochenbeginn erhöhte Schlecker die Rabatte auf bis zu 70 Prozent, nachdem die Preise vergangene Woche bis auf die Hälfte gesenkt worden waren. Die Mitarbeiterinnen bestreiten den derzeitigen Ausverkauf mit dem Wissen, Ende Juni die Kündigung zu erhalten.

Der Ausverkauf der Waren verlaufe planmäßig, hieß es am Firmensitz im baden-württembergischen Ehingen. Die Schlecker-Märkte sollen am 29. Juni endgültig geschlossen werden. Das hatten die Gläubiger Anfang Juni entschieden. Einige Märkte werden wohl noch vor dem anberaumten Termin zumachen.

Das ruft auch die Gewerkschaft auf den Plan. "Nun gilt es, zumindest machbare Teillösungen zu finden, um durch die Übernahme von Filialpaketen durch andere Unternehmen so viele Arbeitsplätze wie möglich zu sichern", sagte Stefanie Nutzenberger vom Verdi-Bundesvorstand. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz solle dafür sorgen, dass umsatzstarke Filialen weiter mit Waren versorgt werden. Für die vor dem Aus stehenden Mitarbeiter forderte sie erneut eine Lösung von der Politik.

Bereits Ende März hatten im Zuge der Insolvenz Tausende Schlecker-Mitarbeiter den Job verloren. Laut Bundesagentur für Arbeit (BA) waren von den 11.190 arbeitslos gemeldeten Beschäftigten am 6. Juni 3.561 nicht mehr als Arbeitslose registriert. "Wir haben zwar keine genauen Zahlen, wir gehen aber davon aus, dass die meisten davon eine neue Arbeit gefunden haben", sagte eine Sprecherin.

Insolvenzverwalter Geiwitz erklärte: "Ich bin sehr dankbar für das Engagement der Schlecker-Frauen in dieser für sie sehr emotional schwierigen Situation". Er brauche die Erlöse aus dem Ausverkauf für die Insolvenzmasse, insbesondere "um die Verbindlichkeiten gegenüber den Mitarbeitern selbst wie auch anderen Gläubigern bestmöglich bedienen zu können".

Dem "Spiegel" zufolge wird am Ende für die Gläubiger nicht viel übrigbleiben. Die Forderungen betragen mindestens 665 Mio. Euro. Nach dem Bericht werden nach Begleichung laufender Kosten nur noch 27 Mio. Euro für die Gläubiger bleiben. Die Insolvenzverwaltung sagte dazu nur, dass sie "einzelne Forderungen nicht kommentieren sowie keine Quotenabgabe in diesem Stadium" abgeben wolle. Am 19. Juli werden in Ulm alle gemeldeten Forderungen geprüft. Dann soll die Verwertung der Insolvenzmasse beschlossen werden.

Geiwitz prüft derzeit, ob Firmengründer Anton Schlecker unrechtmäßig Gelder etwa an Familienangehörige übertragen hat. "Wo sich anfechtbare Zahlungen und Übertragungen zeigen, werden sie auch angefochten, um sie der Insolvenzmasse zuzuführen", sagte der Sprecher.

Die "Wirtschaftswoche" berief sich am Montag auf ein Gutachten von Geiwitz, nach dem sich der mögliche Ertrag aus der Verwertung des pfändbaren Privatvermögens auf nur 118.000 Euro beläuft. Auch das wollte der Sprecher nicht kommentieren.

Unklar ist noch, was aus den rund 5.000 Beschäftigten von IhrPlatz und Schlecker-XL wird. Experten zufolge sieht es nicht gut aus. Nach bisherigem Stand bedeutet die Pleite von Schlecker am Ende auch das berufliche Aus für etwa 25.000 Menschen.

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