Rote Zahlen

Thomas Cook muss dramatisch sparen

Teilen

Zweitgrößter Reisekonzern Europas schließt Reisebüros und streicht Hotels.

Nach einem hohen Verlust im abgelaufenen Geschäftsjahr stellt der Vorstand von Thomas Cook sämtliche Geschäftsbereiche von Europas zweitgrößtem Reisekonzern auf den Prüfstand. Im schwächelnden Heimatmarkt Großbritannien sollen 200 Reisebüros geschlossen werden, die Anteilseigner müssen zunächst weiter auf eine Dividende verzichten. Das Management will so den hohen Schuldenberg des angeschlagenen Konzerns in den Griff bekommen und das Vertrauen der Investoren zurückgewinnen.

Im Ende September ausgelaufenen Geschäftsjahr 2010/2011 lag der Vorsteuerverlust bei 398 Mio. Pfund (470 Mio. Euro), wie Thomas Cook am Mittwoch mitteilte. Dabei schlugen hohe Abschreibungen auf Geschäfte in Großbritannien und Kanada zu Buche. Im Jahr zuvor hatte Thomas Cook noch einen Vorsteuergewinn von 42 Mio. Pfund erzielt. Der Umsatz des mit Marken wie Neckermann, Bucher und Öger Tours vertretenen TUI-Rivalen legte um zehn Prozent auf 9,8 Mrd. Pfund zu. Der operative Gewinn sank ohne die Sonderbelastungen auf 304 (Vorjahr: 362) Mio. Pfund und fiel damit niedriger aus als von Analysten erwartet. Die Aktie gab mehr als sechs Prozent nach.

Thomas Cook hatte im abgelaufenen Geschäftsjahr mehrmals seine Gewinnprognose gesenkt. Dem hoch verschuldeten Konzern setzen die Zurückhaltung der Verbraucher auf dem Heimatmarkt sowie die Folgen der Unruhen in Nordafrika und die allgemeinen Marktturbulenzen zu. Auch das erste Quartal habe schwach begonnen, erklärte der Vorstand. Vor allem in Großbritannien laufen Thomas Cook die Kunden aus Angst vor einem Zusammenbruch des deutsch-britischen Reisekonzerns davon. Dort sollen nun 200 der 1.300 Reisebüros, die nicht gut laufen, geschlossen werden. Der Konzern will darüber hinaus seine Flugzeugflotte in der Region auf 35 von 41 Maschinen verkleinern, für die Sommersaison 2012 wurden zudem 500 Hotels, die hinter den Zielen zurückbleiben, aus dem Portfolio genommen. Der Konzern erwartet sich davon jährliche Einsparungen von 110 Mio. Pfund.

Lesen Sie auch

Die Nettoverschuldung von Thomas Cook stieg zum 30. September auf 891 (Vorjahr: 804) Mio. Pfund. Ende November gelang es dem Konzern, die dringendste Finanzlücke vorerst zu schließen und vereinbarte mit seinen Banken neue Kredite über 200 Mio. Pfund. Es war bereits das zweite Mal binnen fünf Wochen, dass die Banken Thomas Cook beispringen mussten.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.