Offensive bei 5G & Co.

Samsung will Huawei-Probleme ausnutzen

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Manager und Angestellte werden von Smartphone- zu Netzwerksparte umgeschichtet.

Samsung  will Profit aus den  Spionagevorwürfen  gegen den weltgrößten Netzwerkausrüster Huawei schlagen und sein eigenes Infrastrukturgeschäft ausbauen. Es würden mehr Ressourcen in den Bereich gesteckt, sagten mehrere Firmenvertreter sowie Branchenkenner der Nachrichtenagentur Reuters. Demnach wechseln Manager und andere Angestellte von der schwächelnden Handysparte zur Netzwerk-Tochter.

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Motto: "Jetzt, oder nie"

Der Technologiegigant setzt angesichts der weltweiten Schwierigkeiten des Branchenprimus darauf, dass jetzt die Stunde der Südkoreaner schlägt. Den chinesischen Rivalen Huawei beuteln Spionagevorwürfe. In vielen Industriestaaten laufen Anstrengungen, den Anbieter sowie seinen kleineren heimischen Konkurrenten ZTE vom Ausbau des 5G-Netzes auszuschließen. Der neue Mobilfunkstandard, der deutlich schnellere und reibungslosere Übertragungsraten verspricht, wird derzeit erst eingeführt. Beim Vorgängernetz 4G haben die meisten Telekomkonzerne weltweit mit den Chinesen zusammengearbeitet.

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Bis zu 1.500 neue Mitarbeiter

"Wir stärken unser Netzwerkgeschäft, um Möglichkeiten in einer Zeit auszuschöpfen, in der Huawei im Mittelpunkt von Sicherheitsbedenken steht", sagte einer der Samsung-Insider. Analyst Kim Young Woo vom Finanzdienstleister SK Securities rechnet damit, dass Samsung noch im laufenden Jahr 1.000 bis 1.500 neue Mitarbeiter einstellt, zusätzlich zu den bestehenden rund 5.000. Denn bisher hinken die Südkoreaner nicht nur Huawei deutlich hinterher, sondern auch den beiden europäischen Anbietern Ericsson und Nokia. In der Branche sind die Bemühungen Samsungs längst aufgefallen. So wird der französische Anbieter Orange, der bisher auf Huawei vertraut, noch in diesem Jahr erste 5G-Tests mit Samsung vornehmen. "Samsung macht im Moment einen großen Vorstoß in Europa", sagte ein Industrievertreter.

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Europa und Indien im Fokus

Dabei konzentriert sich Samsung nicht nur auf Europa, sondern ist auch in Indien auf der Suche nach neuen Kunden. So ist die Firma in Gesprächen mit dem Anbieter Reliance Jio, Hauptzulieferer für den 5G-Aufbau zu werden. Unter Dach und Fach sind bereits 5G-Verträge mit den Telekomfirmen AT&T, Verizon und Sprint. Im Gegensatz zu Huawei und den Europäern liefert Samsung häufig jedoch nur einige Bestandteile. Den Marktbeobachtern von Dell'Oro zufolge stammen lediglich drei Prozent der weltweiten Telekom-Infrastruktur von Samsung, während Huawei 28 Prozent stellt. Dem Finanzdienstleister Eugene Investment zufolge verdiente Samsung operativ im vergangenen Jahr mit Netzwerktechnik rund 680 Mio. Euro, Nokia kam dagegen auf 1,2 Mrd. Euro und Ericsson auf 1,85 Mrd. Euro. Zu Huawei gibt es keine Zahlen.

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Mega-Investition in neue Bereiche

Angesichts der  Schwächen auf dem Smartphone- und Chipmarkt  will Samsung in den nächsten drei Jahren 22 Mrd. Dollar (19,54 Mrd. Euro) in 5G-Technologien und andere Felder investieren. Wie viel von der Summe genau in 5G wandert, lässt der Konzern - auch auf Anfrage - offen. Neben den notwendigen Investitionen in neue Technik wird das Unternehmen einige Gelder benötigen, um Talente anzulocken. "Wir benötigen mehr Software-Ingenieure und wollen mit der Regierung zusammenarbeiten, um diese zu finden", zitierten Regierungsvertreter den Samsung-Chef Jay Y. Lee aus einem Gespräch mit dem Ministerpräsidenten Lee Nak Yeon.

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Nokia und Ericsson deutlich defensiver

Während Samsung auf Expansion setzt, befinden sich Nokia und Ericsson auf einem ganz anderen Pfad und sind eher dabei, Kosten zu streichen. Bisher konnten sie nach Einschätzung von Branchenkennern kaum von den Huawei-Problemen profitieren. Allerdings sind die Zyklen im kosten- und zeitintensiven Telekomsektor lang und Veränderungen in den Geschäftsbeziehungen machen sich erst nach und nach bemerkbar.

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