Neue Therapie bei Gebärmutterhalskrebs

„Peeling“ gegen Krebs

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Neue Therapie bei Vorstufen des Gebärmutterhalskrebses

ForscherInnen des Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien und des AKH Wien haben eine völlig neue, erfolgreiche Therapie entwickelt. - Neues aus der Krebstherapie aus dem neuen gesund&fit Magazin.

Bei 82 Prozent der Patientinnen erfolgreich
Es klingt zu schön, um wahr zu sein, ist aber mit Studien belegte Tatsache: ForscherInnen des Comprehensive Cancer Center (CCC) der MedUni Wien und des AKH Wien haben eine neue Therapie gegen die Vorstufen des Gebärmutterhalskrebses entwickelt, die durch eine Infektion mit dem humanen Papillomavirus (HPV) entstanden sind. Die neue Therapie ist nicht nur einfach anzuwenden und sehr kostengünstig, sondern führt auch nach nur einer Anwendung bei 82 Prozent der Patientinnen zu einem kompletten Rückgang des Virenbefalls. Eine Sensation „made in Vienna“. Wir verraten alles Wissenswerte zur HPV-Infektion und erklären, wie die Therapie funktioniert.

Alle Infos rund um den Gebärmutterhalskrebs 1/3
Die Fakten
Zwar handelt es sich in der westlichen Welt um eine im Vergleich zu etwa Brustkrebs relativ seltene Krebserkrankung, allerdings werden pro Jahr bei etwa 40.000 Frauen Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert. Mit einer frühzeitigen Behandlung kann so das Fortschreiten der Erkrankung verhindert werden. Während an Gebärmutterhalskrebs öfter Frauen ab 50 erkranken, treten Krebsvorstufen oft schon bei sehr jungen Frauen auf.


Folgenreiche Infektion

Der häufigste Ansteckungsweg ist jener über Sexualkontakte, allerdings reicht in manchen Fällen schon Hautkontakt aus. Neugeborene können sich im Zuge der Geburt ebenfalls anstecken, wenn die Mutter Trägerin des Virus ist. Eine Ansteckung ist dabei gar nicht selten; mehr als zwei Drittel der Menschheit infiziert sich im Laufe ihres Lebens mit HPV. Für über 90 Prozent ist das Virus völlig harmlos! Es existieren rund 150 verschiedene HPV-Typen, die im besten Fall zwar unangenehme, aber relativ harmlose Genitalwarzen verursachen, sich im schlechtesten Fall als onkogen (krebserregend) erweisen. Zu den häufigsten sogenannten „high risk“-Typen zählen in Europa die Typen 16 und 18. Sie können zu Krebsvorstufen führen und in weiterer Folge Gebärmutterhals- und Scheidenkrebs, weitere Genitalkrebsformen und Krebs im Bereich des Rachens und des Kehlkopfes verursachen.

Neue Therapie
Die klassische Therapie der schwerwiegenden Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs besteht aus einem operativen Eingriff, der sogenannten Konisation. Dabei wird Gewebe im Bereich des äußeren Muttermundes entnommen. Der wesentliche Nachteil dieser Technik liegt darin, dass nach einer Konisation die Frühgeburten-Rate der Frau deutlich ansteigt. Wie das Wiener Forschungsteam nun zeigen konnte, ist es möglich, Betroffenen den belastenden Eingriff und das erhöhte Frühgeburtenrisiko zu ersparen. Das Beste: Der Vorgang ist schonend, günstig und vergleichsweise einfach.

Das „Peeling“
Zum Einsatz kommt 85-prozentige Trichloressigsäure, eine Substanz, die traditionell für medizinische und kosmetische Schälkuren wie eine Art „Peeling“ angewendet wird. Sie wird auf die betroffenen Areale am Gebärmutterhals lediglich aufgetupft. Die starke Säure führt dazu, dass die erkrankten Bereiche verschorft werden. Nach der Behandlung setzt ein Ausfluss ein, der rund zwei Wochen lang dauert und dazu dient, die Schleimhaut nach der Behandlung abzustoßen. Im Zuge des Eingriffs können leichte Schmerzen auftreten. Etwas, das man gerne in Kauf nimmt, wenn man sich das beeindruckende Ergebnis der Behandlung vor Augen führt: Acht Wochen nach der Anwendung konnte bei 82 Prozent aller behandelten Frauen eine komplette Remission festgestellt werden. Paul Speiser, Abteilung für allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie der Universitätsfrauenklinik der MedUni Wien und des AKH Wien, Mitglied des CCC und Leiter der Studie: „Das Ergebnis ist äußerst positiv, denn der Eingriff ist für Experten auf dem Gebiet der HPV-bedingten Veränderungen am Gebärmutterhals sehr einfach durchzuführen: Es bedarf außerdem lediglich einer geringen Einschulungszeit, man benötigt keine Geräte oder andere OP-Infrastruktur und die Säure selbst ist auch günstig.“ Der Mediziner freut sich: „Damit steht uns eine echte Alternative bei der Therapie dieser Erkrankung zur Verfügung, die auch für ärmere Länder sehr interessant ist.“

Warum trotzdem zur Impfung?
Auf die Impfung sollte dennoch nicht verzichtet werden, schließlich können HP-Viren nicht nur Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs, sondern auch unangenehme Genitalwarzen verursachen; und das nicht nur bei Frauen. Eine Impfung von Mädchen und Jungen ab dem 9. Lebensjahr wird daher unter anderem von der österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe empfohlen.
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