Fast doppelt so viel Gewinn wie 2010. Fast 56.000 Mitarbeiter.
Europas größter Softwarehersteller SAP hat im vergangenen Jahr so viel Geld verdient wie nie zuvor. Unter dem Strich blieben den Walldorfern 3,44 Mrd. Euro und damit fast doppelt so viel Gewinn wie im Vorjahr 2010.
"Wir haben unsere Vorgaben bei weitem übertroffen", sagte SAP-Finanzvorstand Werner Brandt am Mittwoch bei der Jahresbilanz in Frankfurt am Main. Auch nach den neuen Bestmarken sind die Walldorfer zuversichtlich, dass die Erfolgsserie nicht abreißt. SAP sei auf dem besten Weg, das Umsatzziel von 20 Mrd. Euro bis 2015 zu übertreffen. Der Softwarekonzern zählt mittlerweile fast 56.000 Vollzeitstellen und bläst nun zum Frontalangriff auf die Konkurrenz.
"Es war das beste Jahr in der Geschichte unseres Unternehmens", sagte SAP-Co-Chef Bill McDermott. "Und in unserer Pipeline steckt diesmal noch mehr als vor einem Jahr." Während es beim Erzrivalen Oracle jüngst gar nicht rund lief, blickt SAP durch die Bank auf Rekordzahlen: Der Gesamtumsatz stieg im vergangenen Jahr um 14 Prozent auf 14,2 Mrd. Euro. Das weitere Wachstum wollen die Walldorfer mit neuen Produkten wie der jungen Echtzeit-Technologie Hana und Zukäufen schaffen. So soll schon im laufenden ersten Quartal 2012 die milliardenschwere Übernahme des Cloud-Computing-Spezialisten SuccessFactors unter Dach und Fach sein. Die Firma ist in der sogenannten Datenwolke unterwegs, wo Kunden online über verteilte Rechenzentren auf Anwendungen zugreifen.
"Wir sind sehr gespannt auf das, was demnächst noch vor uns liegt", sagte Bill McDermott. Für 2012 soll es im zentralen Bereich der Software und softwarebezogenen Dienstleistungen ein zweistelliges Plus geben. "Wir sind bereit, auch im Geschäft mit den Datenbanken und der Cloud zum Marktführer aufzusteigen", sagte Co-Chef Jim Hagemann Snabe. In Deutschland rangiert SAP laut Branchenberechnungen hinter Microsoft, aber vor Oracle, Datev und der Software AG. Global steht SAP gemessen am Umsatz hinter Microsoft, IBM und Oracle.
Im Kampf um die Marktanteile soll den Walldorfern vor allem Hana als neue Wunderwaffe dienen. Mit dem neuen System müssen bei umfangreichen Rechenprozessen Daten nicht mehr aus Festplatten rein- und rausgeladen werden, sondern stehen direkt im Arbeitsspeicher zur Verfügung. Das verkürzt die Dauer der Anwendungen teils von vielen Stunden auf Sekunden. Die Potenziale der Anwendungen sind riesig.
Operativ verbuchte SAP im vergangenen Jahr 4,88 Mrd. Euro Gewinn, was nach 2,59 Mrd. Euro zuvor einem Plus von 88 Prozent entspricht. Dieser Sprung basiert zu einem Großteil ausgerechnet auf einem juristischen Triumph über den Konkurrenten Oracle. 2011 hatte eine US-Richterin eine vorherige Entscheidung kassiert, wonach die Walldorfer 1,3 Mrd. Dollar Schadenersatz an ihren Erzrivalen zahlen sollten. Weil diese milliardenschwere Wiedergutmachung damit vom Tisch war, durfte SAP die Rückstellungen für dieses juristische Risiko um rund drei Viertel reduzieren - das ließ die Kasse klingeln.
Der Aktienkurs des Dax-Konzerns gab trotz der guten Aussichten in den ersten Stunden des Handels leicht nach und notierte mittags bei etwa 44,40 Euro. Allerdings hatten die Papiere der Walldorfer nach der Vorlage erster Eckdaten der guten Bilanz Mitte Jänner bereits einen deutlichen Sprung um etwa 2 Euro hingelegt.