Neben den Symptomen kann auch die Ursache einer Allergie langfristig behandelt werden. Der Experte klärt auf über die verschiedenen Formen der innovativen AIT-Therapie sowie ihre Vor-und Nachteile.
Eine Überreaktion des Immunsystems auf eigentlich harmlose Substanzen wie Pollen, Gräser oder bestimmte Lebensmittel wird als Allergie bezeichnet. Der Organismus sieht sie als Bedrohung an und leitet Abwehrmechanismen ein. Etwa eine Million Menschen hierzulande sind beispielsweise von einer Pollenallergie betroffen. Sie äußert sich unter anderem mit Symptomen wie laufender, juckender oder verstopfter Nase, Niesattacken, gereizten Augen, Husten, usw.
Aufgrund der Klimaerwärmung und der erhöhten Belastung durch Umweltschadstoffe wie Ozon, Schwefelund Stickoxide fällt die Pollensaison Experten zufolge besonders stark aus. Die Pflanzen sind "verwirrt" und zur Erhaltung ihrer Art, stäuben sie nun mehr - das wird zur Belastungsprobe für die Betroffenen. Um die genannten Beschwerden vorübergehend loszuwerden, helfen symptomatische Arzneimittel. Langfristige Linderung bringt jedoch die Allergen-Immuntherapie, bei der die eigentliche Ursache der Allergie behandelt wird.
Langfristige Linderung
Verschiedene Formen der allergenspezifischen Immuntherapie (AIT) - auch Hyposensibilisierung oder Allergieimpfung genannt -kommen laut Univ.-Doz. Dr. Felix Wantke, Leiter des Floridsdorfer Allergiezentrums zum Einsatz: Die subkutane (SCIT) Therapie als Injektion und die sublinguale Immuntherapie (SLIT), die als Tropfen oder in Form der modernen Schmelztablette verabreicht werden. Je nach Verträglichkeit und Allergie wird von den Mediziner:innen eine Form empfohlen. Die AIT-Therapie dauert etwa drei Jahre. Durch regelmäßige Verabreichung des Allergens in einer bestimmten Dosierung, entwickelt das Immunsystem allmählich eine Toleranz gegenüber dem Allergen.
Verordnung
Die Therapie wird nach Diagnosestellung von einem Facharzt oder einer Fachärztin der Pädiatrie, der Dermatologie, der Pneumologie, von HNO-Ärzt:innen oder auch Allergieambulatorien verordnet. Zunächst erfolgt die Anamnese -ein ausführliches Gespräch, in dem detektivisch hinterfragt wird, unter welchen Umständen und in welcher Intensität, welche Symptome auftreten. Nachweisen lassen sich Allergien mittels Skin-Prick-Tests (Hauttests) und Bluttests bei denen sogenannte spezifische IgE-Antikörper (sind für die Vermittlung bestimmter allergischer Reaktionen verantwortlich) im Blut nachgewiesen werden.
Sublinguale Therapie (als praktische Schmelztablette und in Tropfenform erhältlich)."Klarer Vorteil der sublingualen AIT-Therapie ist, dass die Patient:innen sie selbst einnehmen können, ohne regelmäßig zu Ärzt:innen gehen zu müssen", so der Allergieexperte. Pro Allergen muss man ein Präparat nehmen, Mischformen werden laut Univ.-Doz. Wantke nicht hergestellt. Die erste Einnahme erfolgt unter ärztlicher Aufsicht bei Fachärzt:innen, danach kann z. B. die Tablette selbstständig zu Hause eingenommen werden. Einmal täglich wird sie unter die Zunge gelegt, wo sie sich rasch auflöst.
Subkutane Therapie (Injektion). "Man beginnt mit einer Aufdosierungsphase von einigen Wochen (circa fünf bis zehn Injektionen) - die Anzahl der notwendigen Injektionen kann dabei je nach Hersteller variieren. Zunächst werden kleinste Mengen an Allergenen verabreicht und die Dosis wird gesteigert, damit das Immunsystem sich allmählich daran gewöhnen kann. Dann gibt es eine Erhaltungsdosis, das heißt die Menge des Mittels, die regelmäßig eingenommen werden muss, damit der erwünschte Therapieeffekt eintritt. Die Injektionen (subkutane Therapie) werden von Hausärzt:innen verabreicht. "Vorteil der subkutanen Behandlung ist, dass man sie besser adaptieren und individuell an die Patient:innen anpassen kann", so der Allergieexperte. Bei den "Sublingualen" gibt es nur eine Dosis und sie könne nicht individuell an die Patient:innen angepasst werden.
Nebenwirkungen
"Bei der subkutanen Behandlung können ein Jucken, Brennen sowie Schwellungen der Injektionsstelle auftreten. Kommt es zu stärkeren Reaktionen wie etwa einer Urtikaria (Anm.: Nesselsucht), kann die Dosis reduziert werden", so der Allergieexperte. Als klassische Nebenwirkung der sublingualen Immuntherapie können ein lokales Jucken sowie Brennen auftreten", informiert der Arzt. Doch normalerweise nehmen diese Begleiterscheinungen im Laufe der Therapie ab.
Besserung
Nach drei Jahren sollte es den Patient:innen deutlich besser gehen - es sollte eine deutliche Minderung der Symptome erreicht werden. Kommt es dennoch weiterhin zu Beschwerden, setzt man lokale Antihistaminika ein.