Für Körper und Erde: Das ist die Planetary Health Diet.
Das gute Gewissen erkauft man sich schon lange nicht mehr mit einem Bahnticket. Denn Umweltbewusstsein geht weit über die Grenzen des „Auto versus Öffis“-Diskurs hinaus. Es umfasst jede Kaufentscheidung, jede Nutzung von natürlichen Ressourcen und jeden Bissen Nahrung, den wir zu uns nehmen. Die Ernährung ist integraler Bestandteil unseres täglichen Lebens und unserer Kultur. Doch nicht nur das: Die Wahl unserer Nahrungsmittel und deren Mengen haben weitreichende Auswirkungen auf unsere Umgebung.
Essen belastet die Umwelt
Rund 80 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent produziert alleine das Land Österreich jährlich. Diese riesige Menge Kohlenstoffdioxid wird in die Umwelt freigesetzt. Neben den Sektoren Industrie und Verkehr ist die Landwirtschaft ein Hauptverursacher für die Emissionen. Doch gilt es zu bedenken, dass die Lebensmittelproduktion als Ganzes in sämtliche andere Sektoren hineinwirkt und so besonders große Auswirkungen auf die klimatische Entwicklung hat – begonnen bei der Rodung von Wald– zugunsten landwirtschaftlicher Nutzflächen bis hin zum mitunter weiten Transport von Rohstoffen, Tieren und fertigen Nahrungsmitteln. Die gute Nachricht ist, dass wir diese Entwicklung mit einer Handvoll Ernährungsmaßnahmen positiv beeinflussen können. Die noch bessere Nachricht: Umweltschonendes Essen hilft auch der Gesundheit. Denn was der Erde guttut, tut meist auch dem Körper gut.
Erste „Diät“ für die Erde
Wissenschafter der EAT-Lancet Commission konnten kürzlich eine solche ideale Ernährungsweise entwerfen. Die Expertengruppe aus sechszehn Ländern und verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen (z. B. Medizin, Ernährung, Klimaforschung und Landwirtschaft) haben die sogenannte „Planetary Health Diet“ entwickelt. Sie gibt erstmalig klare Ernährungsempfehlungen vor, durch deren Einhaltung sowohl Körper als auch Planet gesundet werden sollen. Dabei stellt auch die Kalorienmenge einen entscheidenden Faktor dar: Die Wissenschaftler empfehlen als täglichen kalorischen Richtwert für Erwachsene 2.500 Kalorien. Diese Zahl muss jedoch individuell, entsprechend Aktivitätslevel, Alter, Größe und Geschlecht, adaptiert werden. Die Wissenschaftler stellten fest, dass Überkonsum – also das Essen über den persönlichen Kalorienbedarf hinaus – eine Form von Verschwendung ist, die sowohl der Umwelt als auch der Gesundheit schadet.
Ernährung nach der „Planetary Health Diet“
Wie sieht diese Ernährungsweise nun in der Praxis aus? Im Wesentlichen wird der Fokus auf mehr Gemüse und Obst gelegt. Vollkorn, pflanzliches Protein und ungesättigte pflanzliche Fette werden ebenfalls großgeschrieben. Der Fleischkonsum, der besonders negativ zur Klimabilanz beiträgt, wird stark gedrosselt. Auch Milchprodukte und Zucker werden begrenzt. Um das Modell der „Umwelt-Diät“ greifbarer zu machen, haben die Experten der EAT-Lancet Comission klare Mengenempfehlungen definiert, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen: Täglich 300 Gramm Gemüse, 200 Gramm Obst, 250 Gramm Milchprodukte (wie Käse, Milch, Joghurt), 232 Gramm Vollkornprodukte oder Reis, 75 Gramm Hülsenfrüchte (wie Linsen, Bohnen, Kichererbsen), 50 Gramm Kartoffeln, 50 Gramm Nüsse, 40 Gramm ungesättigte Fette, 31 Gramm Zucker, 29 Gramm Geflügel (oder eine Portion pro Woche), 28 Gramm Fisch, 14 Gramm rotes Fleisch (das ist so viel wie ein Rind-Burgerpatty pro Woche oder 1 Rindersteak pro Monat), 13 Gramm Eier (entspricht circa eineinhalb Eiern pro Woche) und 11,8 Gramm gesättigte Fette.
Umsetzbarkeit und Mehrwert
Natürlich handelt es sich bei diesen Mengenangaben vor allem um Richtwerte, das räumen die Experten ein. Denn weder ist es praxistauglich, jeden Tag 13 Gramm Ei zu verspeisen, noch sind die Nahrungsmittelgruppen überall auf der Welt und in jedem Haushalt im erforderlichen Maße verfügbar – und das in der wünschenswerten Qualität. Dennoch können die Mengenangaben ein wertvoller Leitfaden sein. Dazu kommt, dass auch andere, ergänzende Maßnahmen wichtige Beiträge leisten. Denn abseits der „Planetary Health Diet“ können Sie viel dazu beitragen, die Umwelt zu schonen und dabei gleichzeitig auf Ihre eigene Gesundheit achten. Wer etwa vorwiegend regionale Lebensmittel kauft, erspart ihnen nicht nur lange Transportwege, sondern kauft in der Regel auch frischer und vitaminreicher. Gleiches gilt bei saisonaler Ware: Gemüse und Obst, die Saison haben, sind besonders nährstoffreich und darüber hinaus auch schmackhaft. Saisonaler Kauf erspart dem Klima ebenfalls Abgase. Wer hingegen im Winter auf Erdbeeren besteht, riskiert nicht nur einen großen ökologischen Fußabdruck, sondern auch, dass die Nahrungsmittel unter künstlichen Bedingungen erzeugt wurden oder endlos lange Wege hinter sich haben. Ein weiterer Mehrwert-Aspekt ist „Bio“. Zwar gibt es mittlerweile einige Grauzonen, die ausgelotet werden, doch zeugen Bio-Zertifikate im Allgemeinen von weniger Pestizid- und Medikamentengebrauch in der Herstellung und von strengeren Reglements, was die Kultivierung der Felder und Aufzucht sowie Haltung von Tieren betrifft. Auch bei der Verpackung von Lebensmitteln entscheiden Sie mit, wie stark die Umwelt belastet wird: Wer Plastik reduziert, auf Wiederverwertbarkeit setzt und Fertigprodukte vermeidet, tut Körper und Erde etwas Gutes. Gute Planung und dadurch bewussteres Einkaufen mindert außerdem die Verschwendung von Ressourcen und entlastet die eigenen Finanzen.
1. Weniger Fleisch
Qualität Die Einschränkung des Fleischkonsums entlastet Ihre Gesundheit sowie die Umwelt gewaltig. Tierische Produkte beinhalten nicht nur eine hohe Konzentration an gesättigten Fettsäuren, die der Gefäßgesundheit schaden, sondern verbrauchen in ihrer Herstellung auch große Mengen an natürlichen Ressourcen.
Versuchen Sie, Mahlzeiten im Voraus zu planen und probieren Sie sich an vegetarischen und veganen Rezepten, um die gewohnten Fleischgerichte mit schmackhaften, fleischlosen Alternativen abzuwechseln. Rezeptideen und Inspirationen finden Sie in endlosem Maße online.
Auch immer mehr Fleischersatzprodukte erreichen den Markt, die eine willkommene Abwechslung bieten.
Achten Sie beim Fleisch- und Fischkauf auf höchste Bio-Qualität und Nachverfolgbarkeit.
2. Regional & saisonal
Gewusst wann Mit dem Kauf von regionalem und saisonalem Obst und Gemüse stellen Sie sicher, dass Sie besonders nährstoffreiche Lebensmittel konsumieren (da sie nicht frühzeitig geerntet werden müssen) und gleichzeitig die lokale Wirtschaft fördern.
Durch den Fokus auf lokale Produkte ergeben sich gleichzeitig kürzere Transportwege, was Abgase geringer hält und dem Klima guttut.
Achten Sie beim Kauf daher genau auf den Ursprung der Ware laut Etikett und kaufen Sie möglichst aus Österreich oder – falls nicht anders möglich – zumindest aus europäischer Herstellung.
3. Bessere Planung
Bewusst Übermäßiger Konsum und schlecht geplante Einkäufe führen meist zu Verschwendung, die unnötig das Klima belastet. Ein zu großes Angebot an Lebensmitteln erzeugt riesige Mengen an Müll und verbraucht viele Ressourcen.
Um den Lebensmittelmüll im Eigenheim so gering wie möglich zu halten, empfiehlt es sich, Mahlzeiten vorauszuplanen und die Einkaufsliste danach zu strukturieren. So landen wertvolle Nahrungsmittel nicht im Abfall, sondern im Topf. Auch Ihr Haushaltsbudget profitiert enorm von guter Vorbereitung. Es reicht, wenn Sie sich jede Woche einige Minuten Zeit nehmen, um Ihre Einkäufe gut zu planen.
4. Plastik reduzieren
Wiederverwertung Plastikmüll ist eine riesige Bedrohung unserer Umwelt und Gesundheit. Vermeiden Sie es, verpackte Lebensmittel zu kaufen, setzen Sie auf Recycling und Wiederverwertung von Trinkflaschen oder Behältern und kaufen Sie Qualität und möglichst nachhaltige Materialien anstatt preiswerter Plastikprodukte mit sehr überschaubarer Haltbarkeit.
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