Gefahr für Europa: Österreich zählt zu besonders gefährdeten Ländern.
Die Kinderlähmung könnte Jahre nach dem letzten Fall in Europa aus Expertensicht über Syrien wieder zurückkehren. Für Israelurlauber bestehe ebenfalls ein verstärktes Infektionsrisiko, schreiben der Epidemiologe Martin Eichner von der Universität Tübingen und Stefan Brockmann vom Reutlinger Kreisgesundheitsamt in der Fachzeitschrift "Lancet". Österreich zählt zu den besonders gefährdeten Ländern.
Vermehrt Infektionen aufgetreten
Während in Israel bisher nur vermehrt Infektionen mit dem Poliovirus aufgetreten seien, habe die WHO in Syrien bereits einen Ausbruch mit mindestens zehn Krankheitsfällen bestätigt. Bereits vor den derzeitigen politischen Wirren habe 2011 die Impfquote in Syrien nur bei rund 75 Prozent gelegen, sagte Eichner.
Geringe Impfrate
Auf einen Krankheitsfall kämen zudem häufig Hunderte oft unbemerkt Infizierte. Daher gelte es, das weitere Ausbreiten der Erreger zu verhindern. Wegen einer geringen Impfrate seien in Europa die Länder Bosnien-Herzegowina, die Ukraine und Österreich besonders gefährdet.
Die Forscher wollen ihre Arbeit jedoch nicht als Beitrag in der Debatte um die Aufnahme von syrischen Flüchtlingen gedeutet wissen. Flüchtlinge werden etwa bei der Ankunft in Deutschland in Aufnahmestellen auf Krankheiten untersucht, und es wird ihnen zu einer Impfung geraten, erklärte Brockmann. In Israel gebe es wieder mehr Schluckimpfungen. Die Forscher raten dennoch, in Gegenden mit vielen syrischen Flüchtlingen verstärkte Kontrollen in Erwägung zu ziehen.