Individuell verschieden Jeder hat eine andere Vorstellung vom „Glück“. Doch es gibt echte „Glücksbringer“, die laut Wissenschaftler:innen bei allen wirken. Wir verraten, wie man sie aktiviert.
Das Glücksgefühl ist subjektiv, individuell, nicht von Dauer und von Mensch zu Mensch, aber auch von Situation zu Situation verschieden. Jeder hat seine eigene Vorstellung von Glück. Manche denken eine tolle Karriere würde sie glücklicher machen, für viele bedeutet ein Lottogewinn das ultimative Glück, u. a. suchen ihr Glück in der Liebe. Doch eines haben wir gemeinsam: „Alle Menschen wollen glücklich sein“, brachte es Aristoteles auf den Punkt. Aber was bedeutet Glück überhaupt und können wir auch ohne Traumjob, viel Geld und einem Partner/einer Partnerin glücklich werden? Die Antwort auf diese Fragen gaben uns Psychiater/Neurologe Dr. Georg Psota, Psychologin Heidemarie Smolka sowie Sozialmediziner Prof. Dr. Michael Kunze und Journalistin/Bloggerin Dr. Silvia Jelincic.
Der Versuch einer Definition
„Als Sozialmediziner war die Glücksforschung für mich immer schon besonders interessant. Denn ein glückliches Leben hält uns Menschen nachweislich gesund. Daher ist es auch für die Sozialmedizin essenziell, die Ergebnisse der Glücksforschung im Blick zu haben“, schreibt Prof. Dr. Michael Kunze im Buch „Der Glückskompass“. Doch die Definition von Glück sei ähnlich schwierig wie die Definition von Gesundheit, so der Mediziner. Glück als Abwesenheit von Unglück zu beschreiben, sei für ihn nicht richtig. Genauso sei es falsch, Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit zu definieren, denn durch Krankheiten lerne der Körper. Das Immunsystem bilde dadurch Abwehrkräfte, die in weiterer Folge Schlimmeres verhindern können. Durch Unglück könne man ebenfalls lernen: „Wir können gleichsam ein psychisches Immunsystem ausbilden, sodass wir danach längere Phasen ungetrübten Glücks erleben und genießen können.“
Glück lasse sich aber aus biochemischer Sicht leichter definieren, heißt es im Buch. Es sei schlicht die Ausschüttung größerer Mengen an bestimmten Botenstoffen im zentralen Nervensystem. Diese Ausschüttungen seien so etwas wie der kleinste gemeinsame Nenner des Glücks und man könne diesen Vorgang selbst beeinflussen bzw. fördern – ohne Medikamente oder Drogen versteht sich. Aktivieren wir unser körpereigenes Belohnungssystem, fördern wir damit auch unsere physische und psychische Gesundheit. Es müsse einem aber bewusst sein, dass das ein besonderer Zustand sei und kein permanenter, unterstreicht Dr. Psota. Was aber macht glücklich?
Empathie und Altruismus
„Deine erste Pflicht ist, dich selbst glücklich zu machen. Bist du glücklich, so machst du auch andere glücklich“, sagte einst der deutsche Philosoph und Anthropologe Ludwig A. Feuerbach. Und in der heutigen Gesellschaft wird Egoismus sogar zelebriert. Es stellt sich aber die Frage, ob man tatsächlich glücklicher wird, wenn man sich an erster Stelle setzt.
Die Sozialpsychologin Elizabeth Dunn untersuchte mit Kolleg:innen in einer Studie den Unterschied zwischen Schenken und Selbstbeschenken, wie im Glückskompass berichtet wird. Die Forschungsfrage war, ob am Ende des Tages Menschen glücklicher sind, die Geld für sich selbst oder doch jene, die Geld für andere ausgeben? Das Ergebnis der Studie: Das Beschenken mache deutlich glücklicher. Eine Folgestudie der Wissenschaftler:innen verdeutlichte auch den Grund dafür. Andere zu beschenken, mache uns noch glücklicher, weil man damit soziale Kontakte knüpfe und Bindungen eingehe. Menschen sind nun einmal soziale Wesen und deshalb auf Bindungen und Beziehungen zu anderen angewiesen. Kunze und Jelincic fassen also zusammen: „Egoismus und Narzissmus führen in die Depression, Altruismus und Empathie machen uns glücklicher. Unser Leben nach diesem Prinzip auszurichten, sei es durch soziales Engagement welcher Art auch immer oder mehr Achtsamkeit in allen unseren Beziehungen, angefangen von jener zur Kassiererin unseres Supermarktes bis zu jener zu unseren Lebensgefährten, ist wahrscheinlich die größte und stabilste Quelle des Glücks, die uns zur Verfügung steht.“
Dankbar & einfach sein
Auch Bescheidenheit und Dankbarkeit können Smolka zufolge Glück erzeugen. Gerade während der Coronapandemie sei es hilfreich, sich zum Beispiel an den einfachen Dingen im Leben zu erfreuen und seine Erwartungen zu reduzieren. Denn glücklicher werde man, wenn man auch die kleinen Wunder um sich erkennt – ohne um die halbe Welt reisen zu müssen, so die Psychologin. In ihrem Buch „Gelassenheit to go“ schreibt sie: „Das Glück ist da. Es ist jetzt. Es liegt im EINFACH sein. Einfach SEIN.“ In diesem Sinne: Viel Glück für 2022!
Gedanken zum Thema Glück von Heidemarie Smolka
Was ist Glück?
Gibt es Glück in Coronazeiten?
Wie kann man sich während der Pandemie Glücksmomente schaffen? Unsichtbare Glücksbringer
✏ Mir Gutes tun |
Nachgefragt bei Dr. Georg Psota Chefarzt der Psychosozialen Dienste in Wien , FA für Psychiatrie und Neurologie.
Was ist Glück?
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